Jahresbericht der Mozilla-Stiftung: Mit Googles Geld gegen Google
Der Browser Firefox ist das Erfolgsprojekt der Mozilla Stiftung, kommt aber im Jahresbericht kaum vor. Der neue Plan: mit viel Geld das mobile Web befreien.
Für eine gemeinnützige Stiftung ohne Gewinnstreben geht des der Mozilla Foundation finanziell erstaunlich gut. 163 Millionen Dollar nahm die US-Stiftung allein im Jahr 2011 ein, wie sie jetzt in ihrem Jahresbericht bekannt gab. Die Gewinne kommen hauptsächlich aus dem Suchfeld in dem Erfolgsprojekt Firefox.
Wer mit dem OpenSource-Browser bei Google sucht oder gar Produkte bei Amazon sucht, verschafft der Stiftung Provisionszahlungen. Gerade Google als größter Geldgeber profitiert von Firefox. So stellte die Mozilla Foundation die US-Suchmaschine auch als Standard für russische Nutzer ein und verwies die einheimische Suchmaschine Yandex auf die Plätze.
Firefox ist nach wie vor das Erfolgsprojekt der Foundation. Der schnelle Browser hat es nicht nur geschafft, das Monopol des damals scheinbar unangreifbaren Konkurrenten Microsoft zu durchbrechen, sondern hat das gesamte Web wieder auf einen anderen Pfad gebracht. Ohne die Vorarbeit von Firefox wären alternative Browser wie Googles Chrome wohl nicht so schnell erfolgreich geworden. Die Lethargie der Webentwicklung hätte viele Cloud-Angebote wie Google Maps auf Jahre ausgebremst.
Doch im aktuellen Jahresbericht kommt der inzwischen acht Jahre alte Open-Source-Browser kaum vor. Stattdessen konzentriert sich Mozilla auf seine neuen Projekte. Die wichtigste Baustelle ist das mobile Web: Es gibt seit diesem Jahr nicht nur eine Firefox-Version für Android-Smartphones – die Mozilla Foundation will gleich ein eigenes mobiles Betriebssystem etablieren.
Warum es Mozilla mit den großen Konzernen aufnehmen will, begründet die Stiftung im für die Mobilbranche typischer Marketing-Sprache: „ Wir verbinden Menschen miteinander, ermöglichen es, Erlebnisse zu teilen, und schaffen so eine Welt, die unseren Bedürfnissen entspricht.“
Das soll heißen: Die großen Konkurrenten Apple und Google haben den Markt unter sich aufgeteilt und pflanzen ihre Dienste fast untrennbar auf ihren den Geräten ein. Wer iPhone-Apps will, muss sie bei Apple kaufen, Google setzt bei seinem neuen Musikangebot auf die Hunderte von Millionen Android-Smartphones. Wer das Handy kontrolliert, hat auch ersten Zugriff auf den Geldbeutel des Nutzers.
Vorbei an Google und Apple
Firefox-OS soll anders sein. Statt Apps speziell für das Handy anzupassen, sollen Entwickler ihre Anwendungen direkt im Web-Standard HTML5 schreiben. Die können dann nämlich auch weitgehend auf den Konkurrenz-Plattformen laufen. Entwickler bekämen so einen Weg auf die Handys, der an Google, Apple und Microsoft vorbei führt. Zuerst will Mozilla die Firefox-Handies Anfang 2013 in Südamerika vertreiben – ein Abkommen mit dem Mobilfunkbetreiber Telefónica soll dabei helfen. Durch den Verzicht auf teure Patente sollen die Endgeräte zudem billiger sein.
Daneben setzt Mozilla auf weitere Leuchtturm-Projekte, mit denen die Stiftung den Nutzern zeigt, wie toll und leistungsfähig offene Anwendungen sind. So hat die Stiftung erst in dieser Woche den „Popcorn-Maker“ vorgestellt, ein Videobearbeitungsprogramm im Browser. Clou dabei: Statt nur Videoinhalte kann man mit dem „Popcorn-Maker“ dynamische Inhalte wie Google Maps oder Twitter-Nachrichten einbinden. So bekommen Inhalte einen aktuellen Bezug.
Ob dieses Werkzeug aber mehr Auswirkungen hat, als einer engen Zielgruppe einen Aha-Effekt zu verschaffen, ist allerdings nicht zu erwarten. Aber für solche Experimente hat die Mozilla Foundation auf absehbare Zeit mehr als genug Geld.
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