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Internat in NigeriaSchulkinder entführt

In Nigeria werden 42 Menschen, davon 27 Kinder, nachts aus einem Internat entführt. Die Regierung schickt Militär zur Suche los.

Im Dezember 2020 von der Terrorgruppe Biko Haram freigelassene nigerianische Schulkinder Foto: Sunday Alamba/ap

Cotonou taz | Erneut sind in Nigeria Schü­le­r*in­nen entführt worden. In der Nacht zu Mittwoch traf es das „Government Science College“ in Kagara im zentralnigerianischen Bundesstaat Niger. 27 Zöglinge wurden entführt, mindestens eine Person hat den Überfall wohl nicht überlebt.

Laut nigerianischen Medien überwältigten Bewaffnete gegen 2 Uhr früh zuerst die Wachleute auf dem Schulgelände. Danach überfielen sie die Wohnhäuser der Mitarbeiter*innen, von denen sie ebenfalls einige entführten – von drei Leh­re­r*in­nen und zwölf Angehörigen ist die Rede. Schließlich drangen die Angreifer in die Schlafsäle des Internats vor. Sie trugen Militär­uniformen, berichten Augenzeugen.

Die Schule im Landkreis Rafi liegt rund fünf Autostunden nordwestlich von Nigerias Hauptstadt Abuja und hat rund 1.000 Schüler*innen. 650 davon sollen Dienstagabend in der Schule gewesen sein. Gouverneur Abubakar Sani Bello kündigte am Mittwochmorgen nach Informationen des Senders Channels TV an, alle Internate des Bundesstaates Niger schließen zu lassen, um die Leben von Schü­le­r*in­nen zu retten. Er gab auch zu, dass einige Gegenden des Bundesstaates schon von Banditen besetzt seien.

Anders als bei früheren Entführungen in Nigeria ist das eine prompte Reaktion. Das trifft auch für die Sicherheitskräfte zu. Au­gen­zeu­g*­in­nen berichten, dass bereits am Vormittag ein Flugzeug der Luftwaffe nach den Angreifern und Opfern Ausschau hielt. Am Nachmittag sollte die Gegend rund um die Schule durchsucht werden.

Entführer unbekannt

In einer Regierungsmitteilung wies Präsident Muhammadu Buhari Polizei und Militär an, die Entführten unverzüglich und gesund zurückzubringen. In der Provinzhauptstadt Minna wurde zudem eine Sondereinheit stationiert, um die Befreiung der Gekidnappten zu koordinieren und Ansprechpartner für Eltern, Schulpersonal und lokale Behörden zu sein.

Wer hinter dem Angriff steckt, war am Mittwochnachmittag noch nicht bekannt. Gouverneur Abubakar Sani Bello sagte, seine Regierung werde nicht auf Lösegeldforderungen eingehen. Es gilt als gut möglich, dass wieder einmal die islamistische Terrormiliz Boko Haram verantwortlich ist. Sie hat in den vergangenen Jahren mehrfach Schulen und vor allem Internate angegriffen.

Am bekanntesten ist die Entführung von Chibok im April 2014. Von den anfangs 276 verschleppten Schülerinnen bleiben bis heute mehr als 100 verschollen. Für Entsetzen sorgte im Dezember 2020 die Entführung von mehr als 330 Schülern der Government Science Secondary School in Katsina, Heimatstaat von Präsident Buhari. Sie wurden nach einer Woche befreit – die Geiselnahme war Berichten zufolge das Werk einer lokalen Banditengruppe.

Laut der Denkfabrik Council on Foreign Relations (CFR) zeigen die neuen Kidnappings, dass kriminelle Gangs stärker werden, die Zentralregierung und ihre Sicherheitskräfte hingegen schwächer. Längst ist nicht nur eine Region betroffen wie beim Krieg gegen Boko Haram, sondern das ganze Land.

„Die zunehmenden Fälle von Unsicherheit und Kidnapping im Bundesstaat Niger bereiten allmählich Sorgen“, erklärte auf Twitter der Abgeordnete Umar Mohammed Baro, der einen Wahlkreis von Nigers Hauptstadt Minna in Nigerias Parlament vertritt. Der Überfall auf die Schule sei nur zwei Tage nach der Entführung von ­mindestens 21 Reisenden aus ­einem Bus geschehen. Die Menschen in Niger, so schrieb der Politiker, „leben in Angst und Panik, und es wächst die Sorge vor Lebensmittelknappheit, weil Bauern von ihren Farmen weglaufen“.

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