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Iran und der Nahe OstenLeicht entflammbar

In Syrien, im Irak, im Libanon und in Saudi-Arabien: Ein in die Ecke gedrängter Iran hätte viele Orte, um die Lage in der Region zu destabilisieren.

Als Protest gegen das Vorgehen der USA verbrennen Abgeordnete in Irans Parlament eine US-Flagge aus Papier Foto: ap

Kairo taz | Die Hauptfront im von US-Präsidenten Donald Trump aufgekündigten Iran-Deal verläuft zweifelsohne zwischen den USA und Europa. Das Entscheidende wird dabei die Frage sein, wie ernst Washington mit der Sanktionierung europäischer Firmen macht, die Geschäfte mit dem Iran machen. Da dürfte der Iran jetzt einfach erst einmal abwarten.

Wenn der Iran dann allerdings das Gefühl bekommt, stranguliert zu werden, wird sich die Hauptfront ganz schnell in die Region Nahost verlagern. Möglichkeiten, die Schrauben dort anzuziehen, hat der Iran mehr als genug.

Der erste Austragungsort wird dann Syrien sein, der zweite der Irak und der dritte der Libanon. Die wichtigsten Akteure neben dem Iran: Israel und Saudi Arabien.

In Syrien deutet alles darauf hin, dass Israel, wie in den letzten Wochen sichtbar, immer enthemmter militärisch dort tätig werden wird. Auch kurz nach der Ankündigung Trumps am Dienstag war dort, laut syrischen Angaben, von israelischer Seite ein syrisches Armee-Depot aus der Luft angegriffen worden. Dabei sollen auch iranische Revolutionsgardisten ums Leben gekommen sein.

Gefahr für Israel aus Syrien

Wie der Iran auf die wachsende militärische Aktivität Israels in Syrien reagieren wird, ist unklar. Die Iraner wissen, dass jedes Vorgehen gegen Israel zur Folge hätte, dass die Europäer, die im Moment der Anti-Iran-Linie der USA und Israels skeptisch gegenüberstehen, sofort beidrehen würden, wenn sich nur andeutet, dass Israel in Gefahr sein könnte.

Ein schwer einzuschätzender Faktor sind hier die iranischen Hardliner, die zuvor durch den Iran-Atom-Deal marginalisiert worden waren. Aber auch in Israel besteht vor allem zwischen Premier Benjamin Netanjahu und einigen seiner Militärs in Sachen Iran-Atom-Deal keine Einigkeit.

Zudem befindet sich in Syrien die verwundbarste Stelle der USA: die im Nordosten des Landes neben kurdischen Milizen stationierten amerikanischen Truppen an der IS-Front. Deren Abzug hatte Trump zunächst in Aussicht gestellt, hatte das aber dann wieder zurückgenommen, als er in die Kritik geriet, die Anti-IS-Allianz damit zu schwächen. Versuche seines Sicherheitsberaters John Bolton, eine arabische Streitmacht aufzustellen, die die USA dort ersetzen könnte, vor allem in Richtung Ägypten, sind bisher wenig erfolgreich.

Eine direkte Konfrontation zwischen Truppen des syrischen Regimes und iranischen Milizen auf der einen und den US-Truppen auf der anderen Seite, wäre ein möglicher Konfrontationskurs der Iraner. Die US-Truppen müssten dann extrem vorsichtig vorgehen, um keine russischen Truppen zu treffen, die ebenfalls vor Ort sind.

Heikle Lage im Irak

Der zweite Austragungsort könnte der Irak werden. Auch dort befinden sich US-Truppen, die in den letzten Jahren de facto mit den iranisch-gesteuerten schiitischen Milizen gegen den IS zusammengearbeitet haben.

Der IS hält dort zwar kein Territorium mehr, ist aber im Untergrund immer noch aktiv. Er könnte also im „de facto Ende“ der gemeinsamen Anti-IS-Front zum lachenden Dritten werden.

Außerdem finden im Irak am Wochenende Parlamentswahlen statt. Dort hat man verzweifelt versucht, das trennende schiitisch-sunnitische Element aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Der irakische Premier Haider Al-Abadi streckt den Sunniten die Hand aus, und hofft, dass sie erstmals seit Jahren wieder zu einem ernsthaften Teil des politischen Systems in Bagdad zu werden.

