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„Huffington Post“ in DeutschlandNachrichten für alle und umsonst

Die „Huffington Post“ steht in der Kritik, weil sie ihre Autoren nicht bezahlt. Nun bekommt die Nachrichtenplattform auch in Deutschland einen Ableger.

Die „Huffington Post“ als Aggregator. Oder: „Schau, hier ist Zeug, was ich im Internet gefunden habe!“ Tabelle: youtube.com/markfiore

BERLIN taz | Innovativ, so beschreibt der Focus die Newsplattform Huffington Post, mit der der Focus-Verlag nun eine Partnerschaft abgeschlossen hat. In der Tat revolutionierte die Huffington Post, die 2012 den Pulitzer-Preis gewann, den US-Nachrichtenmarkt, indem sie als Mischung aus Blog, Nachrichtenseite und Politplattform auftrat. Und die europäischen Ableger der Huffington Post zeigen, dass das Konzept auch in Europa ein Erfolgsmodel sein kann.

Die Huffington Post arbeitet mit wenigen Redakteuren und vielen Bloggern, die mit ihren 1.600 veröffentlichenten Geschichten pro Tag das Portal mit Content aus allen Bereichen beschaufeln. AOL kaufte die 2005 gegründete Plattform für 315 Millionen Dollar auf. Die Autoren der Huffington Post wurden jedoch mit keinem Cent an diesem Erfolg beteiligt.

Denn das Portal setzt auf ein besonderes „Win-Win-Model“: Die Huffington Post erhält Texte von Bloggern, die im Gegenzug einen Verweis auf ihr Blog bekommen. Sie erhalten Popularität – Geld bekommen sie nicht. Einige wehren sich gegen dieses Modell.

Der deutsche Journalistenverband (DJV) warnt vor einem solchen Konzept in Deutschland: „Der DJV weist darauf hin, dass die Urheber in Deutschland Anspruch auf eine angemessene Vergütung haben“, schreiben Eva Werner und Michael Hirschle vom DJV im Blog. „Auf einen vermuteten Werbeeffekt zu setzen als Rechtfertigung dafür, dass Journalisten für ihre Arbeit nicht angemessen bezahlt werden, ist inakzeptabel“.

„Wir geben den Lesern eine Stimme“

Der Huffington-Post-CEO Jimmy Maymann sieht das anders. Er tritt ein für eine bessere Kommunikation, aber nicht nur durch die Elite, sondern durch die Menschen: „Wir geben unseren Lesern eine Stimme und eine Möglichkeit zur Partizipation“, sagte Mayman im Focus-Videointerview.

Schon lange wartet die Huffington Post auf einen Partner in Deutschland. Denn neben Italien, Frankreich, Großbritanien und Spanien fehle nur noch „Deutschland für die Big Five“, um Europas Huffington-Ableger „auf dem internationalen Anzeigenmarkt“ attraktiv zu machen, sagt Mayman.

Geklagt hatte der Autor Jonathan Tasini gegen die „unberechtigte Bereicherung“ des Konzerns. Es geht um den Vorwurf, dass sich die Huffington Post unfair bereichert habe. Ein Gericht wies die Klage jedoch mit der Begründung ab, dass keiner die Journalisten zwinge, für die Huffington Post zu arbeiten.

Andere Autoren der Huffington Post finden das Modell in Ordnung: „Nehme ich wirklich bezahlten Journalisten die Arbeit weg, wenn ich ohne Bezahlung blogge? Ich denke nicht. Meine Blogs behandelt oft Themen, die mir kein Kunstmagazin- oder Nachrichtenredakteur abkaufen würde“, schreibt der Blogger und Huffpost-Autor John Seed.

Die journalistische Qualität

Tätsächlich gibt es Kritik an der journalistischen Qualität der Huffington Post. Der amerikanische Cartoonist Mark Fiore beispielsweise kritisiert die Huffington Post als Aggregator. Die Huffington Post sammele Medieninhalte und sortiere sie für die Zielgruppe neu. Oder wie er es in einem Video bezeichnet: „Schau, hier ist Zeug, was ich im Internet gefunden habe!“

Um die Klickzahlen zu erhöhen, setzt die Huffington Post auf suchmaschinenoptimiertes Schrieben. Der 2011 erschienene Artikel „What time does the Superbowl start“ (Wann fängt der Superbowl an?) war ein Klickfänger, der nicht viel mehr als Schlagworte für Google und die Antwort auf die oben genannte Frage enthielt.

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Das in Deutschland kommende Leistungsschutzrecht könnte der Aggregations-Strategie einige Probleme bereiten. Denn mit dem vom Bundesrat beschlossenen Gesetz müsste auch die Huffington Post Lizenzgebühren für die Nutzung von Artikeln oder Auszügen zahlen.

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10 Kommentare

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  • B
    Billa

    Wäre nicht das erste Mal, dass ein US-Medien-Projekt in Deutschland scheitern würde. Erinnert sich noch jemand an die Vanity Fair? 2007 erschienen und gleich wieder verschwunden. Selbst die alte FT mit ihrem deutschen Ableger FTD hat dem Verlag Gruner + Jahr 12 Jahre nur Verluste gebracht und wurde 2012 eingestellt.

    Aber wenn die HF ihre Leute erst gar nicht bezahlt, sondern nur 15 Redakteure einstellt und die anderen freien Mitarbeiter für lau malochen lässt "rechnet" sich das Geschäftsmodell HF-Deutschland möglicherweise doch.

  • H
    Habnix

    Erst wenn die Medien nicht mehr Ökonomie(Wirtschaft) unterworfen sind,sind sie freie Medien.

  • L
    Lügenbaronin

    Umsonst? Das ich nicht lache... Bei uns im Briefkasten war die nicht und für all den anderen Mist muß man eine Schweinekohle an die Internetverbrecher blechen, die aus Müll Gold machen.

  • H
    Horsti

    Die "Huffington Post" bezahlt ihre Autoren nicht? Ist doch bei der TAZ fast genauso. ;-)

  • A
    Albert

    Echt peinlich sind die mind. 5 Rechtschreibfehler in dem taz-Artikelchen - und sich gleichzeitig journalistisch über QUALITÄT bei anderen auslassen. Dann lieber leich "Bloggen" oder "Huffington Post".

  • R
    reblek

    "... dass das Konzept auch in Europa ein Erfolgsmodel sein kann." - Ein Konzept als (Deutschland next Top-) Model?

    "... die mit ihren 1.600 veröffentlichenten Geschichten pro Tag..." - Besser noch "veröffentlichententen".

    "Meine Blogs behandelt oft Themen..." - Was schert uns der Unterschied zwischen Singular und Plural?

    "... setzt die Huffington Post auf suchmaschinenoptimiertes Schrieben..." - Tja, solche Schrieberei sollte echt nicht bezahlt werden.

  • I
    ion

    Der Versuch der Diskreditierung solcher Projekte durch den Einwurf: "Aggregation", ist fadenscheinig; Zunehmend schreibt die Eine von dem Anderen ab und vice versa – und (fast) alle ‘professionellen’ Nachrichten-Schreiberlinge beziehen den Großteil ihrer Rohstoffe bestenfalls von Nachrichten- und zunehmend auch von Werbe-, aka: Content-agenturen.

    Eigene, langatmige, investigative Recherchen? Das war vielleicht mal.

    Insofern dürften Beiträge von Bloggern u./o. anderen Engagierten zumindest auch der Themen-Vielfalt dienlich sein, sofern die Türsteher und Zensoren jener Online-Plattformen (Kristallisationskerne) wissen, was zu tun ist.

     

    Bereits am 27.01.2007 war n.a. im Spiegel zu lesen, Exzerpt:

    »»»

    SPIEGEL ONLINE: Sind die politischen Blogs in den USA so gut, weil die Mainstream-Medien an ihrer Aufgabe scheitern?

     

    Huffington: Die Mainstream-Medien formulieren immer nur Gemeinplätze, sie sehen alles durch einen Rechts-gegen-links-Filter. Es ist absurd, den Krieg im Irak durch diesen Filter zu betrachten – die Mainstream-Medien machen es trotzdem. Senator Sam Brownback zum Beispiel ist ein renommierter Republikaner, und er ist gegen den Eskalationsplan des Präsidenten für den Irak. Trotzdem reden die meisten US-Journalisten weiter von "Druck von links". Den Bloggern fällt unter anderem die Rolle zu, die Mainstream-Medien aufzurütteln: Hört endlich auf, so reflexhaft zu berichten! Das Gleiche gilt für Themen wie die Gesundheitspolitik oder den "Krieg gegen Drogen".

    «««

     

    Erkennt jemand die eine oder andere T-/t-ageszeitung und dessen durch Selektion gesteuertes LeserkommentatorInnen-Niveau wieder?

    Der seit längerem angekündigte, immer wieder verschobene und noch nicht realisierte Relaunch der online taz.de dürfte sich bereits selbst überlebt haben – taz-lerInnen sollten vermutlich lieber gleich den Übernächsten realisieren (lassen); Und vorzugsweise endlich mal mit einer funktionstüchtigen internen Suchfunktion.

  • CT
    Christophe T.

    auf jeden Fall keine Konkurrenz für die taz ...

  • R
    rolfmueller

    Der Ruf einer deutschen "Huffington Post" könnte schnell dahin sein, denn ihr Kooperationspartner "Focus" ist nicht gerade für unabhängigen Journalismus bekannt.

  • C
    Christian

    Das wird interessant zu beobachten, ob sich die Huffington Post in Deutschland durchsetzen kann. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein großer US-Konzern mit einem Billig-Model in Deutschland scheitert (siehe z.B. Wal-Mart).

     

    Andererseits gibt es in Deutschland viele Menschen, die den gestandenen Medien wie der Zeit, der Süddeutschen oder der FAZ ihr elitäres Auftreten durchaus übel nehmen - zumindest scheint das so, wenn man einschlägige Kommentare in deren Online-Ausgaben liest. Da werden sicher einige die Chance nutzen, die Huffington Post als Sprachrohr für die eigene Meinung zu nutzen.