Hunger durch hohe Lebensmittelpreise: Weizen bleibt teures Gut
Der bereits sehr hohe Preis für das Getreide hat sich im April nochmals erhöht. Das berichtet die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).
Die unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Lebensmittelpreise könnten dazu führen, dass noch mehr Menschen in Entwicklungsländern hungern müssen. In der EU wird deshalb auch diskutiert, den Getreideverbrauch als Futter und Kraftstoff zu reduzieren oder auf Umweltschutzauflagen für die Landwirtschaft zu verzichten.
Auf dem Weltmarkt wird in den zwölf Monaten bis Juni 2022 laut FAO-Prognose 1 Prozent mehr Weizen angeboten werden als im Vorjahr. Die AnalystInnen haben ihre Schätzung nach oben korrigiert, weil Russland unerwartet viel Weizen vor allem nach Ägypten, in den Iran und in die Türkei exportiert habe.
Dass die Preise dennoch hoch bleiben, dürfte auch an den unsicheren Aussichten liegen. Selbst wenn die Ukraine trotz der Kämpfe wieder große Mengen Weizen produzieren könnte, ist völlig unklar, wie er zu den VerbraucherInnen in anderen Entwicklungsländern gelangen soll. Immerhin ist die Versorgung der Bevölkerung in den nicht besetzten Teilen der Ukraine nach Angaben des Agrarministeriums in Kyjiw gesichert.
UN-Generalsekretär will Lösung für Transport
Angesichts von Nahrungsmittel-Engpässen wegen des Ukraine-Kriegs will UN-Generalsekretär António Guterres das Land zurück an den Weltmarkt bringen. „Eine sinnvolle Lösung für die globale Ernährungsunsicherheit erfordert die Wiedereingliederung der landwirtschaftlichen Produktion der Ukraine und der Lebensmittel- und Düngemittelproduktion Russlands und Belarus' in die Weltmärkte trotz des Kriegs“, sagte Guterres am Donnerstag in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Er werde sein Bestes tun, um einen Dialog anzustoßen.
Die Ukraine war bis Kriegsbeginn einer der weltweit wichtigsten Erzeuger von Weizen sowie ein großer Mais-Produzent. UN-Angaben zufolge wurden 2020 beispielsweise gut 30 Millionen Tonnen Mais und knapp 25 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Viele Länder, etwa in Nordafrika, sind abhängig von günstigem Weizen aus der Ukraine. Auch für weltweite Ernährungshilfe ist das Getreide entscheidend. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine kam der Handel weitgehend zum Erliegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen