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Israel erhält weiteres deutsches U-BootMit Nuklearwaffen nachrüstbar

Das vierte in Deutschland gebaute Unterseeboot ist in Israel eingetroffen. Das Boot modernster Bauart kann auch mit Atomwaffen bestückt werden.

Gebaut wurde das U-Boot von der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems Bild: dpa

HAIFA afp | Ein viertes aus Deutschland geliefertes Unterseeboot ist in Israel eingetroffen. Wie die Streitkräfte mitteilten, traf das am 8. September in Kiel gestartete Boot am Dienstag in der nordisraelischen Hafenstadt Haifa ein, wo es vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu persönlich in Empfang genommen wurde.

Wie seine drei Vorgänger gehört das „Tanin“ (Krokodil) genannte U-Boot der Dolphin-Klasse an. Ein Drittel der Baukosten hat jeweils die Bundesregierung als Militärhilfe für Israel finanziert. Die 50-köpfige Besatzung hatte vor der Überfahrt monatelang in Nord- und Ostsee trainiert.

Das jetzt eingetroffene Boot ist das erste der israelischen Kriegsmarine, das über ein von Außenluft unabhängiges Antriebssystem verfügt. Diese hochmoderne Technologie verleiht dem Wasserfahrzeug eine größere Reichweite. „Die Tanin verdoppelt unsere Kapazitäten, indem wir nun weiter und tiefer für längere Perioden als vorher abtauchen können“, erklärte Generalmajor Ram Rutberg, Chefkommandeur der israelischen Marine.

Nach Angaben israelischer Militärexperten könnte das Boot für Gegenschläge eingesetzt werden, sollte Israel vom Iran mit nicht-konventionellen Waffen angegriffen werden. Die Unterseeboote der Dolphin-Klasse können von Israel mit Nuklearwaffen nachgerüstet werden, weshalb ihre Lieferung in die Krisenzone Nahost in Deutschland immer wieder für Diskussionen sorgt. Israel hat zwar den Besitz von Atomwaffen offiziell nie bestätigt, verfügt nach Expertenschätzung aber über rund 200 atomare Sprengköpfe.

Netanjahu erklärte anlässlich des Eintreffens des von der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems gebauten Boots: „Die Bedrohungen durch den Iran aus dem Osten und durch islamistische Gruppen in der Region zwingen uns, Israel aufzurüsten. Wir sind entschlossen, unsere Grenzen mithilfe von Barrieren zu Land, Flugabwehrsystemen in der Luft und Unterseebooten zur See zu verteidigen.“

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5 Kommentare

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  • im Prinzip der Ausgewogenheit müsste D auch Uboote an den Iran liefern! Beispiel: dei USA lieferten 16 Jets nach Jordanien, um das Gleichgewicht zu wahren, bekam Israel ebenfalls 16 Jets !

  • Wie war das noch mit Art. 26 Abs 2 GG i.V. mit dem Kriegswaffenkontrollgesetz?

    Es dürfen keine Kriegswaffen in Krisengebiete verkauft/geliefert werden?

    Na zum Glück ist Isreal kein Krisengebiet.

    Ich stell mir gerade vor, Deutschland würde generell KEINERLEI Waffen exportieren. Aber letztlich ist alles nur ein Geschäft, bar von Moral und Ethik. Alles andere ist ne Unterhaltungssendung für die, welche alle vier Jahre ein Kreuzchen machen dürfen/sollen.

    Ich finde das Mindeste wäre es, dann auch konsequnet dazu zu stehen und öffentlich zu sagen, dass Deutschland in Sachen Außenpolitik ausschlieißlich wirtschafltiche Interessenverfolgung betreibt und es in diesem Zusammenhang absolut keinerlei moralische Maßstäbe gibt. Die Realität bestätigt dies inzwischen täglich und ich könnte mir vorstellen, dass die Mehrheit der politisch interessierten Menschen das auch längst verinnerlicht haben!

  • Glückwunsch, taz!

     

    Sie sind das erste überregionale Medium, das diesen bemerkenswerten Vorgang einer Erwähnung würdig findet - in meinem küstenfernen regionalen Käseblatt fand ich immerhin schon am 8.9. anlässlich des Auslaufens der "Tanin" aus Kiel einen Artikel. Im medialen Schatten von Ukraine, Ebola und ISIS ließ sich das ja relativ leicht verstecken, Gaza-Krieg hin oder her.

     

    Angesichts der Tatsache, dass Israel - wieder mal! - ein Geschenk ("Militärhilfe") von mehr als 300 Millionen EURO erhält (die Gesamtkosten der "Tanin" von mehr als einer Milliarde haben Sie nicht erwähnt), dürfen wir uns nicht wundern, dass Netanjahu & Co "Proteste" gegen die ständige Sabotierung aller Friedensbemühungen, etwa durch die "Siedlungspolitik", nicht ernst nehmen. Denn Proteste, die zusammen mit teuren Geschenken überreicht werden, sind verlogen.

    • @Bitbändiger:

      Dass Sie sauer sind auf die deutsche Militärhilfe für Israel will ich nicht weiter kommentieren und denke mir meinen Teil. Allerdings hat das U-Boot nichts mit dem Gaza-Krieg oder dem Palästinenserproblem zu tun. Sie sollten sich mal kundig machen hinsichtlich der verschiedenen Kriege, die Israel gegen diverse islamische Länder führen musste. Vielleicht werden Sie dann verstehen, warum für Israel ein solches U-Boot essentiell sein kann.

      • @CarlitosR:

        Ich nehme an, der Teil den Sie sich "denken", beginnt nach bewährtem Muster mit "Anti...", oder? Geschenkt.

         

        Im übrigen kritisiere ich nicht, dass Israel eine U-Boot-Flotte unterhält, wenngleich mir im Vergleich mit allen potenziellen Gegnern die Overkill-Fähigkeiten bis hin zu Nuklearwaffen schon recht überzogen erscheinen. Ich kritisiere vor allem unsere Bundesregierung, die einerseits völkerrechtswidrige israelische Maßnahmen, voran die fortschreitende Annektion besetzter Gebiete, zwar leise und zaghaft, aber zu Recht als kontraproduktiv für jeden Friedensprozess anmahnt, andererseits aber große Geschenke verteilt, ohne die Netanjahu sicher etwas bescheidener und kooperationswilliger auftreten müsste.

         

        Ich wünsche den Israelis von Herzen ein Leben in Frieden und Sicherheit. Aber es gibt dort offenbar Kräfte, die diesen Zustand fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Und denen sollte man es nicht so leicht machen.