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Journalisten in der TürkeiWegen „Putschversuchs“ angeklagt

Nach der Wahl sind zwei Chefs eines liberalen Magazins angeklagt worden. Angeblich sollen sie versucht haben, die türkische Regierung gewaltsam zu stürzen.

Presse ohne Freiheit: Die jüngste „Nokta“-Ausgabe wurde aus dem Handel genommen. Foto: dpa

Istanbul AFP | In der Türkei sind am Dienstag zwei regierungskritische Journalisten unter dem Vorwurf eines „Putschversuchs“ angeklagt worden. Der Chefredakteur und der leitende Redakteur des liberalen Nachrichtenmagazins „Nokta“ seien wegen des Vorwurfs festgenommen worden, die Regierung gewaltsam stürzen zu wollen, teilte das Magazin im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Hintergrund ist die Titelseite des Magazins nach der Parlamentswahl vom Sonntag.

Die Polizei hatte am Montag die „Nokta“-Büros in Istanbul gestürmt und die beiden Journalisten Cevheri Güven und Murat Çapan festgenommen, weil sie den Sieg der regierenden islamisch-konservativen AKP bei der Wahl auf der Titelseite als „Anfang des Bürgerkriegs in der Türkei“ bezeichnet hatten.

Ein Gericht in Istanbul ordnete anschließend an, dass die jüngste Ausgabe des Blatts aus dem Handel genommen werden müsse, da die Öffentlichkeit darin zu einem Verbrechen angestachelt würde.

Während des Wahlkampfes in der Türkei waren die Behörden wiederholt gegen Medien vorgegangen, die sich kritisch über Staatschef Recep Tayyip Erdoğan äußerten.

Vor laufender Kamera wurde etwa der Sitz des Medienkonzerns Koza İpek gestürmt und die Kontrolle über zwei Fernsehsender übernommen. Die Polizei setzte dabei Tränengas und Wasserwerfer ein. Bei „Nokta“ gab es bereits im September eine Razzia wegen eines Titelblatts, das sich satirisch mit Erdoğan auseinandersetzte.

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6 Kommentare

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  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Erdogan weist schon, was für die Türkei gut ist. Weiter so.

  • Angela Merkel findet den Regierunschef diesen Landes ganz in Ordnung, wahrscheinlich beneidet sie ihn genau deswegen, weil die sich von 'Journalisten' dort gar nix bieten lassen und die sofort ins Gefängnis werfen lassen. Dass diese Wahlen frei und fair waren, ist doch geradezu lächerlich.

    • @Andreas_2020:

      Vermutlich ist das auch so eine "lupenreine Demokratie".. Erdogan durfte ja auch schon ein paarmal bei uns Wahlkampf betreiben. Wie schön, dass man bei Bedarf die Demokratie anderer Länder für eigene Zwecke nutzen kann, um sodann im eigenen Land das zarte Pflänzchen zu zertreten - mit Rückendeckung aus dem demokratischen Ausland. Ziemlich perfide...

  • Weshalb wundert mich dies nun überhaupt nicht?

  • Jede kritische Zeitung in der Türkei sollte darauf verzichten Bilder von Regierungsmitgliedern zu zeigen, oder ihre Namen auszuschreiben.

    Das sind die unabhängigen Medien ihren inhaftierten Kollegen schuldig.

    Ihre Gesichter und Namen sind -jeden Tag- zu veröffentlichen.

     

    Ist die Presse so schwach, daß sie nicht mehr weiß, wie man konstruktiv handelt ?

    • @adagiobarber:

      "Das sind die unabhängigen Medien ihren inhaftierten Kollegen schuldig.

      Ihre Gesichter und Namen sind -jeden Tag- zu veröffentlichen."

       

      Was glauben Sie, wie lange das gut geht und das Land überhaupt noch

      über vereinzelte kritische Blätter verfügt?

       

      Ihr erster Vorschlag wäre aber schon bedenkenswert.