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Irische Überraschung in der WM-QualiTränen und Sekt

Ein junger Fußballer namens Troy Parrott schießt fünf Tore gegen Portugal und Ungarn. Nun träumt ganz Irland von der ersten WM-Teilnahme seit 2002.

Begraben unter Mitspielern und Betreuern: Irlands Held Troy Parrott Foto: Bernadett Szabo/reuters
Ralf Sotscheck

Aus Dublin

Ralf Sotscheck

Das Knallen der irischen Sektkorken war am Sonntagnachmittag bis nach Ungarn zu hören. Irlands Traum von der Qualifikation für die Fußball-WM in Nordamerika 2026 ist wider Erwarten noch lebendig, nachdem Mittelstürmer Troy Parrott in der 96. Minute den 3:2-Sieg gegen Ungarn sicherte. Es war sein dritter Treffer an diesem Tag.

Einen Augenblick lang herrschte danach Totenstille in der Puskás Aréna in Budapest. Dann begriffen die mitgereisten 3.000 irischen Fans, was gerade passiert war. Dabei hatte niemand mehr einen Pfifferling für die Mannschaft gegeben, nachdem sie in den ersten drei Spielen nur einen Punkt geholt hatten. Die Niederlage gegen Armenien in einem schaurigen Spiel war zweifellos der Tiefpunkt. Das Rückspiel in Dublin gewann Irland zwar mit Ach und Krach durch ein Tor von Evan Ferguson, aber das Gekicke gab keinen Anlass für Optimismus, zumal Ferguson für die letzten beiden Gruppenspiele verletzt ausfiel.

So bekam Ersatzmann Troy Parrott seine Chance. Und er nutzte sie vorigen Donnerstag, indem er beide Tore zum unwahrscheinlichen 2:0-Sieg über Portugal erzielte. Es sei der beste Tag seines Lebens gewesen, sagte er nach dem Spiel. Drei Tage später kam es noch besser.

Dabei ging zunächst alles nach Plan für Ungarn. Daniel Lukacs hatte schon nach drei Minuten den Führungstreffer erzielt, und Barnabás Varga brachte Irland nach Parrotts Ausgleich acht Minuten vor der Halbzeitpause mit einem grandiosen Volleyschuss erneut in Führung. Dabei blieb es bis zehn Minuten vor Schluss. Irlands Trainer, der isländische Zahnarzt Heimir Hallgrímsson, hatte nach einer Stunde alles auf eine Karte gesetzt und zwei weitere Stürmer eingewechselt, aber es war Parrott, der erneut traf. In der Nachspielzeit ging Irlands Torhüter Caoimhin Kelleher, der ebenfalls ein sensationelles Spiel gemacht hat, mit nach vorne. Seinen weiten Ball verlängerte Liam Scales mit dem Kopf zu Parrott, und der durchschnittliche Alkoholspiegel auf der Grünen Insel stieg in Windeseile um zwei Promille.

Am Sonntag weinten in der Puskás Aréna am Ende jedenfalls alle – die einen, weil ihr Team nächstes Jahr wieder Mal nur Zuschauer ist, die anderen, weil sie ihr Glück kaum fassen konnten. Am Donnerstag werden die Play-offs ausgelost. Für Irland wäre es bei einem Sieg die erste WM-Qualifikation seit 23 Jahren. Parrotts Pech ist, dass die irische Präsidentschaftswahl bereits im Oktober stattgefunden hat. Die Iren hätten ihn gewählt.

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