Indien schränkt Reis-Ausfuhr ein: Exportverbot mit globalem Risiko
Indien schränkt die Ausfuhr von Reis aus Angst vor Produktionsausfällen ein. Besonders in Afrika nimmt die Sorge vor Preisanstiegen deswegen zu.
So versucht man laut offizieller Seite, „eine ausreichende Verfügbarkeit auf dem indischen Markt zu gewährleisten und den steigenden Preisen im Land entgegenzuwirken“. Denn weißer Reis und Weizen gehören zu den Grundnahrungsmitteln, die für ärmere Menschen in Indien subventioniert werden und über Lebensmittelkarten günstig erhältlich sind. Deswegen wird weißer Reis mit Ausnahme von Basmati-Reis bereits seit September 2022 mit einem Exportzoll von 20 Prozent versehen.
„Indien hat den richtigen Schritt unternommen, indem es die Ausfuhr von Reis gestoppt hat, um die heimische Ernährungssicherheit zu gewährleisten“, verteidigt der indische Agrarexperte Devinder Sharma das nun verhängte Verbot. Wenn die Lebensmittelpreise weltweit steigen, solle man lieber die USA und die EU auffordern, die Umleitung von Getreide für die Ethanolproduktion einzustellen. „Die USA leiten 80 Millionen Tonnen um, die EU etwa 12 Millionen Tonnen.“
Indien exportiert vor allem nach Afrika
Nun warnen Ernährungsexpert:innen weltweit vor einer Kettenreaktion mit deutlich stärker steigenden Lebensmittelpreisen. Und schon jetzt ist klar, dass es arme Länder besonders hart treffen wird, die zudem unter dem Ende des Getreideabkommens leiden. „Die Entscheidung Indiens, den Export von Reis zu verbieten, erhöht das Risiko steigender Lebensmittelpreise weltweit“, sagt der Chefvolkswirt der Landwirtschaftskammer von Südafrika, Wandile Sihlobo. Südafrika könnte die Hauptlast tragen, so Sihlobo. Laut Exportstatistik ging der indische Reis vornehmlich an afrikanische Länder wie Benin, Senegal, Elfenbeinküste, Togo, aber auch in großen Mengen an Indiens Nachbarstaaten China, Bangladesch oder Nepal.
Mehr als 40 Prozent der weltweiten Reisausfuhren entfallen auf Indien, wobei China und die Philippinen zu den größten Importeuren gehören. Die indischen Reisexporte erreichten im vergangenen Jahr ein Niveau von 22,2 Millionen Tonnen und waren damit höher als die Ausfuhren der vier nächstgrößten Exporteure Thailand, Vietnam, Pakistan und der USA zusammen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass