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Hunde im HotelGelassenes Tier an der Rezeption

Verhaarte Teppiche, Pfotenabdrücke auf der Bettdecke oder übelriechende Futterdosen im Papierkorb: Wie schlimm sind Hotelgäste mit Hund wirklich?

Bei uns werden Hunde nicht nur geduldet Foto: Mint Images/imago

H unde im Wirtsraum sind manchmal eine besondere Herausforderung. Ist er angeleint, aber nur zeitweise willens, ruhig unter dem Tisch zu liegen, dann kann der Vierbeiner leicht zur Stolperfalle für den Service werden. Je kleiner und quirliger, umso größer ist die Gefahr, das Tier zu übersehen. Gäste mit Hund platziert man deswegen am besten weitab der stark frequentierten Laufwege. Gut nur, dass Frauchen oder Herrchen die entsprechenden Tische meist von selbst ansteuern. Dann kann man sicher sein, es mit umsichtigen Hundehaltern zu tun zu haben.

Tatsächlich verhält sich die Mehrzahl genau so. Ich mag diese Gästegruppe und gebe zu, dabei nicht neutral zu sein, weil ich – Disclaimer – selbst einen Hund besitze. Dennoch war ich bei Eröffnung unseres Gasthauses beileibe nicht vorurteilsfrei, was die Tiere und ihren menschlichen Anhang als Gäste angeht. Man kann sich der Bilder im Kopf nicht erwehren, von verhaarten Teppichen, Pfotenabdrücken auf der Bettdecke oder übelriechenden leeren Futterdosen im Papierkorb. Und was ist, wenn der süße Welpe doch noch nicht so stubenrein ist wie behauptet?

„Aber der Hund darf wirklich nicht ins Bett“, ist der Standardsatz, mit dem ich als Hotelgast jahrelang den Zimmerschlüssel ausgehändigt bekam. Brauchte man mir nie zu sagen, führte aber dazu, dass ich als Wirt die Zimmer nach Hundebesuch wie ein Sittenpolizist zu inspizieren begann. Was sich nicht als Fehler herausstellte: Ich habe auf Bettwäsche nämlich häufiger Schuhabdrücke als Pfotenspuren gefunden und bemerkt, dass Stubenreinheit bei Zweibeinern auch eher Anschauungssache ist. Außerdem überrascht es mich nicht mehr, wenn Hundehalter den Zimmermüll bei Abreise selbst entsorgen.

Bei uns werden Hunde nicht nur geduldet. Unser Haus liegt im Steigerwald, einem der schönsten Wandergebiete der Republik. Da haben viele Gäste einen Hund dabei. Wer den Eindruck hat, sein Tier sei willkommen, fühlt sich selbst schnell zu Hause. Uns unterstützt dabei ein tierischer Rezeptionist. Merlot, früher untadeliger Redaktionshund, hat sich das Treppenhaus als bevorzugte Lagerstätte ausgesucht.

Ist er dort am Dösen, stört ihn weder, wenn sich vor ihm die Tür zum Gasthaus öffnet, noch dass Gäste über ihn hinwegsteigen müssen. Hunden gegenüber ist er auch freundlich, nur junge Artgenossen werden zuweilen etwas strenger auf die Hausregeln hingewiesen. So ein gelassenes Tier im Foyer führt dazu, dass Gäste ihren Stress vor der Tür lassen. Es ist dieselbe Wirkung wie bei Bürohunden. Ich kann das Kollegen nur empfehlen. Entscheiden Sie sich für einen Hotelhund.

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Jörn Kabisch
Autor
Wirt & Autor für taz und FuturZwei
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