Gute Wünsche für grünen Wasserstoff

Kriterien für Produktion und Import des Öko-Brennstoffs legen Klima-Allianz und Wuppertal-Institut vor

Von Hannes Koch

Ein paar Fragen haben die Ver­tre­te­r:in­nen der lokalen namibischen Bevölkerung. In ihrem Brief wollen sie Ende 2023 unter anderem wissen: Wie viele Arbeitsplätze werden entstehen? Wird die Stromversorgung besser? Das Schreiben an die namibische Regierung gibt einen Eindruck von den Interessenkonflikten in der nächsten Runde des globalen Handels. Dabei geht es auch um klimafreundlich hergestellten Wasserstoff. Industrieländer wie Deutschland brauchen ihn künftig, um fossile Energie zu ersetzen. Länder wie Namibia, Marokko oder Chile könnten ihn liefern. Ausgehend von der Hafenstadt Lüderitz in Namibia planen etwa deutsche Unternehmen den Aufbau einer Produktionsinfrastruktur für sogenannten grünen Wasserstoff, der mittels Strom aus Solar- und Windkraftwerken erzeugt werden soll. Als Grundlage für solche Vorhaben legten die Klima-Allianz, ein Zusammenschluss von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, sowie das Wuppertal-Institut für Umwelt, Klima, Energie am Montag einen Kriterienkatalog vor. Diesen sollten die Bundesregierung, die EU und möglichst auch die Industriestaatengruppe G7 berücksichtigen, sagte Klima-Allianz-Vorständin Christiane Averbeck. Die Veröffentlichung fand statt, kurz bevor die Bundesregierung eine eigene Strategie für den Wasserstoff-Import präsentieren will.

Ein wichtiges Kriterium der Klima-Allianz besteht darin, dass es in den Produktionsländern nicht zu Wasserknappheit kommen darf. Es sind nämlich große Mengen Wasser nötig, um in industriellem Maßstab Wasserstoff zu produzieren. Weil großflächige Anlagen gebraucht werden, kann es unter anderem auch zu Konflikten mit dem Naturschutz kommen, die es nach Ansicht der Klima-Allianz zu vermeiden gilt. Außerdem sollten die Projekte so angelegt sein, dass sie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den Produktionsländern befördern. Ein guter Teil der Ökoenergie müsste also vor Ort genutzt werden. Schließlich müsste die Bevölkerung im Umkreis der neuen Anlagen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und den Produktionsländern ein Teil der Einnahmen zugute kommen.

Diese geforderten Standards sind so anspruchsvoll, dass sie eher Ausschlusskriterien gleichen. Absehbar ist, dass sie in den konkreten Projekten nicht komplett berücksichtigt werden. Konflikte sind programmiert – zumal nicht die Bundesregierung alleine entscheidet. Ein guter Teil des künftigen Wasserstoffhandels wird wohl über internationale Firmenkonsortien und Häfen wie Rotterdam abgewickelt.