Interdisziplinäre Gesundheitsforschung: Forschen für die Gesundheit aller
Ein neues Helmholtz-Institut soll Ausbreitung und Evolution neuartiger Krankheitserreger erforschen. Zwei Modellregionen stehen im Zentrum.

„Die menschliche Gesundheit lässt sich nicht mehr isoliert betrachten“, sagt HIOH-Gründungsdirektor Fabian Leendertz. „Wir haben in den vergangenen Jahren lernen müssen, dass sie eng mit der Gesundheit von Tieren, der Umwelt und auch der ökologischen Diversität verwoben ist“.
Der Veterinärmediziner und Mikrobiologe hatte unter anderem untersucht, wie die Ebola-Epidemie der Jahre 2014 und 2015 ihren Ursprung in einer virusinfizierten Fledermausart in Guinea hatte. Diese Erkrankung wie auch die aktuelle Covid-19-Pandemie haben ihre Wurzel darin, dass die Menschheit immer weiter wächst, dadurch in zuvor unberührte natürliche Lebensräume eindringt, und nicht nur Jagd auf Wildtiere macht, sondern auch Viehzucht und Landwirtschaft fortlaufend intensiviert.
„Kombiniert mit Globalisierung, Klimawandel und der erhöhten Mobilität der Menschen sind dies die Hauptursachen für den Ausbruch und die rasche Ausbreitung von Infektionen“, beschreibt Leendertz den One Health-Hintergrund.
Das HIOH startet mit drei Forschungsabteilungen. Sie befassen sich mit der Ökologie und Entstehung von Zoonosen, der Epidemiologie und Ökologie von antimikrobiellen Resistenzen sowie der „Pathogen-Evolution“. Gearbeitet wird mit Proben aus zwei Modellregionen: Subsahara-Afrika und Mecklenburg-Vorpommern. Beide Gebiete sind von Landwirtschaft und Jagd geprägt, wenn auch traditionell in unterschiedlicher Weise.
Angepasste Hygienemaßnahmen
„In beiden Regionen können wir uns vergleichend anschauen, welche Erreger mit welchen Antibiotikaresistenzen es bei den Menschen, Tieren und in der Umwelt gibt und wie die Kontakte stattfinden“, beschreibt der Institutsdirektor den Forschungsansatz. „Mit den Menschen vor Ort wollen wir dann zum Beispiel konkret an ihre Lebensweise angepasste Hygienemaßnahmen ableiten“.
Dabei spielt die Interdisziplinarität eine große Rolle. Naturwissenschaft, Medizin und Sozialforschung müssen Hand in Hand gehen. Dazu gehört, dass der One-Health-Ansatz auch noch mehr Eingang in die universitäre Lehre und auch in die schulische Ausbildung finden muss, wie Leendertz betont. „Wir haben einen klaren Bildungsauftrag, dem One Health-Gedanken mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen“.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!