Johnny Depp witzelt über Donald Trump: Sunnyboy in der Abwärtsspirale
Wollte der Schauspieler mit seiner Kritik am US-Präsident nur ein bisschen Beifall? Donald Jr. fordert von Disney seine Entlassung.
Geschmacklich lässt sich über den Witz, den Hollywoodstar Johnny Depp am Donnerstag auf einem Filmfestival im britischen Glastonbury riss, sicher streiten. In Anspielung auf das Attentat eines Schauspielers auf US-Präsident Abraham Lincoln 1865 fragte Depp, hörbar angeschickert, das jubelnde Publikum: „Wann war das letzte Mal, dass ein Schauspieler einen Anschlag auf einen Präsidenten verübt hat?“
Eine Steilvorlage für die Trump’sche PR-Maschine in ihrem „Krieg“ gegen die Medien und das ach so linke Hollywood war es allemal. Aus Washington verfiel man ob des als Gewaltaufruf gegen Präsident Trump verstandenen Satzes in Schnappatmung. Präsidentensohn Donald Trump jr. will den Schauspieler wirtschaftlich ruiniert sehen und forderte die Disney-Filmstudios über Twitter unter dem Hashtag #FireDepp auf, ihn zu entlassen.
Der 54-jährige Depp kommt aus den Negativschlagzeilen seit Monaten nicht heraus. Vor wenigen Tagen berichteten Boulevardmedien, der Schauspieler, der zu den bestbezahlten Hollywoods zählt, stehe kurz vor der Pleite. Ein Jahr zuvor hatte seine Exfrau, die Schauspielerin Amber Heard, ihn der häuslichen Gewalt bezichtigt.
Es scheint abwärtszugehen mit dem einstigen Posterboy Hollywoods, der seit Beginn seiner Karriere 1983 fast jedes Jahr mindestens einen großen Film gedreht hat. Dreimal war der für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert.
Ursprünglich wollte Depp mit der Schauspielerei nur seine Musikkarriere finanzieren. Mit 12 lernte er Gitarre spielen, mit 15 brach er die High School ab, kam mit Drogen und Alkohol in Berührung, beging Diebstahls- und Vandalismusdelikte. Über den neuen Freund seiner ersten Frau kam er an seine Debütrolle. Wenige Jahre später hat er als Officer Tom Hanson in der Krimiserie 21 Jump Street den Durchbruch erreicht. Die Medien feiern ihn fortan. Doch als er sich 1998 mit der Sängerin Vanessa Paradis und ihren zwei Kinder nach Frankreich zurückzieht, wird es still ums Privatleben.
Vielleicht haben Johnny Depp am Donnerstag die alten Alkoholprobleme wieder eingeholt. Vielleicht wollte er einfach mal wieder ein wenig Applaus einfahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“