piwik no script img

Jemenitische Rebellen greifen Emirate anGolfmetropolen im Visier der Huthis

Jemens Huthis haben erneut Abu Dhabi angegriffen. Diesmal feuerten sie eine Rakete ab, während Israels Präsident Herzog zu Besuch war.

Bomben auf die Huthi-Rebellen im Jemen: ein Vergeltungsschlag der Arabischen Emirate Foto: Hani Al-Ansi/dpa

Berlin taz | Zum dritten Mal in nur zwei Wochen hat die jemenitische Huthi-Miliz eine Rakete auf die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) abgefeuert. Damit wollen die Huthis dem Golfstaat, der im Jemen großen Einfluss ausübt, offenbar die eigene Verletzbarkeit vor Augen führen. Die Emirate teilten am Montag allerdings mit, die Rakete sei abgefangen worden und die Überreste seien außerhalb von besiedelten Gebieten heruntergefallen. Als Vergeltung sei eine von den Huthis genutzte Raketenabschussbasis in der jemenitischen Region al-Dschauf zerstört worden.

Vor zwei Wochen hatten die Huthis mehrere Ziele in den VAE erfolgreich angegriffen, darunter eine Außenanlage des Flughafens der Hauptstadt Abu Dhabi. Drei Zivilisten wurden bei den Angriffen getötet. Eine Woche später wurden nach emiratischen Angaben zwei auf Abu Dhabi abgefeuerte ballistische Raketen abgefangen.

Die VAE sind einer der einflussreichsten Akteure im Jemenkrieg. Dort hatten die Huthis 2014 weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Die VAE intervenierten 2015 mit Saudi-Arabien aufseiten der jemenitischen Regierung und haben sich seitdem im Südjemen mit dem Aufbau loyaler Milizen Einfluss gesichert.

Für die Führung in Abu Dhabi ist Jemen ein zentrales Puzzleteil in ihrer seit etwa zehn Jahren verfolgten aktiven Regionalpolitik. Mittlerweile kontrollieren die VAE die strategisch wichtige Meerenge Bab al-Mandab, die Richtung Mittelmeer führt, sowie den Hafen von Aden und mehrere Inseln, darunter Sokotra. Wie an der jemenitischen Küste unterhalten die VAE auf Sokotra eine eigene Militärbasis.

Im Jemenkonflikt unterstützten die VAE zudem lokale Kräfte, die formal mit der jemenitischen Regierung verbündet sind und mit dieser gemeinsam die Huthis zurückdrängen wollen, die wiederum vom Iran unterstützt werden. Ein militärischer Sieg der breiten, von den VAE und Saudi-Arabien geführten Anti-Huthi-Allianz über die Huthis scheint jedoch seit Jahren unrealistisch.

Mit Drohnen- und Raketenangriffen haben die Huthis den Jemenkonflikt immer wieder außer Landes getragen. Dass dabei die VAE im Mittelpunkt stehen, ist neu. Als Finanzzentren und internationale Drehkreuze sind Abu Dhabi und Dubai besonders verletzlich. Auch schaden die Angriffe dem von der VAE-Regierung aufgebauten Image des autoritären Golfstaats als progressiver und sicherer Staat in der Region sowie als Tourismusziel.

Jitzhak Herzog auf der Dubai-Expo

Teil der VAE-Strategie ist seit 2020 auch eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel, in deren Rahmen die Staaten ihre Wirtschafts- und Sicherheitszusammenarbeit ausbauen. Der Angriff vom Montag fand während eines historischen Besuchs statt: Erstmals hat mit Jitzhak Herzog ein israelischer Präsident die VAE besucht.

Am Sonntag traf er Kronprinz Mohammed bin Sajid. Am Montag besuchte er die Weltausstellung Expo 2022, die in Dubai stattfindet. „Unser Handel hat bereits eine Milliarde US-Dollar überstiegen und mehr als 120Vereinbarungen wurden unterschrieben“, lobte Herzog die Annäherung während eines Besuchs der Expo. Zudem hätten 250.000 israelische Tou­ris­t*in­nen das Land besucht.

Mit ihrer offensiven Annäherung an Israel bieten die VAE den Huthis eine Angriffsfläche, die diese nun nutzen und sich dabei der Sympathie Irans sicher sein dürften sowie vieler Menschen in der Region, die sonst nichts für die Huthis übrig haben. Huthi-Sprecher Jehia Sarei erklärte am Montag: „Die Emirate werden ein Gegner bleiben, solange die Handlungen des israelischen Feindes in Abu Dhabi und Dubai andauern.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!