Impfstoff von Johnson & Johnson: Freigegeben für alle

Weil viele Ältere bereits geimpft seien, gibt es nun auch Johnson & Johnson für Jüngere. Bei AstraZeneca bestellt die EU bald erst mal nicht mehr.

Ein Mann mit Mütze und Maske wird geimpft

Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson in Köln-Ehrenfeld Foto: Thilo Schmuelgen/reuters

Erst AstraZeneca, nun noch ein weiterer Impfstoff: Die Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen von Bund und Ländern haben sich am Montag darauf geeinigt, die Priorisierung bei der Vergabe des Vakzins von Johnson & Johnson (J&J) aufzuheben und es grundsätzlich für alle freizugeben. Zugleich sollen die Bundesländer der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) folgen, den Impfstoff vor allem bei über 60-Jährigen anzuwenden. Dieser sei bei Se­nio­r:in­nen nach dem bisherigen Kenntnisstand völlig unbedenklich. Bei Impfwilligen unter 60 soll er „nach ärztlicher Aufklärung und individueller Risikoentscheidung“ vergeben werden. Genau so wird bereits beim Impfstoff von AstraZeneca verfahren.

Beide Vakzine sind sogenannte Vektorimpfstoffe und haben in den Zulassungsstudien zum Schutz vor Covid-Erkrankungen zwar eine hohe Wirksamkeit von über 70 Prozent bewiesen. Allerdings sind bei beiden Impfstoffen in einzelnen Fällen Blutgerinnsel nach einer Impfung beobachtet worden, die – sollten sie im Gehirn auftreten – tödlich sein können. Statistisch gesehen treten sie bei weniger als jeder 100.000. Impfung auf, diese Nebenwirkungen sind also extrem selten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete solche Hirnvenenthrombosen dennoch als eine „auch ernsthafte Nebenwirkung“.

Da es mit den noch wirksameren Impfstoffen auf der Basis der mRNA-Technologie der Firmen Biontech/Pfizer, Moderna und demnächst auch Cure­vac Vakzine auf dem europäischen Markt gibt, bei denen solche Nebenwirkungen nicht aufgetreten sind, will die EU ab dem dritten Quartal ausschließlich auf die mRNA-Impfstoffe setzen.

Johnson & Johnson liefert bald

Die EU hat am Wochenende angekündigt, dass sie ihre Bestellungen für Corona-Impfstoffdosen von AstraZeneca nicht über den Juni hinaus verlängern werde. Ein weiterer Grund hierfür ist, dass das britisch-schwedische Unternehmen sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal die vereinbarten Liefermengen nicht eingehalten hat.

Was den J&J-Impfstoff betrifft, wurde er in Deutschland bislang nur bei wenigen verimpft. Deutschland erwartet Spahn zufolge im Juni und Juli zwar eine große Menge – insgesamt mehr als 10 Millionen Dosen im zweiten Quartal. Allerdings werden dann die meisten der über 60-jährigen Impfwilligen bereits eine Corona-Impfung bekommen haben, weshalb die Nutzung des Vakzins bei Jüngeren nach ärztlicher Aufklärung laut Spahn auch eine „pragmatische“ Entscheidung sei. Der Vektorvirenimpfstoff von J&J hat den Vorteil, dass er im Vergleich zu anderen Wirkstoffen leicht lagerbar ist. Außerdem ist nur eine Dosis zur vollen Immunisierung notwendig.

In Deutschland haben nach Angaben des Gesundheitsministeriums Stand Montag fast ein Drittel eine Erst­impfung erhalten, 9,4 Prozent sind vollständig geimpft.

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