Israel-Reise des Außenministers: Gabriel verzichtet auf NGO-Treffen
Im April 2017 ließ Netanjahu den Außenminister sitzen, weil der sich mit umstrittenen Gruppen traf. Jetzt sprechen die beiden doch.
Während seiner letzten Israel-Reise im vergangenen April traf sich Gabriel unter anderem mit Vertretern der Organisationen B’Tselem und Breaking the Silence. Beide Gruppen dokumentieren Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Palästinensergebieten; in Israel wird ihnen aber vorgeworfen, auch Fehlinformationen zu verbreiten. Netanjahu weigert sich deshalb, ausländische Regierungsvertreter zu empfangen, die auf Terminen mit den beiden NGOs bestehen. Im April 2017 sagte er deshalb ein Gespräch mit Gabriel ab, als dieser schon in Jerusalem eingetroffen war.
Er sei sich immer noch sicher, damals „alles richtig gemacht zu haben“, sagt Gabriel jetzt. Allerdings habe es ihn 2017 auch „tief verunsichert, wie groß der Beifall in Deutschland war“: Applaudiert hätten ihm einige, „die hinter ihren antiisraelischen Positionen eigentlich eine antisemitische Position verborgen haben“. Froh sei er darüber, Netanjahu an diesem Mittwoch treffen zu können.
Gesprächsbedarf gibt es genug. Nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, haben sich die Beziehungen des Landes zu den Palästinensern noch einmal verschlechtert. Gabriel wird jetzt ausloten, wie Deutschland zur Entspannung beitragen könnte. Die USA haben zudem Gelder für das UN-Hilfswerk UNRWA im Gazastreifen gestrichen; hier ist offen, wie die Versorgung mit Lebensmitteln sichergestellt wird. Und schließlich gibt es den Streit über das Nuklearabkommen mit dem Iran, an dem die Europäer festhalten wollen, während die israelische Regierung genau wie die amerikanische auf Änderungen pocht.
Am Ende könnten Gabriel und Netanjahu auch gleich ihr nächstes Treffen planen. Im vergangenen Februar hatte die Bundesregierung für Mai 2017 geplante deutsch-israelische Regierungskonsultationen abgesagt – vermutlich aus Protest gegen die israelische Siedlungspolitik, offiziell aber wegen Terminschwierigkeiten zwischen G20-Gipfel und Bundestagswahlkampf. Ist die Regierungsbildung in Deutschland erst mal geklärt, müssten sich die Terminprobleme eigentlich erübrigt haben. So gesehen könnten die Regierungskonsultationen bald wieder auf den Terminplan rücken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen