Israelische Studie: Der Impfstoff wirkt
Erste Ergebnisse aus Israel zeigen, dass bei Corona-Infizierten, die zuvor geimpft wurden, weniger Viren nachweisbar sind.
![Ein medizinischer Mitarbeiter bereitet eine Spritze mit Impfstoff gegen das Coronavirus vor Ein medizinischer Mitarbeiter bereitet eine Spritze mit Impfstoff gegen das Coronavirus vor](https://taz.de/picture/4679212/14/Corona-Impfungen-Israel-1.jpeg)
Die Forscher haben Daten von Patienten ausgewertet, die bis zu 28 Tage nach der ersten Spritze positiv auf Corona getestet wurden. Die zweite Spritze wird nach 21 Tagen verabreicht, der volle Schutz tritt in der Regel eine Woche danach ein. Möglicherweise ist die Viruslast ab Tag 28 also noch stärker reduziert.
„Das sind große Neuigkeiten“, sagte Nadav Davidovitch, Mitglied in Israels Covid-19-Beratungsstab, der selber nicht an der Studie beteiligt war, gegenüber der taz. Aus biologischer Perspektive sei klar, dass jemand mit geringerer Viruslast weniger ansteckend ist: „Welche Konsequenzen dies im richtigen Leben hat und wie viel geringer die Infektiosität von geimpften Personen ist – ob 20, 60 oder 80 Prozent –, das müssen wir in weiteren Studien noch analysieren.“
Derzeit laufen in Israel mehrere Studien dazu, die sich auf verschiedenen Wegen der Frage nähern. „Das Problem ist, dass wir dafür keine randomisierte Studie durchführen können“, so Davidovitch. Dies würde erfordern, Menschen gezielt mit dem Coronavirus anzustecken. „Alle Studien zu dieser Frage sind lediglich beobachtende Studien – auf biologischer, klinischer und epidemiologischer Ebene.“
Was aber bedeuten diese Ergebnisse für das große Ziel der Herdenimmunität, also für den Zustand, in dem die Epidemie beendet ist? „Israel ist derzeit noch weit von der Herdenimmunität entfernt. In Anbetracht der infektiöseren Mutationen bräuchten wir möglicherweise eine Immunität nicht nur von 70, sondern von 80 Prozent der Bevölkerung“, so Davidovitch. Da 30 Prozent der israelischen Bevölkerung Kinder sind, für die die Impfstoffe noch nicht zugelassen sind, sei eine Herdenimmunität derzeit auch nicht möglich.
Positiver Effekt bei den Über-60-Jährigen
Allerdings ist der Effekt der Impfungen in Israel bereits zu beobachten. Rund 40 Prozent der israelischen Bevölkerung sind schon geimpft. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung erhielt auch schon die zweite Dosis. Die Impfkampagne wurde in Israel Mitte Dezember gestartet, mittlerweile haben etwa 90 Prozent der Über-60-Jährigen zumindest ihre erste Spritze erhalten. Unter ihnen konnte von Mitte Januar bis zum 6. Februar ein Rückgang der Neuerkrankungen um 53 Prozent registriert werden. Bei den Krankenhauseinweisungen betrug der Rückgang 39 Prozent. Die Anzahl der schweren Erkrankungen ging um 31 Prozent zurück, zitierte die israelische Tageszeitung Haaretz den Datenexperten Eran Segal vom Weizmann Institute of Science in Rehovot.
Im gleichen Zeitraum sanken die Neuerkrankungen bei Menschen unter 60 Jahren, für die die Impfungen erst später zur Verfügung standen, um rund 20 Prozent, die Zahl der Krankenhausaufenthalte und schweren Erkrankungen stieg jedoch um 15 bzw. 29 Prozent.
Schlagzeilen machen außerdem zwei Medikamente, die derzeit in klinischen Studien erprobt werden. Dank des am Ichilov Krankenhaus in Tel Aviv entwickelten Wirkstoffs EXO-CD24 haben sich laut eines Berichts der israelischen Internetzeitung Times of Israel sämtliche Personen in schwerem oder mittelschwerem Zustand, denen das Medikament verabreicht wurde, erholt – 29 der 30 Proband*innen innerhalb von drei bis fünf Tagen.
Das Medikament wird einmal pro Tag für einige Minuten inhaliert und bekämpft den Zytokinsturm – eine Überreaktion des Immunsystems auf die Coronavirus-Infektion, die vermutlich für einen Großteil der mit der Krankheit verbundenen Todesfälle verantwortlich ist.
Den Zytokinsturm soll auch eine am Jerusalemer Hadassah-Krankenhaus entwickelte Substanz mit dem Namen Allocetra aussetzen. Von 20 schwerkranken Patient*innen konnten sich 90 Prozent erholen, berichtete der israelische Fernsehsenders Channel 13 am Dienstag. Zahlreiche Mediziner*innen feierten die Medikamente als mögliche „Game Changer“.
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