Die Lehre, die man in Bagdad aus dem Kampf gegen den IS gezogen hatte: je mehr die Sunniten des Landes vom politischen System entfremdet sind, desto einfacher ist es für die Rattenfänger des IS und andere militante Islamisten, sie zu rekrutieren.

An dieser Front könnte er Iran jederzeit wieder Öl in Feuer gießen und die konfessionellen Konflikte des Iraks auf Seiten der Schiiten anheizen. Die Saudis würden dann ihresgleichen bei den Sunniten tun. Hardliner auf beiden Seiten würden sich freuen.

Hisbollahs neue Macht im Libanon

Schließlich ist da noch der Libanon. Dort hat sich die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah zumindest innenpolitisch bisher relativ zurückgehalten. Sie war ein Teil der Regierung der Nationalen Einheit mit dem Premier Saad Hariri.

Nun hat die Hisbollah aber erst in dieser Woche mit ihren Verbündeten die Mehrheit der Parlamentssitze gewonnen. Auch hier kann der Iran einiges anrichten – erneut in direkter Nachbarschaft zu Israel.

Und nicht zuletzt im Jemen kann der Iran via der schiitischen Houthi-Milizen immer wieder gegen die Saudis sticheln. Raketen, die vom Jemen kommend in das tiefste Innere Saudi Arabien zielen, sind zur Normalität geworden. Die Saudis befinden sich im Jemen in einem Krieg, der von keiner Seite militärisch gewinnbar ist und sie haben derzeit keinerlei Exit-Plan.

Auch an der Ölfront könnte der Iran einiges Durcheinanderbringen, mit weitreichenden Konsequenzen für den internationalen Ölmarkt. Von einem erhöhten Ölpreis infolge der Krise mit dem Iran profitieren die Saudis am meisten. Aber fast das gesamte saudische Öl befindet sich im Osten des Landes.

Unzufriedene Schiiten in Saudi-Arabien

Die Schiiten bilden zwar in Saudi Arabien eine Minderheit, aber ausgerechnet im Osten des Landes, im Ölgebiet, sind sie die Mehrheit. Da sie als Bürger zweiter Klasse behandelt werden, herrscht dort Unzufriedenheit. Immer wieder gab es dort in den letzten Jahren kleinere Aufstände. Auch hier könnte der Iran versuchen, eine größere Aufstandsbewegung anzuzetteln.

Alles wird davon abhängen, wie sehr sich der Iran in die Ecke gedrängt fühlt. Kann die USA die Europäer auf Sanktionslinie zwingen oder nicht? Und wenn das der Fall ist: Wie verhalten sich Russland und China? Gemeinsam haben diese beiden viele Möglichkeiten Iran-Sanktionen zu unterwandern und den Iran über Wasser zu halten. Waffen gibt es in Russland, Spitzentechnologien für die iranische Wirtschaft inzwischen auch aus China.

Aber in dem Moment, an dem die iranische Führung das Gefühl hat, nichts mehr zu verlieren, hat sie vielfache Möglichkeiten überall in der Region Lunte anzulegen. Welcher der Akteure, der Iran, Israel, die USA, Saudi Arabien, Europa, Russland oder China als Gewinner oder Verlierer vom Platz gehen, ist noch nicht ausgemacht. Nur ein Verlierer steht schon jetzt ganz sicher fest: die Menschen in der Region, die das alles ausbaden müssen.

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9 Kommentare

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  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Es ist einfach ungeheuerlich, was sich da abspielt: Netanjahu lügt, zündelt und benutzt den infantilen Psychopaten in Washington, um sein persönliches Kriegs- Süppchen zu kochen und damit die ganze Region/Welt ins Chaos zu stürzen. Er riskiert auch die Sicherheit der eigenen israelischen Bevölkerung, die ihm, dem Blender, wie die Schafe hinterherlaufen. Und das alles, weil ihm ein Korruptionsverfahren und Trump die Russland-Connection und Porno-Affären am Hals hängen.

