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Wirtschaftsministerin gegen KlimazieleReiche opfert uns den Reichen

Jonas Waack
Kommentar von Jonas Waack

Die CDU kämpft lieber für den unverminderten Überreichtum einer winzigen Zahl von Menschen als für den Erhalt unserer Lebensgrund­lagen.

Mit Reiche werden die Reichen reicher und das Klima schlechter Foto: dts/imago

Z u starr findet Katherina Reiche, Bundeswirtschaftsministerin von der CDU, die Klimaziele. Frühere Bundesregierungen hätten die Ambitionen hochgeschraubt, beschwert sie sich, „ich weiß nicht, ob man das vorher durchgerechnet hat“ – obwohl die hochgeschraubten Ambitionen vor allem einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu verdanken sind.

Schon zu Anfang von Reiches Amtszeit warnte Lobbycontrol, sie sei fossile Lobbyistin. Damals konnte man noch sagen: Lasst sie erst mal machen, immerhin hat sie als frühere Chefin eines Netzbetreibers viel Ahnung vom Netzausbau, ihrer wichtigsten Aufgabe. Inzwischen – keine acht Wochen später – ist klar: Reiche und die CDU torpedieren Klimaschutz, wo sie können.

Zuerst zum Durchrechnen, das ist nämlich recht leicht: Klimaschutz – beschleunigter Erneuerbaren-Ausbau, besserer ÖPNV, klimaneutrales Heizen – lässt die Wirtschaft schneller wachsen, ganz abgesehen von den monströsen Klimafolgeschäden, die man so vermeidet. Das hat die OECD ausgerechnet. Kein Klimaschutz ist teurer als Klimaschutz, das beweisen Studien und Katastrophen wie im Ahrtal oder in Valencia immer wieder.

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Als Bundesministerin ist Reiche umgeben von Leuten, die die entsprechenden Zahlen und Fakten kennen. Unwissen kann nicht erklären, warum sie angemessenes Tempo beim Klimaschutz und ganz nebenbei ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts infrage stellt. Es ist schlicht so: Klimaschutz kostet Geld. Und dieses Geld muss auch aus den Profiten der Unternehmen und den Vermögen der Milliarden-Erben kommen, die so gern Geld an die CDU spenden.

Reiche kämpft lieber für den unverminderten Überreichtum einer winzigen Zahl von Menschen als für den Erhalt unserer Lebensgrund­lagen. Sie ist dabei nicht allein: Ihr Parteifreund Landwirtschaftsminister Alois Rainer schafft Umweltbilanz fürs Düngen ab, CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer sägt an den Klimazielen. Die Christ­de­mo­kra­t*in­nen opfern den Wohlstand des Landes dem Reichtum Einzelner.

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Jonas Waack
Klima-Redakteur
Jahrgang 1999, zuständig für Klima-Themen im Ressort Wirtschaft und Umwelt. Stadtkind aus Mecklenburg, möchte auch sonst Widersprüche vereinbaren. Bittet um Warnung per Mail, falls er zu sehr wie ein Hippie klingt.
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4 Kommentare

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  • Den Grundtenor teile ich.

    Die Argumentation ist aber zu einfach und verkennt den Konflikt in der Bevölkerung. Es geht beim Klimaschutz um Vertrauen. Vertraut man darauf dass die Mitmenschen innerhalb der eigenen Gesellschaft und dass ausreichend andere Gesellschaften mitmachen, ist man zu teurem Klimaschutz bereit. Hat man Angst am Ende für Klimaschutz und Klimaschäden komplett bezahlen zu müssen, empört man sich über den Klimaschutz.

    Die deutsche Bevölkerung weiß leider gar nicht, dass andere Länder besser sind (Frankreich, Großbritannien, Dänemark) oder dass auch China als wichtigstes Land mächtig umsteuert.

  • Es ist halt leider nicht genug Geld im Klimatransformationsfonds um den Klimawandel aufzuhalten, weil das Geld dringend benötigt wird, um den Gaspreis zu subventionieren.

  • Wer ist "uns"?

    • @J. G.:

      Das geht doch glasklar aus dem Kontext des ganzen Artikels hervor.