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Insolventer Flugtaxi-EntwicklerLilium findet doch noch Käufer

Der Flugtaxi-Entwickler Lilium ging im Oktober insolvent, nun scheint ein Käufer gefunden. Lilium will 2025 seinen ersten bemannten Flug durchführen.

Lilium behauptet, 2025 den ersten bemannten Flug ihres Flugtaxis durchführen zu können Foto: Angelika Warmuth/reuters

München afp | Der insolvente Flugtaxi-Entwickler Lilium hat doch noch einen Käufer gefunden und hofft nun, weitermachen zu können. In der Nacht zum Dienstag sei „der Durchbruch“ gelungen und ein Kaufvertrag unterzeichnet worden, teilte Lilium in München mit.

Ein Konsortium von Investoren aus Europa und Nordamerika namens Mobile Uplift Corporation GmbH will demnach den Flugtaxi-Entwickler übernehmen. Anfang Januar solle die Transaktion abgeschlossen werden.

Die Vereinbarung versetze zwei wichtige Tochtergesellschaften in die Lage, ausreichende Finanzmittel für die Wiederaufnahme ihrer Geschäftstätigkeit zu erhalten, erklärte Lilium. An die Muttergesellschaft werde kein Geld fließen.

Lilium hatte Ende Oktober Insolvenzantrag gestellt, nachdem eine staatliche Förderung nicht zustande gekommen war. Das zuständige Amtsgericht Weilheim gab dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Anfang November statt. Am Freitag hatte Lilium bereits die Verträge seiner mehr als 1000 Beschäftigten gekündigt.

775 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Der Käufer strebe die Restrukturierung der Tochtergesellschaften an, teilte Lilium mit. 775 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Lilium erklärte, der Abschluss des Kaufs stehe unter Vorbehalt der Erfüllung bestimmter Bedingungen – etwa der Zustimmung des Ausschusses der Gläubiger des Unternehmens.

Lilium war 2015 gegründet worden. Der Jet des Herstellers wird elektrisch angetrieben, damit kann er senkrecht starten und landen. Der erste bemannte Flug ist für das kommende Jahr geplant. Lilium hatte im November betont, das Unternehmen habe „feste Bestellungen, Reservierungen, Optionen und Absichtserklärungen für mehr als 780 Lilium-Jets an Betreiber in den USA, Südamerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten“.

Der Mobilitätsexperte Andreas Knie sagte der taz im Oktober, er halte nicht viel vom Konzept Flugtaxi. „Wir können unsere Verkehrsprobleme nicht dadurch lösen, dass wir sie von der Straße in die Luft verschieben.“ Auch dort sei schließlich der verfügbare Platz nicht unendlich viel Platz. Außerdem könnten die Taxis nur eine geringe Personenzahl transportieren und würden die Umwelt durch Lärm belasten. „Dazu kommt, dass wir eine Infrastruktur für Start und Landung bräuchten“, sagt Knie. So flexibel wie herkömmliche Taxis wären die Äquivalente in der Luft daher auch nicht.

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7 Kommentare

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  • Ein Flug von 300 Kilometern könnte somit rund 650 Euro kosten, und wäre deutlich teurer als bestehende Flugangebote.



    de.wikipedia.org/w...lium_(Unternehmen)

    Die Hersteller der Fluggeräte prognostizieren, dass Passagiere für die Flüge den Preis einer vergleichbaren Taxifahrt oder sogar weniger zahlen werden - bei kürzerer Reisedauer und mehr Komfort.



    In der Studie wurden für jeden Anwendungsfall unterschiedliche Annahmen durchgerechnet. Demnach würde ein 12-Kilometer-Lufttaxiflug vom Hamburger Hauptbahnhof zum Airbus-Standort Finkenwerder mit einem Passagier zwischen 175 und 350 Euro kosten. Dafür wäre die Reisezeit mit etwa 11 Minuten deutlich kürzer als am Boden mit etwa 40 Minuten.



