Israel in der USA-Iran-Krise: Aufs Schlimmste vorbereitet
Israel hat die Tötung des iranischen Generals Qasim Soleimani durch die USA begrüßt. Nun aber ist das Land in Alarmbereitschaft.
„Israel steht in dieser Auseinandersetzung in der zweiten Reihe“, sagt Uzi Rabi, politischer Analyst an der Universität in Tel Aviv, „doch Israel sollte auf das Schlimmste vorbereitet sein. Nicht weil es wahrscheinlich ist, dass es eintrifft, sondern weil es im Nahen Osten gut ist, auf alles vorbereitet zu sein.“ Rabi rechnet damit, dass sich der Iran zumindest vorerst für einen Vergeltungsschlag entscheidet, der es dem Regime in Teheran erlaubt, das Gesicht zu wahren, die USA aber gleichzeitig nicht erneut zu einer Reaktion zwingt.
Denn Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei ist geschwächt. Er führt ein ökonomisch zerstörtes Land an, in dem es Ende letzten Jahres zu landesweiten Protesten kam. Eine offene militärische Auseinandersetzung ist deshalb wohl nicht im Interesse Teherans, zumal die USA militärisch übermächtig sind.
Dennoch ist Israel in Alarmbereitschaft. „Sollte ein israelisches Ziel nicht genügend geschützt sein und sollte dies zu den Iranern durchsickern, könnten sie dies treffen“, sagt Rabi. Bereits am Freitag sperrte die israelische Regierung den Berg Hermon, ein beliebtes Skigebiet an der Grenze zum Libanon und zu Syrien.
Neben den Vorbereitungen auf das Schlimmste steht Israel nun vor der Aufgabe, die US-Politik zu verstehen, denn einen unberechenbaren Partner kann sich Israel nicht leisten. Vor wenigen Monaten stieß Trump die syrischen Kurden mit seiner Ankündigung vor den Kopf, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen. In Israel wurden Befürchtungen laut, der starke Partner aus Übersee könnte auch die Israelis im Stich lassen. In dieser Runde sieht es nun aber so aus, als stünde Washington fest an der Seite Israels.
US-Schlag gegen Israels Feinde
Die Tötung Soleimanis war nicht nur ein Schlag gegen den Iran, sondern auch gegen die unmittelbaren Nachbarn und Feinde Israels, die von Soleimani aufgebaut oder unterstützt wurden: Mit der libanesischen Hisbollah hielt Soleimani das Assad-Regime in Syrien am Leben und erweiterte die libanesische Front nach Syrien, wohin er iranische Revolutionsgarden und Waffen brachte.
Dadurch provozierte er einen offenen Konflikt mit Israel, das sich seit einigen Jahren gezwungen sieht, Waffenkonvois und iranische Armeebasen in Syrien zu attackieren. An Israels südlicher Grenze unterstützte Soleimani die palästinensische Hamas und baute die palästinensischen Al-Kuds-Brigaden auf, den bewaffneten Arm des Islamischen Dschihad.
In Gaza war der Schock dementsprechend groß. Am Montag reiste Hamas-Chef Ismail Hanijeh zur Soleimani-Trauerfeier nach Teheran. „Soleimani ist ein Märtyrer von Jerusalem“, ließ er verlauten, „die Opposition gegen die amerikanische und israelische Politik wird nicht geschwächt, sondern wird weitergeführt werden.“
In Hanijehs Terminkalender stand laut Roni Shaked, Korrespondent für palästinensische Angelegenheiten der Zeitung Jedi’ot Acharonot, außerdem ein Treffen mit Chamenei, an dem auch der Kommandeur des Islamischen Dschihad teilgenommen haben soll. Es sei zu vermuten, dass Chamenei dazu aufforderte, den Kampf gegen Israel von Gaza aus zu eskalieren.
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