    Und Putin; der lachende Dritte hat es zudem geschafft, mit seinem Wahl-Traumkandidaten Trump den Westen zu spalten und die Europäer in ihrer ganzen Hilflosigkeit vorzuführen und sie nun auch noch großzügig im Kreml empfangen. Er kann sich so als Friedensapostel inszenieren, trotz massiver Kriegsverbrechen in Syrien und seiner Unterstützung faschistischer Parteien in Europa, die ebenfalls an der Spaltung Europas arbeiten.

    Es ist nicht zu akzeptieren, dass Israel die gesamte Region in noch mehr Chaos stürzt. Israel hat auf der ganzen Linie zum Syrienkonflikt versagt: 7 Jahre lang hat Israel zugesehen, wie die iranischen Revolutionsgarden und die Hisbollah sich in Syrien breit gemacht haben, ethnische Säuberungen gegen die sunnitische Mehrheitsbevölkerung vorangetrieben haben, Assad an der Regierung gehalten haben, und zusammen mit Russland massive Kriegsverbrechen begangen haben...und nun, wo diese unheilige Allianz gewonnen hat, fällt es Netanjahu ein, zu agieren. Dies kommt aber viel zu spät und ist jetzt in der Form kontraproduktiv und sehr gefährlich. Es wird höchste Zeit, dass Europa massiven Druck auf Israel ausübt und die Kriegshysterie der Netanjahu Regierung klar verurteilt.

    Es ist an der Zeit Europa zu verlassen und auszuwandern, die Frage ist nur, wohin?

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Es wäre erstmal wichtig sich an der eigenen Nase zu ziehen und zu fragen: Was hat Europa in dieser Zeit gemacht?! Geheuchelte Moral ist hier fehl am Platz!

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Wandern Sie doch nach Israel aus. Vielleicht verstehen Sie dann, was es heißt, von Pulverfäßern umgeben zu leben.

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Danke für die Einladung. Wenn Ihnen die "Friedenspolitik" der israelischen Regierung so gut gefällt, warum wandern Sie nicht dahin aus und machen Wahlkampf für Ihren Bibi? der brauch solche Leute wie Sie.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Dass es in diesem Artikel über die Gefahr geht, die der Iran für den gesamten Nahen Osten bedeutet, scheinen Sie in Ihrer grenzenlosen antiisraelischen Hysterie völlig zu übersehen. Auf der einen Seite werfen Sie Israel vor, sich aus dem Syrien-Krieg herausgehalten zu haben, auf der anderen Seite sprechen Sie von Israels Kriegshysterie und forden Europa auf, Israel Einhalt zu gebieten. Sie verstricken sich zunehmend in Widersprüche.

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Danke für die Analyse. Aber erzählen Sie keinen Unsinn, die Kritik an der katastrophalen Netanjahu Politik als anti-israelisch zu bezeichnen. Differenzieren sie doch mal zwischen dem Land und der Regierung. Ich weiss sehr genau, dass die Diskussion zur israelischen Politik gegenüber Assad sehr wiedersprüchlich geführt wurde. Was ich sage, ist, dass Netanjahu viel zu lange dem Agieren des Iran in Syrien zugesehen hat und den Moment verpasst hat, sich als Regionalmacht zu positionieren. Für Israel war der Status Quo mit dem Diktator Assad wichtiger als der Regime Change..und das rächt sich nun, zu einem sehr hohen Preis. N Netanjahu kennt nur die Konfrontation...aber nicht den frieden..Israel tut mir leid.

        • @81622 (Profil gelöscht):

          von zusehen kann nicht die rede sein, wenn waffen an al-nusra geliefert werden.

  • "Wenn der Iran dann allerdings das Gefühl bekommt, stranguliert zu werden, "

    ist mir das vollkommen egal, haupsache der Iran hat keine Atombombe.

    Naiv, wer denkt sie wollten keine.

    Unverantwortlich, wer nichts dagegen unternimmt.

  • Der Iran ist eine existenzielle Bedrohung für Israel und die USA sind der einzige Staat, der in dieser Bedrohungslage konsequent an der Seite des einzigen demokratischen Staates im Nahen Osten steht. Deutsche Regierungschefs sondern pflichtschuldig und periodisch konfektionierte Solidaritätsadressen ab und pflegen ansonsten die Wirtschaftsbeziehungen mit den Feinden Israels.