Immobilienkonzern in Turbulenzen: Adler Group strauchelt
Die Adler Group, eine der großen privaten Immobiliengesellschaften in Berlin, ist in finanziellen Schwierigkeiten. Nun kommen massive Vorwürfe hinzu.
Vergangenen Freitag teilte der Konzern mit, 1.400 seiner Berliner Wohnungen vom Mutterkonzern Adler Group an das Tochterunternehmen Adler Real Estate AG zu verkaufen. Mit dem Verkauf des 326 Millionen Euro bewerteten Portfolio soll die finanzielle Situation der Gruppe verbessert werden.
Der luxemburgische Aktienkonzern, 2019 aus einem Zusammenschluss von Ado Properties, Adler Real Estate und dem Berliner Projektentwickler Consus entstanden, sollen derzeit deutschlandweit noch etwa 27.000 Wohnungen und Dutzende unbebaute Filetgrundstücke gehören. Um Schulden abzubauen, wurden zuletzt tausende Wohnungen, darunter zwei Pakete mit je etwa 15.000 Einheiten, verkauft. Noch 2019 bezifferte eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung allein den Berliner Bestand auf ca. 19.000 Wohnungen, wie viele davon jetzt noch in den Händen des Konzerns sind, ist nicht bekannt.
Das bekannteste Konzern-Objekt ist das Hochhaus Steglitzer Kreisel, dessen Umbau trotz längst verkaufter Eigentumswohnungen seit Anfang 2021 nicht vorankommt. Käufer sollen gedrängt worden seien, ihre Zustimmung zu geänderten Bauplänen zu geben, andernfalls den Kauf rückabzuwickeln. Womöglich ein Geschäftsmodell: Consus könnte die Wohnungen erneut verkaufen – zu einem höheren Preis, wie ein Anwalt eines betroffenen Käufers in einer am Dienstag veröffentlichen ARD-Doku vermutet.
Partner des Senats
Die Adler Group ist Teil des Wohnungsbündnisses des Senats mit einem Teil der Immobilienbranche, wenngleich der Konzern Berichten zufolge allein dem Finanzsamt Neukölln 21 Millionen Euro schulde. Offene Rechnungen über insgesamt 78 Millionen Euro bestehen demnach gegenüber Handwerksfirmen, darunter sind auch Betroffene in Berlin.
Im vergangenen Jahr hieß in einem Report eines britischen Investors, Adler sei eine „Brutstätte von Betrug, Täuschung und finanzieller Falschdarstellung, um die wahre finanzielle Lage zu verschleiern, die düster ist“. Ausräumen konnte die Gruppe die Vorwürfe nicht.
In der ARD-Doku über die „dubiosen Geschäfte“ wird dem Konzern vorgeworfen, teure Grundstücke trotz Baugenehmigungen brachliegen zu lassen und unerklärliche Wertsteigerungen in seinen Bilanzen zu verbuchen. Gesprochen wird von einem „Schneeballsystem“, das dazu diene, sich noch mehr Geld zu leihen. Profitieren würden wenige Großaktionäre, während andere Anteilseigner:innen um ihre Einlagen bangten – und Mieter:innen um ihre Wohnungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja