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Homosexuelle in JamaikaVersuchter Lynchmord

Ein Mob und Wachmänner in Kingston verprügeln zwei homosexuelle Studenten. Der Vorfall löst eine neue Debatte über den Homo-Hass aus.

Urlaubsidylle Jamaika: Für Homosexualität drohen hier bis zu zehn Jahre Haft. Bild: imago/Peter Widmann

SANTO DOMINGO taz | Auf der Karibikinsel Jamaika hat eine Menschenmenge versucht, zwei angeblich homosexuelle Männer zu lynchen.

Auf dem Gelände der University of Technology (UTech) von Papine, einem Vorort der Hauptstadt Kingston, waren zwei Studenten nach Augenzeugenberichten, die die jamaikanische Tageszeitung The Gleaner zitierte, am vergangenen Donnerstagabend gegen acht Uhr auf der Toilette angeblich bei „homosexuellen Handlungen“ erwischt worden.

Eine Menschenmenge habe die beiden verprügelt. Während einer habe fliehen können, sei es dem anderen nur gelungen, sich in ein Uni-Gebäude zu retten, das Mitglieder einer Sicherheitstruppe der UTech bewachten.

Hassgesänge des Mobs

Dort sei er unter Hassgesängen des Mobs jedoch von den Mitarbeitern des Bewachungsunternehmens heftig geschlagen worden. Erst Polizeibeamte brachten den Mann in Sicherheit.

Vermutlich wäre die Geschichte kaum bekannt geworden, wenn nicht jemand die prügelnden Wachmänner gefilmt und die Gewaltszenen bei YouTube ins Internet gestellt hätte. Seitdem wird in Jamaika wieder über den Schwulenhass im Land diskutiert.

Auf der drittgrößten Karibikinsel werden homosexuelle Handlungen nach wie strafrechtlich verfolgt. Wer beim Geschlechtsverkehr erwischt oder wem dies nachgewiesen werden kann, kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

Lob für die Polizei

Erstmals richtet sich die Aufregung seit dem Bekanntwerden des Falls aber nicht gegen Schwule, sondern gegen den Mob und die prügelnden Wachmänner. Die Geschäftsleitung hat die beteiligten Angestellten entlassen, vielleicht auch, weil die Universität gedroht hat, den Millionenauftrag für die Bewachung des Uni-Geländes zu kündigen.

Der Uni-Rektor Errol Morrison kündigte im Gleaner „eine offene gesellschaftliche Diskussion über Ethik und das breite Spektrum, wie wir in einer Gesellschaft mit unterschiedlichen Praktiken leben“, an. Auch die Polizei erhält für ihren Einsatz Lob.

Dieses kommt ausgerechnet vom Jamaica Forum für Lesben, All-Sexuals und Homosexuelle (J-FLAG), das gegen die Verfolgung von Homosexuellen aktiv ist. J-FLAG sieht jedoch vor allem Handlungsbedarf in der Politik, um gegen „die Demonstration von Intoleranz gegenüber lesbischen, schwulen, bi- und transsexuelle Jamaikanern“ vorzugehen.

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