Hunger in Gaza: Luftnummer aus Deutschland
Deutschland und Jordanien haben am Dienstag eine Luftbrücke für den Gazastreifen gestartet. Das Welternährungsprogramm kritisiert die Hilfen aus der Luft.

Bereits am Montagabend hatte Deutschland angekündigt, zusammen mit Jordanien eine „Luftbrücke“ zu starten, um die hungernden Menschen im Gazastreifen mit Hilfsgütern zu versorgen. Man werde sich eng mit Frankreich und Großbritannien abstimmen, sagte Merz. Die beiden Länder seien ebenfalls bereit, „eine solche Luftbrücke für Lebensmittel und für medizinische Güter zur Verfügung zu stellen“.
Aus Diplomatenkreisen hieß es am Dienstag, Frankreich werde sich an der „Luftbrücke“ beteiligen. Der britische Premierminister Keir Starmer hat unterdessen sein Regierungskabinett aus dem Urlaub zurückgerufen, um über die Lage in Gaza zu beraten.
Merz drohte Israel zugleich erstmals mit konkreten Maßnahmen, sollte Israel die humanitäre Lage in dem Kriegsgebiet nicht schnell verbessern. Man habe dazu zwar keine konkreten Beschlüsse gefasst, sagte Merz. „Wir behalten uns aber solche Schritte vor.“
Akut bedroht
Selbst US-Präsident Donald Trump hatte von „echtem Hunger“ im Gazastreifen gesprochen. „Ich möchte, dass sie dafür sorgen, dass sie das Essen bekommen. Ich will, dass sie das Essen bekommen“, entgegnete Trump bei seinem Besuch in Schottland auf die Frage, was er dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagen wolle. „Israel trägt eine große Verantwortung“, sagte er.
Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte am Dienstag, die Menschen im Gazastreifen seien akut von einer Hungersnot bedroht. Die Daten zeigten, dass 39 Prozent der Menschen tagelang nichts essen. Mehr als 500.000 Menschen, fast ein Viertel der Bevölkerung des Gaza-Streifens, litten unter hungerähnlichen Bedingungen.
Den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft kritisierte das WFP als „nicht praktikabel“. Sie sollten nur als allerletztes Mittel zur Versorgung der Menschen in Betracht gezogen werden, sagte Ross Smith, der WFP-Direktor für Notsituationen, am Dienstag in Genf. Auch das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen lehnen den Abwurf von Hilfsgütern über Gaza ab.
Die Zahl der Toten im Gazastreifen ist nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums auf mehr als 60.000 gestiegen. Etwa die Hälfte der Toten seien Frauen und Kinder, meldete das Ministerium am Dienstag.
Beim Verteilzentrum getötet
Nach palästinensischen Angaben sollen israelische Soldaten am Dienstag außerdem wieder mindestens 13 Menschen nahe einem Verteilzentrum für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet haben. Nach UN-Angaben kamen auf diese Weise bereits über 900 Menschen ums Leben, seit die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ihre Arbeit im Gazastreifen aufgenommen hat.
Israel hatte am Sonntag auf internationalem Druck hin erstmals seit Monaten wieder die Einfuhr von Hilfe in größeren Mengen zugelassen. Nach israelischen Angaben habe man am Montag den zweiten Tag in Folge Lebensmittel aus der Luft über dem Gazastreifen abwerfen lassen. Bereits im vergangenen Jahr hatten Jordanien, Deutschland und andere Länder einige Wochen lang eine „Luftbrücke“ in den Gazastreifen aufgebaut.
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