In Northeim festgenommener Salafist: Sascha L. war früher Neonazi
Der mutmaßliche Salafist wollte nach eigener Aussage Polizisten oder Soldaten in eine Falle locken. Früher „warnte“ er vor dem „schleichenden Volkstod“.
Der 26-Jährige soll geplant – und bereits zugegeben – haben, Polizisten oder Soldaten in eine Falle locken und mit einem selbst gebauten Sprengsatz töten zu wollen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Ermittler zum Bau des Sprengsatzes benötigte Chemikalien sowie elektronische Bauteile zur Herstellung eines Fernzünders. Seit dem vergangenen Mittwoch sitzt L. in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf bei Göttingen in Untersuchungshaft.
In seiner Neonazizeit warnte L. etwa vor dem „schleichenden Volkstod“ und vor Muslimen, die in Deutschland „die Scharia durchziehen“ wollten: „Selbst ein Hund weiß, wo er hingehört – und wohin gehörst du? Sei nicht dümmer als ein Hund und rette die deutsche Bevölkerung vor dem geplanten Aussterben!“, hieß es in einem Clip. In seinen Videos vermummte sich L. mit Schal, Sonnenbrille und öfter auch einer weißen Theatermaske. Solche Masken waren das Merkmal der rechtsextremen Gruppierung „Die Unsterblichen“, die sich so verkleidet ab 2012 vor allem in Brandenburg zu nächtlichen Fackelmärschen trafen. Noch im Mai 2013 lud L. nach Informationen des Spiegel ein Video hoch, in dem er zu Aktionen gegen MigrantInnen aufrief.
2014 soll L. zum Islam konvertiert sein. Sein Facebook-Profil schmückte zuletzt ein Vogel, darunter der Satz „Bitte nicht schubsen! Ich habe eine Bombe im Rucksack“. Die Seite einer Salafisten-Gruppe aus dem Rhein-Main-Gebiet markierte L. mit „Gefällt mir“.
Ob der Festgenommene persönliche Kontakte in die Salafistenszene hat, prüft derzeit die Generalstaatsanwaltschaft Celle. Die Polizei in Göttingen erklärte, dass „im Augenblick keine konkrete Gefahr besteht und dass nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht erkennbar ist, dass der 26-Jährige einer ganzen Gruppe von Salafisten angehört“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag