Japaner entwickeln Sicherheitsroboter: "Robocop" gibt den Spiderman
Das Land der aufgehenden Sonne ist verrückt nach menschenähnlichen Automaten. Nun hat ein Unternehmen einen Sicherheitsroboter geschaffen, der selbstständig Gauner jagen kann.
In keiner Region der Erde wird enthusiastischer an Robotern geforscht: Japan, so scheint es, will auch diese Technologie in den nächsten Jahrzehnten dominieren. Hersteller wie Honda arbeiten längst an humanoiden Automaten wie dem gehenden Robotermodell Asimo, das den Menschen bald ihre Hausarbeit abnehmen soll, während Sony mit Roboterhunden wie dem Aibo die jüngere Zielgruppe bearbeitet. Selbst Automobilhersteller wie Toyota arbeiten an entsprechenden Konzepten. Allein: Wirklich nützlich sind diese Prototypen und/oder Spielzeuge noch nicht, Kollege Roboter ist noch immer hauptsächlich in den Fabriken der Welt zu finden und nicht in freier Wildbahn.
Der Spezialhersteller Tmsuk aus Kitakyushu in der japanischen Präfektur Fukuoka will dies nun ändern. Das Unternehmen, das bereits seit 1992 an Robotern arbeitet und vom Rezeptionsautomaten bis zum Lebensrettungsroboter eine ganze Palette an Gerätschaften im Angebot hat, bringt zusammen mit dem Sicherheitsdienstleister Alacom demnächst einen Roboter auf den Markt, der sich für die Bewachung von Firmengeländen eignen soll.
T-34 genannt, soll der Automat Mitarbeitern des Wachschutzes assistieren, die nicht ständig das gesamte zu sichernde Gelände übersehen können. Dabei ist das Produkt erstaunlich günstig: Bei 7000 Euro soll es losgehen, wenn in einigen Jahren die Serienproduktion startet. Seine "Opfer" fängt der von seinen Entwicklern auch "Robocop" getaufte Automat mit einem Low-Tech-Ansatz: Er besitzt ein Netz, das er mit hoher Geschwindigkeit auswerfen kann. Damit soll ein Eindringling lange genug festgehalten werden, bis menschliche Verstärkung kommt. Alarm schlägt T-34, dessen Bezeichnung die Tmsuk-Entwickler offensichtlich bewusst vom gleichnamigen sowjetischen Kampfpanzer aus dem zweiten Weltkrieg übernommen haben, per Mobiltelefon-Modul. Ob das bisschen Netz, das der Roboter auswirft, wirklich ausreicht, um den Verbrecher tatsächlich auszuschalten, wird sich in der weiteren Testphase noch zeigen.
Auf den ersten Blick sieht der "Robocop" ganz zahm aus: Es handelt sich um einen etwas mehr als 50 cm großes Wägelchen mit einem Gewicht von rund 10 Kilogramm. Angetrieben wird er von ganz normalen Rädern, eine Sensorstange sorgt dafür, dass er nicht aneckt. Einbrecher werden mit Hilfe von mehreren Bildfühlern erkannt, die Temperaturveränderungen in der Umgebung messen oder sich auf abrupte Bewegungen konzentrieren. Ist der Dieb einmal erkannt, verfolgt der T-34 ihn, bis er in Reichweite für den Netzauswurf ist. Damit dies nicht passiert, wenn sich etwa ein Tier auf das zu überwachende Gelände begeben hat, fragt der Roboter vor dem Start der Verfolgungsjagd in der Alarmzentrale nach. Die kann dann mit einem Blick auf das Kamerabild entscheiden, ob ein wirklicher Eindringling oder eine Katze T-34 in Aufregung versetzt hat. Ein Knopfdruck genügt dann, um Gegenmaßnahmen einzuleiten und den Einbrecher dingfest zu machen.
Tmsuk bewirbt seinen "Robocop" unter anderem mit dem Argument, dass die Technologie sich als effizienter als Fachtrupps und/oder zentrale Alarmanlagen erweist. Letztere sorgten zu häufig für Fehlalarme, während erstere personalkostenintensiv seien. Mit mehreren T-34 auf einem Firmengelände könne ein einziger Wachmann in der Zentrale große Bereiche übersehen, um dann jeweils gezielt einzugreifen. Der Automat erreicht mit seinen vier Rädern immerhin eine Geschwindigkeit von bis zu 10 Stundenkilometern. Da er recht leise vorgeht, entdecken ihn Einbrecher vermutlich nur in den seltensten Fällen.
Derzeit prüfen japanische Behörden, ob sie T-34 eine Zulassung erteilen wollen. In einigen Jahren könnte dann die Serienproduktion starten. Tmsuk rechnet sich gute Absatzchancen aus. Ob das kleine Netz allerdings reichen wird, um Einbrecher dingfest zu machen und ob das Gerät Verbrecher tatsächlich in Angst und Schrecken versetzen wird - das sind ganz andere Fragen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“