Islamisches Opferfest in Coronazeiten: Ziegenbock Raja wird Youtube-Star

Zum Opferfest gehört das Schlachten einer Ziege. Die sind in der Pandemie schwer aufzutreiben. In Indien versuchen sich Händler am Online-Vertrieb.

Zwanzig Ziegen stehen aineinandergekettet in einer Reihe und schauen in die Kamera

Die Tage dieser Ziegen sind gezählt, denn zum Opferfest gehört das Schlachten einer Ziege Foto: Thomas Mukoya/reuters

MUMBAI taz | Zwei Männer, Mustafa und Amann, stehen links und rechts neben einer australischen Ziege in einem Hinterhof in Mumbai. Die Kamera ist auf die Drei gerichtet. Im Hintergrund läuft Chillout-Musik, während das weiße Tier mit braunen Flecken und großen Hörnern angepriesen wird. Der Clip zeigt die besten Seiten des Geißbocks Raja.

Dutzende solcher Videos von Viehzüchtern, Händlern und Liebhabern lassen sich derzeit in Südasien auf YouTube finden. Denn ohne Ziege als Opfergabe können sich die wenigsten Muslime dort das Fest vorstellen, das in Indien auch Bakra-Eid genannt wird und bis zum 2. August andauert. Millionen von Ziegen, Schafen und Rindern werden jährlich zu diesem Anlass geschlachtet und mit der Familie geteilt. In Südasien feiern so etwa 600 Millionen Muslime.

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Normalerweise ziehen es die meisten Käufer vor, die Tiere für eines der wichtigsten muslimischen Feste des Jahres persönlich zu begutachten. Doch das ist in Zeiten von Corona nicht möglich: In Mumbai und weiteren Teilen Indiens sind die Ziegenmärkte Pandemie-bedingt geschlossen und auch in den Nachbarländern Bangladesch und Pakistan herrscht Angst vor dem Virus.

Mustafa und Amann selbst sind wenig YouTube-erfahren, doch sie haben Unterstützung von ihrem Freund Shees Qureshi, der Videos aus den Ställen in sozialen Netzwerken teilt und viel mehr nach Snapchat-Star aussieht, als die Jungs mit ihrem Ziegenbock. „Ich wollte meinen Freunden helfen“, sagt er der taz. Sein Video hat nur ein paar Hundert Klicks, aber das hat gereicht, um alle Tiere, die er in den vergangenen Tagen gezeigt hat, zu verkaufen.

Andrang auf Ziegen in der Pandemie

Viele Familien sind auf die Ziegenzucht und den Erlös angewiesen. Doch obwohl die indischen Behörden an die Ziegenhändler appelliert haben, den Vertrieb ins Netz zu verlegen, gab es dafür keine Unterstützung, sagt Qureshi. Deshalb haben Studierende der Aligarh Muslim University im nordindischen Agra Händlern Nachhilfe in Sachen Onlinehandel gegeben, um die Coronakrise zu überbrücken.

In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, sollen auf dem größten Viehmarkt statt 400.000 Tieren pro Woche nur noch 30.000 gehandelt werden. In Pakistan sind Dutzende von Webseiten und Apps wie „Qurbani“ für den Viehhandel entstanden. Doch es fällt den Züchtern schwer, online einen guten Preis auszuhandeln.

In Mumbai kostet ein Tier zwischen 150 und 340 Euro, was leicht einen Monatslohn übersteigt. Trotzt des stolzen Preises und der gestiegenen Arbeitslosigkeit sei die Nachfrage hoch. Doch die Lokalregierung beschränkte die Einfuhr etwa nach Mumbai, wo der große Schlachthof still liegt. Die Behörden befürchten, dass es sonst unweigerlich zu Gedränge kommen würde. Nur die Ziegen, die schon in der Stadt sind, finden nun neue Besitzer.

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