Iranische Kriegsschiffe im Suez-Kanal: Israelis fühlen sich provoziert
Erstmals seit 1979 erlaubt Ägypten iranischen Kriegsschiffen die Passage durch den Kanal. Israel sieht darin eine Provokation, ist aber vorerst nicht beunruhigt.
Die Passage zweier iranischer Kriegsschiffe durch den Suezkanal wird in Israel als schwere Provokation empfunden. Zu Zeiten des ägyptischen Expräsidenten Husni Mubarak wäre das nicht möglich gewesen, sagte Israels Außenminister Avigdor Liebermann. Die Fregatte und ein Versorgungsschiff sind die ersten iranischen Kriegsschiffe, die seit der iranischen Revolution im Jahre 1979 den Suezkanal durchqueren.
Kriegsschiffe benötigen für die Passage eine Genehmigung vom ägyptischen Außenamt und dem Verteidigungsministerium. Die ägyptischen Behörden erlaubten den beiden iranischen Kriegsschiffen am Montagmorgen die Durchfahrt, wie aus Sicherheitskreisen in Kairo bekannt wurde. Eine Durchfahrt hätte nur im Kriegsfall untersagt werden können, hieß es von ägyptischer Seite.
Zuvor war den Iranern die Durchfahrt mehrfach verweigert worden. Unter Präsident Husni Mubarak waren die Beziehungen zwischen Ägypten und dem Iran jahrelang sehr schlecht. Ein Mitarbeiter der Suezkanal-Gesellschaft sagte, die Iraner hätten für die Durchfahrt etwa 200.000 US-Dollar bezahlen müssen. Der Iran hat angegeben, die Schiffe hätten weder konventionelle Waffen noch atomare oder chemische Kampfstoffe an Bord.
Die beiden Schiffe sind angeblich auf dem Weg zur syrischen Hafenstadt Latakia, wo ein zwölfmonatiges gemeinsames Training mit der syrischen Marine stattfinden soll. Die iranische Regierung steht zudem im Verdacht, die libanesische Hisbollah mit moderner militärischer Rüstung auszustatten. Die Waffen erreichen den Libanon gewöhnlich auf dem Landweg via Syrien. Damaskus verschließt angeblich die Augen vor den Transporten.
Laut dem UN-Waffenstillstandsabkommen von 2006, das den Krieg zwischen Israel und Libanon beendete, sollte eine Wiederaufrüstung der Hisbollah unterbunden werden. Israel vermutet, dass die schiitischen Extremisten ihre Waffenarsenale inzwischen längst mehr als wieder aufgefüllt haben.
Verteidigungsminister Ehud Barak erklärte, dass Israel die Schiffe sorgfältig beobachte. Bei einem Kurswechsel auf Gaza oder gar die israelische Küste würde die Marine umgehend reagieren. Und auch ohne besondere Vorbereitungsmaßnahmen "könnten die Schiffe sofort versenkt werden", zitierte die liberale Zeitung Haaretz einen hohen Militärbeamten.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf der Regierung in Teheran vor, die "labile Situation im Nahen Osten" zu missbrauchen. Die Sprecher der israelischen Armee enthielten sich gestern eines Kommentars. Laut Haaretz seien auch "keine besonderen Maßnahmen" getroffen worden. Nach Informationen der Nachrichtendienste, "stellen die Schiffe keine Gefahr für Israel dar".
Außenminister Liebermann appellierte an die westlichen Staaten, "die wiederholten iranischen Provokationen" zu konfrontieren. Die internationale Gemeinschaft müsse verstehen, "dass Israel diese Provokationen nicht ewig ignorieren kann". Im November vor einem Jahr hatte die israelische Marine ein mit hunderten Tonnen Waffen und Munition beladenes Frachtschiff abgefangen, das sich aus dem Iran auf dem Weg zur Hisbollah befand. Das Schiff stammte aus einer deutschen Reederei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Kurdische Gebiete unter Beschuss
Stoppt die Angriffe Erdoğans auf die Kurden in Syrien!