Jugendliche in der Pandemie: Polizeigewerkschafter für Party

Thomas Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft schlägt sich auf die Seite der Jugend – und hat damit recht. Outdoor-Partys für alle!

Polizisten stehen vor einer Wiese im Stadtpark, auf der Jugendliche feiern

Kontrollierte Party: Jugendliche und Polizisten im Stadtpark Foto: Georg Wendt/dpa

Die Polizeigewerkschaften sind sich uneinig. Streitthema sind die Jugendlichen, die einfach nicht hören wollen. Dabei wäre es so einfach: Verbringt euren Sommer im Kinderzimmer, dann müsste die Polizei auch nicht draufhauen! Die will das ja gar nicht wirklich.

Thomas Jungfer, Landessprecher der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), schlägt sich jetzt tatsächlich auf die Seite der Jugend. Am Donnerstag forderte er Senat und Innenbehörde auf, Lockerungsmaßnahmen effektiver zu gestalten: „Warum gibt es kein Veranstaltungsangebot für Geimpfte, Genesene und Getestete? Wo ist das Coronakonzept für St. Pauli und die Schanze?“, fragt Jungfer.

Er verweist dabei auf Schleswig Holstein und Niedersachsen, wo Inzidenzen trotz immer weiterer Öffnungsschritte dank entsprechender Hygienekonzepte nicht steigen. Der Hamburger Senat bleibe jedoch stur.

Stattdessen müsse die Polizei es am Ende richten. Und wenn die Lage dann eskaliere, seien sie wieder die Bösen: „Ich habe so ein bisschen die Befürchtung, dass wir irgendwann als Verlierer der gesamten Coronazeit hier rausgehen.“ Und das kann ja nun wirklich niemand wollen.

Robustes Vorgehen angedroht

In der Gegenposition steht die ähnlich klingende, jedoch anders abgekürzte Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die bleibt ihrem Image treu und formuliert vor allem Drohungen: „Um den Erfolg der Pandemiebekämpfung nicht zu gefährden, ist es notwendig, dass die Rechtsverordnungen weiterhin durchgesetzt werden – auch gegen den Widerstand einzelner Bürgerinnen und Bürger“, teilte sie Ende Mai mit.

Die Hamburger Polizei brauche weiterhin politische Rückendeckung, um gegen die Feierenden „konsequent und – wo nötig – robust“ vorzugehen. Die Regierung ist also Verbündeter, die Jugend der Sündenbock.

Hinter dieser Rhetorik steckt Ageismus, also Altersdiskriminierung. Indirekt werden Bedürfnisse von Jugendlichen als unkontrollierte Triebe abgewertet. Selbstfindung und sozialer Austausch werden zu primitiven Saufgelagen umgedeutet, um gewaltvolles Einschreiten der Polizei politisch zu legitimieren.

Dabei scheinen es ja Teile der Polizei selbst verstanden zu haben, wie Jungfer beweist: Gäbe es kontrollierte Outdoor-Partys mit Hygienevorschriften, würde sich auch die Lage an den Corona-Hotspots entspannen. Vielleicht ist die Polizei bald so mit Streiten beschäftigt, dass die Jugend unbemerkt das Haus verlassen kann.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.