Internationale Verträge der Ukraine: Eine Nato-Erfahrung
Nach dem Zerfall der UdSSR wurde der Ukraine im Budapester Memorandum die Unabhängigkeit garantiert. Die Annäherung mit der Nato verlief ergebnislos.
BERLIN taz | Mit dem Zerfall der Sowjetunion war die Ukraine – nach Russland und den USA – plötzlich drittgrößte Atommacht der Welt, weil 1.600 ehemals sowjetische Atomsprengköpfe auf ihrem Gebiet stationiert waren. Zwar wollte das Land diese Waffen nie behalten – forderte aber als Gegenleistung, dass die 1991 erlangte Unabhängigkeit garantiert wird.
Die USA stellte Finanzhilfen in Aussicht, wenn die Ukraine ihre Atomwaffen vernichtet beziehungsweise an Russland übergibt. Zudem verlangten sie den Beitritt der Exsowjetrepublik zum Atomwaffensperrvertrag. Nachdem die Regierung in Kiew diesen ratifiziert hatte, einigten sich die Ukraine, die USA, Großbritannien und Russland am 5. Dezember am Rande der KSZE-Konferenz von Budapest in einem Memorandum darauf, Unabhängigkeit, Souveränität, territoriale Integrität und Unverletzlichkeit der aktuellen Staatsgrenzen der Ukraine zu garantieren.
1995 begannen die offiziellen Beziehungen zwischen der Ukraine und der Nato im Rahmen des Programms „Partnerschaft für den Frieden“. So kam es 1997 zu gemeinsamen Seeübungen mit den USA, was Proteste von Russen und Kriegsveteranen auf der Krim hervorrief. Damals waren die Ukrainer mehrheitlich gegen eine Nato-Mitgliedschaft. Dennoch änderte das Land seine Militärdoktrin und strebte die Mitgliedschaft im Bündnis an. Weitere gemeinsame Manöver folgten.
Der nach der Orangen Revolution 2005 ins Amt gekommen Präsident Wiktor Juschtschenko forcierte die Nato-Annäherung. Dieses Ziel erhielt 2008 einen Dämpfer, als sich die Nato beim Gipfel in Bukarest dagegen entschied, der Ukraine die Mitgliedschaft anzubieten.
Unter Präsident Wiktor Janukowitsch rückte die Ukraine vom Ziel Nato-Mitgliedschaft ab. 2010 einigte man sich auf bilaterale Zusammenarbeit. Unter anderem vereinbarte man Hilfe bei Friedensmissionen und gemeinsame Übungen. Nach Angaben des Razumkow-Meinungsinstituts sprachen sich 2012 nur 15 Prozent der Ukrainer für eine Nato-Mitgliedschaft aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen