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"IT-Fitness" an den SchulenMerkel mag Microsoft

Die Kanzlerin wirbt für die Initiative "IT-Fitness", mit der Microsoft Schülern den Umgang mit Computer und Internet beibringen will. Dahinter steckt Microsoft - und verdecktes Marketing.

Marketing-Fitness: Gates mit Merkel im Januar. Bild: dpa

BERLIN taz Die Bundesregierung hilft Microsoft dabei, seine Marktmacht zu sichern - so lautet der Vorwurf der Linken. Mit dem Wettbewerb "IT-Fitness macht Schule", den Microsoft-Gründer Bill Gates und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Ende Januar starteten, sollen "Schülerinnen und Schüler offensichtlich frühzeitig an Microsoft-Software gewohnt werden", kritisiert die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Nele Hirsch.

Die Initiative "IT-Fitness" will nach eigenen Angaben bis 2010 vier Millionen Menschen mit verschiedenen Online-Kursen den Umgang mit Computer und Internet beibringen. Hauptzielgruppe sind Azubis und Schüler. Als Partner von Microsoft beteiligen sich unter anderem die Bundesagentur für Arbeit und der Zentralverband des Deutschen Handwerks an der Aktion. Bis Juli können sich nun Schulen für einen Wettbewerb anmelden. Erster Preis: Ein "Klassenzimmer der Zukunft" im Wert von 50.000 Euro.

Eine gemeinnützige Aktion oder verdeckte Werbung? Ein Blick auf die Homepage der Initiative lässt letzteres vermuten. Dort findet sich ein "IT-Fitness-Test", den Gates und Merkel bereits auf der Cebit im Jahr 2007 freischalteten. Haarklein werden hier Details über das Microsoft-Betriebssystem Windows abgefragt, ganze Abschnitte handeln ausschließlich die Microsoft-Anwendungen Word und Excel ab. Fragen nach freier Software oder alternativen Betriebssystemen finden sich dort nicht.

Die Bundesregierung verteidigt die Initiative in einer noch unveröffentlichten Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken als "Beispiel für gutes und nützliches gesellschaftliches Engagement der Wirtschaft". Deshalb sei die Kanzlerin auch beim Start des Schulwettbewerbs anwesend gewesen. Weitere Auftritte seien derzeit nicht geplant.

Auch Microsoft weist die Kritik zurück. "Uns geht es nicht darum, Schüler und Auszubildende zu beeinflussen", sagte Microsoft-Sprecherin Astrid Kasper der taz. "Sinn und Zweck ist es, sie fit zu machen für das spätere Berufsleben." Auch den IT-Fitness-Test verteidigt das Unternehmen. "Der Test bildet die Realität in der Berufswelt ab", sagte Kasper. Heute müsse man nun einmal mit Microsoft-Anwendungen umgehen können.

Das scheint auch die Bundesregierung so zu sehen. "Es schadet der Förderung von IT-Kompetenz nicht, auch die Produkte eines führenden Softwareanbieters zu kennen", heißt es in der Antwort auf die Linken-Anfrage.

Linken-Bildungsexpertin Hirsch wirft der Regierung hingegen "Naivität" vor. Schließlich habe Microsoft mehrfach gegen Wettbewerbsregeln verstoßen.

Das weiß auch die Regierung. Fünf Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft in den USA listet sie in ihrer Stellungnahme auf. Dazu kommen fünf Verfahren der EU-Kommission. Zuletzt wurde Microsoft im Februar zu einer Strafe von 899 Millionen Euro verdonnert.

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5 Kommentare

 / 
  • M
    mir

    Diese Microsoft Produktschulungen sind doch ungefähr wie Kochkurse, die von großen Lebensmittelkonzernen unterstützt werden, und in denen gelehrt wird, wie man Fertigessen (z.B. aus der Dose, Tüte, oder tiefgefroren) zubereitet.

    Das Zubereiten von Fertigessen hat mit Kochen kaum etwas zu tun. Wer jedoch kochen kann, kann auch Fertigessen zubereiten; umgekehrt allerdings nicht.

    Selbiges gilt für Computer. Wer nur Microsoft Produktschulungen bekommt, wird bei dem bleiben, was er kennt. Wer jedoch z.B. mal mit Linux an seinem System herumgespielt hat, wird richtig kochen können. Und bei Bedarf auch noch mit Microsoft Produkten arbeiten können.

    Und es geht um weit mehr als nur Internet Explorer vs. Mozilla Firefox und MS Office vs. Openoffice.

    Es geht um das Monopol von Microsoft bei Betriebssystemen.

  • G
    Gerald

    Grundsätlich ist gegen Microsoft nichts einzuwenden. Schliesslich kann jeder, der mit MS Word oder Excel an den Computer gewöhnt wurde, auch ohne weiteres mit dem freien Open Office weiterarbeiten ohne sich groß umstellen zu müssen. Genauso kann jeder der mit einem Internet Explorer gearbeitet hat auf den freien Firefox Browser umsteigen.

    Die Grundsätze im Umgang mit dem Compuetr und dem Internet verändern sich dadurch nicht.

    Man kann auch keinem Privat Unternehmen vorwerfen das es seine eigenen Produkte dem eines anderen Unternehmen vorzieht. Ausserdem ist Linux zur Zeit leider nur eine Alternative für erfahrene PC-Nutzer.

    Ich bin aber auch der Meinung das es Aufgabe der Bunderegierung bzw. der Bundesagentur für Arbeit ist die Schüler und Azubis von dieser Freien Software in Kenntniss zu setzten. So das diese später selber entscheiden können was Sie privat Nutzen wollen.

  • X
    xxx

    @Sioned: Eigentlich kein Wunder. Wenn alle Welt gezwungen wird, mit M$ zu arbeiten (und ich denke, in der Schule ist der Begriff Zwang zulaessig), dann ist das in der Berufswelt natuerlich auch so. Und wenn es in der Berufswelt so ist, dann gibt es halt diese Anforderung an die Ausbildung. Und alles bleibt, wie es ist, und alle sind gluecklich und zufrieden...

  • S
    Sioned

    Letztlich hat Frau Merkel gar nicht mal so Unrecht. Wer heute auf das Wirtschaftsleben vorbereitet sein will, muss sich in erster Linie mit Microsoft Word und Co auskennen.

    Die Frage bleibt nur, was Schule eigentlich in erster Linie sein sollte: Bildet sie den kritisch reflektierenden Menschen oder die für die Wirtschaft wertvolle Arbeitskraft?

  • AD
    Arno Däuper

    Typisch! Natürlich wirbt unsere Kanzlerin für Microsoft, denn von denen kommt das meiste Geld. Jeder neue PC/Laptop wir schon seit Jahren mit Microsoft-Software geliefert. Das halte ich definitiv für falsch, denn so bekommen z.b. Menschen, die keine Ahnung von Computern haben gleich den Microsoft-Hammer auf den Kopf. Und dabei ist dieser Hammer nicht mal besser als die anderen "Hämmer", wie Linux z.B., welches ja FREI ist, und kein Geld an die Regierung liefert. Ich würde mir wünschen, dass unsere Bevölkerung eine art Aufklärung im Bereich der Computer bekäme und nicht einfach das aufgebrummte Windows akzeptiert!