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Indigene in KanadaÜberreste von 215 Kindern entdeckt

In einem ehemaligen kanadischen Internat sind die Überreste von 215 Kindern gefunden worden. Sie seien indigen und teilweise erst drei Jahre alt gewesen.

Die ehemailge Kamloops Indian Residential School Foto: Andrew Snucins/ap

Ottawa afp | Auf dem Gelände eines ehemaligen Internats für Kinder von Indigenen in Kanada sind die sterblichen Überreste von 215 Kindern gefunden worden. Die Überreste seien mit einem speziellem Sonargerät entdeckt worden, erklärte die indigene Gemeinschaft Tk'emlups te Secwepemc am Donnerstagabend. Einige der toten Kinder seien erst drei Jahre alt gewesen, sagte ihre Leiterin, Rosanne Casimir. Das katholische Heim nahe der Kleinstadt Kamloops war vor über hundert Jahren eröffnet worden, um Kinder von Indigenen zwangsweise in die Gesellschaft der europäischen Immigranten zu integrieren.

Der Tod der Kinder sei von der damaligen Schulleitung nie dokumentiert worden, obwohl ihr Verschwinden von Mitgliedern der Gemeinde gemeldet worden sei. Wie die Kinder ums Leben kamen, ist noch unklar. Die Gemeinde will mit Gerichtsmedizinern und Museen in der Gegend zusammenarbeiten, um die Umstände aufzuklären. Die vorläufigen Ergebnisse sollen im Juni in einem Untersuchungsbericht veröffentlicht werden.

Die kanadische Ministerin für die Beziehung zu indigenen Einwohnern, Carolyn Bennett, erklärte bei Twitter: „Es bricht mir das Herz für die Familien und Gemeinden, die von dieser tragischen Nachricht betroffen sind.“

Das ehemalige Internat, das von der katholischen Kirche im Auftrag der kanadischen Regierung betrieben wurde, war eines von 139 Zwangsinternaten, die gegen Ende des 19. Jahrhundert in Kanada errichtet wurden. Es wurde 1890 eröffnet und hatte in den 50er Jahren bis zu 500 Schüler. Erst 1969 wurde das Internat geschlossen.

Nach Angaben der indigenen Gemeinde beschwerte sich der Schulleiter des Heims in Kamloops im Jahr 1910 darüber, dass die Regierung nicht genug Geld zur Verfügung stelle, um „die Schüler angemessen zu ernähren“.

In Kanada waren ab 1874 rund 150.000 Kinder von Indianern, Mestizen und Inuit von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und unter Zwang in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Mindestens 3.200 starben, die meisten an Tuberkulose.

Viele indigene Gemeinschaften machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, heute für soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Selbstmordraten verantwortlich. Ottawa entschuldigte sich im Jahr 2008 offiziell bei den Überlebenden der Internate. Sie seien Opfer eines „kulturellen Genozids“, stellte eine Untersuchungskommission im Jahr 2015 fest.

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10 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Gut, dass sowas ans Tageslicht kommt. Bis heute geht man mit der indigenen Bevölkerung miserabel um.

    Der einzige Prominente, der dagegen protestiert hat und sich für diese Leute eingesetzt hat - so scheint es hier in Europa jedenfalls - war Marlon Brando!

  • RS
    Ria Sauter

    Überall auf der Welt wurde die Urbevölkerung zurückgedrängt. Sie wurden in Reservate gesteckt und fristen auch heute noch ein Leben am Rande der Gesellschaft.



    Da braucht niemand über den großen Teich zu zeigen.



    Was die Nordländer mit den Samen machen ist ebenso abscheulich.

  • RS
    Ria Sauter

    Überall dort wo die Ureinwohner vertrieben, ermordet wurden, waren die Bekehrer immer vorne mit dabei.



    Wenn heute noch irgendjemand religiöse Symbole in öffentlichen Räumen verteidigt, verstehe ich die Welt nicht mehr.

    • @Ria Sauter:

      die trennung von religion und politik ist für beide besser

      auch in kanada hat sich wie das beispiel zeigt deren vermischung nicht bewährt

      die hauptverantwortung für die rassistischen verbrechen in diesem kinderheim trägt aber der kanadische staat

      vielleicht hätte sich die kirche kritischer dazu verhalten wenn sie nicht zu einem teil der staatlichen gewalt gemacht worden wäre

  • Christianisierung live.

    Das ist dieselbe Organisation, die in Deutschland Unsummen vom Staat als "Entschädigung" fordert, weil man ihr das im Zuge der Christianisierung Europas angeeignete Land irgendwann auch wieder weggenommen hat.

    Daß diese Leute eines Tages mal für ihre jahrhundertelangen Verbrechen büßen müssen, davon darf man wohl nur träumen.

    • @kditd:

      Mit Verbitterung im Herzen (in vergleichsweise weit weniger entsetzlichem Ausmaß hier, in meiner Kindheit) schließe ich mich Ihrer Meinung an.

      Um endlich innerlich zur Ruhe zu kommen musste ich lernen zu vergeben.

      Es ist eine unbeschreibliche Tragödie.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @noevil:

        Warum vergeben? Da können diese D-Säcke einfach weiter machen.

        • @17900 (Profil gelöscht):

          Ich wiederhole: .. um endlich innerlich zur Ruhe zu kommen..". Reiner Schutzmechanismus. Sonst wäre ich nämlich verrückt geworden ob all der Abscheulichkeiten die ich im Laufe meiner Kindheit und Jugend erleben und miterleben musste.

  • Was ist das nur für eine weltumspannende Sekt. Erinnert mich an Irland.



    Übernehmen Sie, Herr Sotscheck.

  • Die Schatten der Vergangenheit holen nun auch Kanada ein … diese Internate, in der indigene Kinder und Jugendliche ihren Familien und Gemeinschaften weggenommen und verwahrt wurden, um ihren Willen und ihre Identität zu brechen und um sie zu „zivilisierten“ US-amerikanischen oder eben kanadischen Staatsbürgern zu machen, gereicht beiden Gesellschaften nur zur Schande.



    Es wird Zeit, jetzt auch in Kanada dieses dunkle Erbe jener Indianerpolitik auf die Tagesordnung zu setzen … ein Unrecht, das sich bis in die Gegenwart fortsetzt, denkt man an die Landenteignungen von indigenen Gruppen in Labrador und anderswo, um die Interessen der großen Energiekonzerne zu befriedigen.



    In der historischen Betrachtung überwiegt immer noch das Bild einer „indianerfreundlichen“ Politik der britischen Krone in Kanada - im scharfen Kontrast zum „Völkermord“ an den Ondigenen in den USA -, von Bildern des friedlichen Zusammenlebens von französischstämmigen Voyageurs und Indianern, vom Pelzhandel, von dem beide Seiten profitierten.



    Diese schreckliche Meldung wirft die idyllischen Klischeevorstellungen über Indigene in der damaligen und heutigen kanadischen Gesellschaft gehörig über den Haufen.