: Junimond im Sonnenlicht
Noch bis Freitag: das Sommerfestival „Junimond“ auf dem Campus der Universität. Livemusik, Theaterstücke und mehr – nicht zuletzt soll das Ganze der Motivation derjenigen dienen, die wider die neue Bildungspolitik des Hamburger Senats aktiv sind
„Ja klar, ein politischer Zusammenhang lässt sich immer finden“, sagt Alexander Haak vom AStA der Uni Hamburg. Doch ehrlicherweise gibt er zu: „Beim ‚Junimond‘ geht es eigentlich vor allem um gute Musik, Spaß und Tanzen.“
Seit gestern steht der Uni-Campus zum Semesterende erklärtermaßen Kopf: Fred Adrett, Flucht ist keine Lösung und anderen kam es zu, die Hauptbühne vor dem Audimax anzuwärmen. Am heutigen Donnerstag geht es ab 16 Uhr weiter unter dem Motto „weltweit“ mit Musikgruppen aus Chile, Mexiko und Frankreich. Auf die wettertechnisch zuverlässigere Nebenbühne in der Hauptmensa kommen ab 19 Uhr die „jamaikanischen Urväter des Reggae“ Caveman und das Bushfire Soundsystem. Am Freitag dann ist „Hitzefrei“ das Motto. Hamburger Größen – der Tag firmiert auch als derjenige mit dem „Hamburger Schule“-Programm – kommen auf die Haupt- und Nebenbühne, darunter Kajak, Der Fall Böse, Sport, Parole Trixi, Les Garcons, Tomte und tigerBeat.
Vertreten ist auch Kultur jenseits von Musik: Zwei Theatergruppen der AStA-Kulturkurse haben während des Sommersemesters die Stücke Was ihr wollt und Alle sind krank erarbeitet. Die kryptische Interpretation eines Schauspielers: „Wer Jugend sagt, ist ein Betrüger, wer nicht gerne älter wird, der lügt.“ Aufführungen sind noch heute und morgen um 22 und 23.30 Uhr im Hörsaal des pädagogischen Instituts (Von-Melle-Park 8).
Außerdem haben natürlich auch Flohmarkt- und Getränkestände ihren Platz, etwa Spezialitäten aus Nicaragua, deren Erlös einem Schulprojekt zugute kommt, oder auch Indisches Essen. „Hamburg, bleib bitte schön bunt“, sei die Botschaft, so Haak.
Im vergangenen Jahr fand das Festival unter dem Namen „Sommernachtstraum“ statt. Dieser Name wurde inzwischen rechtlich geschützt und darf deshalb nicht mehr verwendet werden. Jetzt also „Junimond“, „nicht nach der Teenie-Band Echt“, sagt AStA-Vorsitzender Sebastian Leber,„sondern nach Rio Reisers Song.“
Das Festival geht Hand in Hand mit den derzeitigen Protestaktionen der Studierenden. Demonstrationen, Streiks und sogar eine Geiselnahme sind seit einigen Wochen Ausdruck ihrer Opposition gegen die Politik des Wissenschaftssenators Jörg Draeger. Auch zu Beginn von „Junimond“ organisierte der AStA wieder eine Aktion: In der Mönckebergstraße demonstrierten am Mittwoch mehr als 3000 Studenten, jede Fachschaft sollte sich präsentieren. Ethnologiestudentin Bianca (26) rannte deshalb gestern in einem thailändischen Kostüm über den Campus; später wollte sie Frühlingsrollen verkaufen und Interessierte über thailändisches Leben informieren. „Ethnologie ist ein wichtiges und spannendes Fach und durch Drägers Politik akut gefärhdet“, sagt sie. Nach den Protestaktionen wolle sie – wie vermutlich viele ihrer Kommilitonen – auf den Campus zurückkehren, um im hoffentlich regen Treiben des „Junimond“ weiterzumachen – mit mehr Spaß, nicht unbedingt weniger ernst gemeint.
HELENE BUBROWSKI
„Weltweit“ (u.a. Revoluzza, Le P‘tit Jezu, Caveman): Donnerstag; „Hitzefrei“ (u.a. Kajak, Parole Trixi, Sport, Tigerbeat, Tomte): Freitag, jeweils ab 16 Uhr, Hauptbühne vor dem Audimax, ab 19 Uhr auf der Nebenbühne (Mensa); Infos und Programm www.asta.uni-hamburg.de
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