    www.aero.de/news-4...taxi-wirklich.html

    Ich dachte man fliegt zum Taxipreis

  • Interessant, dass Lilium jetzt doch noch einen Investor gefunden hat. Angeblich ist die PR-Seite von Lilium ja hochprofessionell. Das technische Konzept ist sicherlich machbar, aber ich bezweifle die von Lilium angebenen Leistungswerte doch sehr stark. Da wird wohl eine wohlwollende (wohlwollendste) Annahme an die andere gereiht um die Wunschergebnisse zu bekommen. Aus Erfahrung weiss ich ausserdem dass es sehr schwierig und langwierig ist technische Neuentwicklungen auf den Markt zu bringen. Mir ist ausserdem unklar, welchen Markt Lilium in Europa überhaupt bedienen will. Aber vielleicht hat ja die Technologie Anwendungsmöglichkeiten in der Rüstung, als unbemanntes Gerät? Da ist D natürlich weit abgeschlagen, weil die Regierungsparteien früher und auch jetzt und trotz der im UA Krieg so deutlich sichtbaren und überragenden Wichtigkeit der Drohnen die Entwicklung bewaffneter UAVs verhindert haben und verhindern. So geht diese Technologie dann halt auch ins Ausland. na ja, dafür haben wir Lastenfahrräder

  • Dann bin ich ja mal gespannt, wann Lilium - oder wie immer das dann heißt - zum nächsten Mal pleite ist.



    Warum erinnert mich das so frappierend an Cargolifter?



    Die haben auch jahrelang herumgebastelt und kein einziges funktionierendes Produkt auf den Markt gebracht, das irgendwer hätte kaufen wollen.



    Wozu braucht man bei Lilium für die Entwicklung eines elektrischen Fluggerätes zur Passagierbeförderung mehr als 50 Leute?

    • @Aurego:

      Ich teile Ihre Assoziation mit Cargolifter.

      Allerdings reichen 50 Leute bei weitem nicht für die Entwicklung eines solchen Luftfahrzeuges. Die reichen nicht mal für die Prototypenproduktion und die administrativen Bereiche des Unternehmens. Damit könnten Sie bestenfalls einen Supermarkt betreiben.

      Auf der anderen Seite braucht es auch keine 1000 Mitarbeiter.

      Nach was bemessen sich die hohen Managervergütungen bei Lilium? Spielt die Unternehmensgröße, also mangels Produktionsumsatz die Mitarbeiterzahl, da vielleicht eine Rolle?

    • @Aurego:

      "Dann bin ich ja mal gespannt, wann Lilium - oder wie immer das dann heißt - zum nächsten Mal pleite ist."



      Keine Sorge, das wird nicht lange dauern.



      Da ist die enorme Konkurrenz - Ehang, Archer, Joby - für diesen seeeehr exklusiven Markt.



      Lufttaxis kenne ich nur aus Megacities wie New York, Sao Paulo, Singapur - und auch da nicht im 'klassischen' Sinne eines Taxis um von A nach B zu kommen, sondern um den längeren Weg vom Wohnort irgendwo weit außerhalb in die City zu überbrücken.



      Hubschrauber von Dach zu Dach als klassisches hop-on hop-off Taxi ist Hollywood - ja das gibt es, aber fast ausnahmslos für die absolut Megareichen oder die oberste Unternehmensriege (CEO und co) - und dann ist es auch fast immer der private Hubschrauber samt eigener Flugbereitschaft.



      Die Idee das wie in Zukunftsfilmen tausend Lufttaxis auf Luftstraßen staufrei über den Städten schwirren ist noch pure Reißbrettromantik, von Sicherheitsfragen über die Idee und den Aufbau von Helipads für Massen ist da nichts geklärt.



      Außerdem gibt es ein viel günstigeres Luftmedium das tatsächlich eine Zukunft hat - urbane Seilbahnen.



      Siehe La Paz Teleférico...



      Das ist Lilium am Seil - nur in erschwinglich für alle

  • Ja klar, mit Zukunftstechnologie haben wir hier so unsere Probleme. Gerettet werden die nicht so gerne.



    Wenn diese Technik per Neuinvestoren dann irgendwann ins Ausland gewandert ist, erfolgreich wird, und dann woanders die Arbeitsplätze und Gewinne geschaffen werden wird das Wehklagen groß sein Hierzulande. Wieder mal: Katastrophale Standortpolitik für eine E-Technik, die man doch letztlich will.....

    • @Tom Farmer:

      "Ja klar, mit Zukunftstechnologie haben wir hier so unsere Probleme. Gerettet werden die nicht so gerne. "

      Lilium hat 430 Milionen Dollar an der Börse bekommen und 1,5 Miliarden durch private Investoren. Also fast 2 Milliarden Dollar ausgegeben wieso solte der deutsche steuerzahler noch 100 Milionen € zahlen, für eine Firma die ihren Hauptsitz in den Niederlanden , Amsterdam hat.

      de.wikipedia.org/w...lium_(Unternehmen)