Islamisten in Nigeria: Boko Haram schon wieder besiegt
Erneut verkündet Präsident Buhari den Sieg über die Miliz: Ihr Hauptquartier im Sambisa-Wald ist gefallen. Aber viele Kämpfer sind längst woanders.
Buhari, so heißt es, sei „extrem stolz auf die Truppen“. Nun müsse weiter nach den entführten Mädchen von Chibok – noch immer befinden sich 218 der anfangs 276 Schülerinnen in Geiselhaft – gesucht werden.
Das Problem: Genau vor einem Jahr hatte Buhari schon einmal den Sieg über Boko Haram verkündet. „Technisch besiegt“, hieß es 2015. Tatsächlich haben damals wie heute Anschläge zahlenmäßig abgenommen, und die Gruppe hat längst nicht mehr die Stärke von vor etwa zwei Jahren, vor Buharis Wahl zum Präsidenten.
Anfang 2015 kontrollierte die Miliz zahlreiche Landkreise im nordostnigerianischen Bundesstaat Borno und die meisten Regionen der Provinz waren völlig unpassierbar. Die Rückeroberung des Sambisa-Waldes in den Bergen an der Grenze zu Kamerun galt lange Zeit als entscheidend, um Boko Haram zu besiegen.
Rückzug Richtung Tschad-See
Mittlerweile ist klar, dass sich viele Kämpfer einfach in Richtung Tschadsee sowie an die Grenze zum Nachbarland Niger zurückgezogen haben. Das Tschadseebecken ist zwar kein riesiges zusammenhängendes Waldgebiet, doch ähnlich schwer zugänglich, da sich auch dort jahrzehntelang niemand um Infrastruktur gekümmert hat.
Auch internationale Hilfsorganisationen beklagen weiterhin, dass ländliche Regionen im äußersten Nordosten Nigerias nicht erreichbar sind.
Rund um den Tschadsee sind nach aktueller Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR weiterhin knapp 2,2 Millionen Menschen vertrieben. Über eine schnelle Rückkehr wird zwar gerne gesprochen, vor Ort geht davon aber kaum jemand aus. Außerdem ist nicht klar, wie für mehr Sicherheit in entlegenen Gebieten gesorgt werden soll.
Schwere Kämpfe zwischen den Boko-Haram-Flügeln
Unklar ist auch, welcher Flügel von Boko Haram besiegt worden sein soll. Nach monatelangen Auseinandersetzungen hatte sich die Gruppe im August offiziell gespalten. Laut Beobachtern soll es anschließend zu schweren Kämpfen untereinander gekommen sein.
Für Nigerianer dürfte der Flügel um den bisherigen Anführer Abubakar Shekau – der andere unter Abu Musab al-Barnawi sieht sich als Teil des Terrornetzwerks „Islamischer Staat“ (IS) – gefährlich bleiben, verüben seine Anhänger doch wieder vermehrt Selbstmordanschläge. Damit bleibt er eine Gefahr.
Gezeigt hat das ein Anschlagsversuch am Montagmorgen auf dem Viehmarkt in Maiduguri. Bei dem Versuch, sich in die Luft zu sprengen, starb laut Armee eine Selbstmordattentäterin. Eine zweite konnte verhaftet werden.
Niemand geht davon aus, dass diese Angriffe in absehbarer Zeit enden.
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