Israel öffnet Tempelberg wieder: Fatah ruft zu „Tag des Zorns“ auf
Auf dem Tempelberg soll wieder das muslimische Freitagsgebet stattfinden können. Die palästinensische Fatah mobilisiert zu Protesten.
JERUSALEM/WASHINGTON afp/dpa/rtr | Nach der vorübergehenden Schließung des Tempelbergs in Jerusalem soll auf dem Areal am Freitag wieder das wöchentliche muslimische Gebet stattfinden. Auf den Straßen der Altstadt rund um den Tempelberg war es am Morgen zunächst ruhig, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Die Menge an Gläubigen für das Freitagsgebet wurde am späten Vormittag erwartet. Männern unter 50 Jahren soll der Zugang allerdings verwehrt bleiben. Die Polizei will damit mögliche Zwischenfälle verhindern.
Der Tempelberg war Donnerstag abgeriegelt worden, nachdem der jüdische Ultranationalist Jehuda Glick in Jerusalem angeschossen und der mutmaßliche palästinensische Schütze von der Polizei getötet worden war. Glick hatte zuvor einen Vortrag über jüdische Ansprüche auf den Tempelberg gehalten. In der Folge gab es Zusammenstöße, die an den Beginn der zweiten Intifada erinnerten.
Nach der Schließung des Tempelbergs in Jerusalem durch die israelische Polizei am Donnerstag hatte die palästinensische Fatah-Partei zu einem „Tag des Zorns“ aufgerufen. In einer Mitteilung der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa schrieb die Palästinenserorganisation, man betrachte derartige Übergriffe auf den Tempelberg als „Erklärung eines religiösen Krieges gegen das palästinensische Volk“. Die Fatah rief die Palästinenser dazu auf, sich auf dem Tempelberg zu versammeln und dort zu bleiben. Der Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem gehört zu den heiligsten Stätten von Muslimen wie Juden.
US-Außenminister John Kerry hat sich besorgt über die wachsenden Spannungen in Jerusalem geäußert und Israel sowie Palästinenser zur Zurückhaltung aufgerufen. Er forderte am Donnerstag, dass der Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem, der Juden und Moslems gleichermaßen heilig ist, wieder für muslimische Gläubige geöffnet wird. Es sei unerlässlich, dass alle Seiten auf Provokationen verzichteten, mahnte Kerry.
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