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Integration von Geflüchteten in DresdenInterkulturelles Lebensprojekt

Der Verein Elixir plant in Dresden ein gemeinsames Wohnprojekt von Asylsuchenden und Einheimischen. Dafür braucht er leerstehende Gebäude.

Silke Pohl und Felix Gutte vom Verein Elixir vor dem Objekt ihrer Begierde Foto: Michael Bartsch

Dresden taz | Augsburg oder München haben es mit großen Häusern vorgemacht, nun will Dresden nachziehen. Ein Verein namens Elixir plant ein interkulturelles Wohnprojekt, in dem etwa 150 Asylsuchende und Dresdner gemeinsam leben, arbeiten und sich bilden sollen.

Wunschobjekt ist die 1878 in der Kasernen-Albertstadt errichtete ehemalige Arbeitsanstalt, in der seinerzeit „Bettler und andere arbeitsunwillige Personen“ zwangsbeschäftigt wurden. Zu DDR-Zeiten saß in der mehrflügeligen Anlage unter anderem das Wehrkreiskommando. Seit etwa zehn Jahren stehen die Gebäude leer.

Im Spätherbst des vorigen Jahres fand sich eine Gruppe wieder zusammen, die schon vor Jahren mit der „Kampagne gegen Ausgrenzung“ bessere Aufenthaltsbedingungen für Asylbewerber erreichen wollte. Für Dresden, wo sich das Klima gegenüber Ausländern seitdem dramatisch verschlechtert hat, sah sie inzwischen großen Handlungsbedarf.

„Gut gemeinte Willkommenskultur ist noch keine Ankommenskultur“, sagt Silke Pohl, sonst im kirchlichen Ökumenischen Informationszentrum beschäftigt. Gemeint sind vor allem in den Plattenbaugettos untergebrachte Geflüchtete, um die man sich nur wenig kümmert.

So entstand die Elixir-Idee. Der Vereinsname steht für „Experimentierzentrum für interkulturelles Leben in Dresden“. „Ein Signal von großer Öffentlichkeit gegen die divergierende Stadtgesellschaft“ nennt es Pohl. Und Felix Gutte aus dem inzwischen auf etwa 25 Personen angewachsenen Verein spricht von einem „Musterprojekt mit hoffentlich weiterer Ausstrahlung“. Das partizipative Konzept sieht vor, Künstler, Musiker und die Kreativwirtschaft einzubinden. Theater, Kino und andere Veranstaltungen sollen möglich sein.

Mehrere Lobbytermine pro Woche

Mit drei Architekten haben die Elixir-Anhänger das eingezäunte, insgesamt 12.700 Quadratmeter große Gelände inspiziert. Auf rund 14 Millionen Euro wird der Aufwand für Sanierung und Neubau geschätzt, 6,5 Millionen allein für die stark angegriffenen Hauptgebäude.

Eine zu gründende Genossenschaft könnte den Eigenanteil aufbringen. Die Initiatoren rechnen auch mit Fördermitteln der EU. Und da Geflüchtete und Sympathisanten mitarbeiten würden, könne man auch billiger bauen. „Die Stadt muss jedenfalls nicht finanzieren“, betont Pohl.

CDU und FDP reagierten überhaupt nicht auf das Konzept

Aber die Stadt braucht Geld und hat das Grundstück zum Verkauf ausgeschrieben. Mindestgebot 1,27 Millionen Euro. Elixir hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert aufgefordert, das Grundstück nicht zu verkaufen. „Die Stadt sollte ihren Gestaltungsspielraum nutzen“ und das Gelände über einen Erbbaurechtsvertrag an Elixir vergeben, lautet die Begründung.

Wegen der Stadtratsmehrheit von Linkspartei, Grünen, SPD und Piraten erscheint dieses Ansinnen nicht aussichtslos. Hinzu kommt eine breite öffentliche Unterstützung durch etwa 50 Vereine und Initiativen. Die Ideenstifter nehmen inzwischen „mehrere Lobbytermine pro Woche“ wahr. CDU und FDP reagierten allerdings bislang überhaupt nicht auf das zugesandte Konzept.

Das Schicksal von Elixir könnte im Tauziehen zwischen Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) und dem Stadtrat entschieden werden. Der Finanz- und Liegenschaftsausschuss hat die Verkaufsvorlage an den Meistbieter jedenfalls vorerst auf Eis gelegt.

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