Huawei gegen die USA: Auf in die nächste Runde!

Der chinesische Technikkonzern erlebt „schwierige Zeiten“, hat aber eine Strategie gegen Anfeindungen. Das eigene Betriebssystem ist fast fertig.

Ein junger Chinese probiert eine Virtual Reality-Brille aus, die auf G5 basiert

So könnte Spaß aussehen: Virtual Reality dank G5 Foto: ap

BERLIN taz | Ein altmodisches Kampfflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, das durchsiebt ist und sich gerade noch in der Luft hält: Dieses Bild lässt Huawei-Vorstandschef Liang Hua hinter sich an die Wand werfen, während er die Lage des Konzerns erläutert. So wie der tapfere Pilot des Flugzeugs werde das chinesische Unternehmen trotz aller Angriffe durchhalten, tönte Liang am Dienstag in Shenzhen.

Der sachliche Inhalt seiner Präsentation zu den Halbjahreszahlen des Technikunternehmens widerspricht dem Bild in fast allen Punkten. Huawei steht mitnichten vor dem Absturz, sondern konnte den Umsatz um fast ein Viertel steigern. Die Handys der eigenen Marke verkauften sich bestens, der Zuwachs lag hier in der gleichen Größenordnung. Das Unternehmen ist nach eigener Auskunft Weltmarktführer beim Aufbau von 5G-Netzen und gibt in diesem Jahr 15 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus.

Doch Liang verbreitet mit gutem Grund Krisenstimmung. Wegen der Angriffe seitens der US-Regierung im laufenden Handelskrieg verzeichnet das Unternehmen einen Durchhänger beim Absatz von Smartphones. „Die Konsumenten in vielen Märkten sind verunsichert“, sagt der Huawei-Chef. Dazu kommen Zweifel auf vielen Märkten an der Sicherheit der eigenen Technik.

Huawei verdient sein Geld im Wesentlichen in zwei Bereichen: im Profi-Geschäft und im Privatkundengeschäft. Netzbetreibern wie der Telekom verkauft das Unternehmen Anlagen wie die großen Mobilfunkantennen, die auf Hausdächern stehen und vielen Handys gleichzeitig den Empfang verschaffen. Den Privatkunden verkauft Huawei vor allem Handys und Tablets.

Spionagevorwurf bleibt dünn

In beiden Bereichen steht das Unternehmen unter Druck und in beiden Fällen stecken die Amerikaner hinter den Anfeindungen. Die US-Regierung erlaubt es den eigenen Netzbetreibern nicht, Ausrüstung von Huawei zu kaufen – das sei zu unsicher. Die Chinesen können über die Netzknoten die Informationen mitlesen, lautet die Befürchtung. Europa hat sich hier bis 2018 weniger Sorgen gemacht. Aber pünktlich zum Beginn des Aufbaus eines 5G-Netzes sind auch hier Zweifel an der Sicherheit chinesischer Geräte vor Spionage aufgekommen.

Ob Huawei im Dienst der Geheimdienste arbeitet oder nicht, kann kein Experte mit Sicherheit sagen. Einerseits sind alle chinesischen Unternehmen verpflichtet, mit dem Staat im Sinne der nationalen Interessen zusammenzuarbeiten. Andererseits hat noch niemand einen Seitenzugang zu Huawei-Netzrechnern entdeckt, der eindeutig dem chinesischen Geheimdienst zuzuordnen wäre. Kritiker halten es allerdings für grundsätzlich gefährlich, sich von China abhängig zu machen.

Während die Diskussion um Hintertüren zu Netzrechnern schon länger läuft, ist Mitte Mai noch ein Angriff auf das Geschäftsmodell von Huawei hinzugekommen. US-Präsident Donald Trump hat das Unternehmen als Teil seines Handelskriegs gegen China aufs Korn genommen. Er hat amerikanischen Firmen verboten, Hightech an Huawei zu liefern. Das betrifft Mikrochips und Software, so das Android-Betriebssystem und Google Maps.

Die Huawei-Führung hat am Dienstag ihre Gegenstrategien für diese Probleme vorgestellt. Wenn Android für neue Modelle nicht zur Verfügung stehe, dann werde es die Handys mit einem eigenen, selbst entwickelten Be­triebssystem ausliefern.

Und was 5G angeht, so freut sich Huawei in Deutschland über die pragmatische Einstellung der Bundesregierung. „Wir begrüßen den Ansatz, strenge Sicherheitskriterien für alle Anbieter von Netztechnik gleichermaßen zu definieren“, sagt David Wang, der Vizechef von ­Huawei Deutschland.

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