In Kreuzberg: Fête de la Besetzung
Gleich zwei Orte wurden am Sonntagabend von AktivistInnen besetzt – und schnell wieder von der Polizei geräumt.
Musik unter freiem Himmel gibt es während der Fête de la Musique überall in der Stadt – in der Cuvrystraße folgte am Sonntagabend auf ein solches Konzert allerdings ein Polizeieinsatz. Denn eine Gruppe von etwa 100 Personen hatte sich zum Musikhören ausgerechnet eine der umkämpftesten Freiflächen der Stadt ausgesucht: die Cuvrybrache, seit ihrer Räumung im September letzten Jahres eingezäunt und nicht betretbar.
Ob der Besetzungsversuch spontan oder geplant war, blieb unklar, lange konnten die AktivistInnen die Brache jedenfalls nicht halten: Bereits nach etwa 40 Minuten räumte die Polizei die Brache gegen 22.30 Uhr, eine anschließende Versammlung von etwa 150 Menschen auf der Schlesischen Straße wurde ebenfalls kurze Zeit später geräumt. In einem Beitrag auf der linken Internetplattform Indymedia hatten die BesetzerInnen zuvor angekündigt, „für zumindest heute Abend einen geeigneten Platz zum Feiern, Tanzen, Reden, Spaßhaben“ schaffen zu wollen.
Als der Zaun an der Cuvrybrache umgerissen wurde, war eine weitere Besetzung bereits beendet: In der Reichenberger Straße 115 in Kreuzberg hatten etwa 50 AktivistInnen zeitweise das Erdgeschoss in Beschlag genommen und verkündet, hier ein soziales Zentrum schaffen zu wollen. Eine solche Besetzung hatte die Gruppe „Radikale Linke Berlin“ bereits am 1. Mai während der 18-Uhr-Demonstration in Neukölln in Angriff genommen, dieser Versuch war allerdings gescheitert. Auch in der Reichenberger Straße war die Besetzung nach etwa drei Stunden beendet.
Festnahmen gab es nach ersten Informationen der Polizei bei beiden Aktionen nicht, im Zusammenhang mit der Reichenberger Straße werde allerdings wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt. Wie viele Beamte bei den Aktionen im Einsatz war, konnte die Polizei am Montag nicht sagen.
Auf der Freifläche an der Cuvrystraße hatten zwei Jahre lang bis zu 150 Menschen in Zelten und Holzhütten gewohnt, bevor die Brache letztes Jahr nach einem Brand geräumt wurde. Der Investor Artur Süsskind will auf dem Gelände die „Cuvryhöfe“ errichten, ein Ensemble aus etwa 250 Wohnungen, der Großteil davon im Segment „gehobener Wohnungsbau“. Gegen die Pläne hatte es immer wieder Protest gegeben, die Baumaßnahmen sollen aber noch in diesem Sommer beginnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!