Inklusion ist keine Einbahnstraße: „Christen können feiern“
Rot-Grün fordert per Bürgerschaftsantrag einen islamischen Feiertag in Bremen und diskutiert eine Beschneidungspflicht
taz: Herr von Barmhausen, Sie werden heute einen Antrag an die Bürgerschaft stellen, einen gesetzlichen muslimischen Feiertag für alle BremerInnen einzuführen. War es schwer, Ihre Fraktion davon zu überzeugen?
Jan-Julian von Barmhausen: Nein, gar nicht. Allerdings war ich überrascht, wie schnell die SPD mit im Boot war.
Die Ex-AFDler von ALFA unterstellen den Sozialdemokraten eine zu große Nähe zu den muslimischen Verbänden.
Darüber müssen Sie mit der SPD sprechen. Wir Grünen jedenfalls arbeiten schon sehr lange an dem Thema. Und die muslimischen Verbände hätten das ja auch schon gerne vor drei Jahren in den Staatsvertrag geschrieben.
Finden Sie es nicht geschmacklos, das ausgerechnet jetzt nach den jüngsten Anschlägen zu fordern?
Nach dieser Logik hätte man nach dem Terrorakt des „Kreuzfahrers“ Anders Breivik in Oslo Weihnachten streichen müssen.
Sie klingen wie ein Schura-Funktionär. Um welchen Feiertag geht es denn überhaupt?
Natürlich um das Opferfest, das wichtigste Fest im Islam.
Das dauert vier Tage und verschiebt sich jedes Jahr. Wie soll das funktionieren?
Es wird nur einen gesetzlichen Feiertag geben und es soll möglich sein, Ausnahmen zu beantragen.
Inwiefern?
Wie bei christlichen Feiertagen muss es bestimmten Betrieben und Geschäften möglich sein, an dem Tag dennoch zu öffnen – etwa Tankstellen und Krankenhäusern.
Also doch nur eine halbe Sache?
Nein, überhaupt nicht. Wir wollen ein klares Signal setzen, dass Muslime und Muslima in unserer Gesellschaft willkommen sind und den Christinnen und Christen gleichzeitig ermöglichen, mit ihnen zu feiern.
Fordern Sie als nächstes eine Beschneidungspflicht für alle Jungen?
Aus medizinischer Sicht spricht einiges dafür. Das HPV-Virus beispielsweise, das Gebärmutterhalskrebs auslöst, könnte sich dann nicht so ausbreiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Hamburg und die Kühne-Oper
Als das Wünschen noch geholfen hat