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Jürgen Gottschlich über Kämpfe in der Provinz Idlib in SyrienLetzter Rückhalt der Rebellen

Vergessene Konflikte haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich früher oder später schmerzhaft zurückmelden. Das ist jetzt in Syrien der Fall. Seit aus dem Land keine neuen Flüchtlinge mehr nach Europa kommen und Assad mit russischer und iranischer Unterstützung die wichtigsten Zentren Syriens wieder unter seine Kontrolle gebracht hat, beginnen mehr und mehr Staaten, den Krieg für erledigt zu halten.

Am Wochenende machte zunächst US-Präsident Donald Trump darauf aufmerksam, dass es im Osten Syriens ein riesiges Gebiet gibt, das Assad noch nicht kontrolliert und um das sich gefälligst Europa einmal kümmern soll, weil er, Trump, die amerikanischen Soldaten von dort jetzt abziehen wird. Einen Tag später erschütterte ein katas­trophaler Bombenanschlag die Provinz Idlib und erinnerte daran, dass es hier, im Nordwesten Syriens, ebenfalls noch ein Überbleibsel des Krieges gibt, das durchaus das Potenzial hat, die Welt noch einmal zu erschüttern.

In der Provinz Idlib ist der Rest der syrischen Revolution versammelt, eingekreist von Assad-Truppen und abgeriegelt von der türkischen Grenze. Dieses letzte Rebellengebiet, in dem knapp vier Millionen Menschen leben, gleicht immer mehr einem Freiluftgefängnis, in dem sich der Al-Qaida-Ableger Hai’at Tahrir al-Scham (der sich früher Nusra-Front nannte) anschickt, einen islamischen Staat zu errichten, ähnlich wie die Hamas in Gaza und unter ähnlichen katastrophalen Bedingungen.

Die Islamisten wollen nicht den vom türkischen Präsidenten Erdoğan mit seinem russischen Kollegen Putin ausgehandelten Waffenstillstand, sondern wollen bis zum bitteren Ende kämpfen.Das bedroht nicht nur die Bevölkerung in der Provinz Idlib, sondern könnte im schlimmsten Fall doch noch einmal zu einer Flüchtlingswelle führen, die dann über die Türkei auch Europa erschüttert.

Wenn Deutschland, Frankreich und Großbritannien das verhindern wollen, dürfen sie Idlib nicht allein Putin und Erdoğan überlassen, sondern müssen sich jetzt für Frieden und Wiederaufbau in Syrien engagieren.

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