Inflation leicht gesunken: Ein bisschen weniger extrem teuer
Die Inflation in Deutschland hat im November überraschend etwas mehr nachgelassen als erwartet. Sie liegt bei 10,0 Prozent, zuletzt waren es 10,4 Prozent.
Angeschoben wird die Inflation seit Monaten von Energie- und Lebensmittelpreisen. Energie kostete im November den vorläufigen Zahlen zufolge 38,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Oktober war ein Anstieg um 43 Prozent verzeichnet worden. Nahrungsmittel verteuerten sich im November um 21 Prozent. Gegenüber Oktober sanken die Verbraucherpreise insgesamt um 0,5 Prozent.
Die vergleichsweise hohe Inflation führt zu Kaufkraftverlusten und entwertet die Gehälter immer stärker. Im dritten Quartal waren die Einkommen zwar nominal 2,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Der Zuwachs wurde aber von den gestiegenen Verbraucherpreisen mehr als aufgezehrt. Unter dem Strich ergab sich ein realer, also um die Preisentwicklung bereinigter Lohnverlust von 5,7 Prozent. Dies war der höchste Rückgang seit Einführung der Statistik 2008.
Bereits in den drei Quartalen zuvor hatten die Menschen Reallohneinbußen hinnehmen müssen. Die Werte beschleunigten sich von –1,4 Prozent im Schlussquartal 2021 über –1,8 Prozent zum Jahresbeginn auf –4,4 Prozent im zweiten Quartal 2022. Auch ein derart langer Zeitraum mit Reallohnverlusten ist statistisch noch nicht vorgekommen. In den Nominallöhnen sind die Bruttogehälter einschließlich Sonderzahlungen enthalten.
Viele haben längst angefangen zu sparen
Einer Umfrage zufolge schnallen viele wegen der steigenden Preise den Gürtel enger. Gut die Hälfte der Menschen in Deutschland kauft nach eigenen Angaben nur noch Produkte, die sie wirklich benötigen, wie das Marktforschungsunternehmens Nielsen IQ gestützt auf eine Umfrage unter mehr als 10.000 Personen berichtete.
Eine durchgreifende Entspannung bei der Inflation ist nach Einschätzung von Volkswirten vorerst nicht in Sicht. Erst ab dem Frühjahr dürfte die Inflationsrate deutlich sinken, weil dann die Gas- und Strompreisbremsen greifen und der Inflationsbeitrag des Öls nachlässt, wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer argumentiert.
Keinen Grund zur Entwarnung sieht vorerst Friedrich Heinemann vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW. „Die Rückkehr zur Preisstabilität gemäß dem Zwei-Prozent-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank ist weit und breit nicht in Sicht“, sagte er. Die Inflationsdynamik habe neben der Energie längst fast alle anderen Güter und Dienstleistungen im Warenkorb erfasst. Für 2023 rechnet Heinemann noch nicht mit einer Rückkehr zu einer Inflation „Richtung Zwei-Prozent-Marke“.
Teuerungsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern wurden Raten um die 10 Prozent Anfang der 50er Jahre gemessen. Allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert.
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