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Homophobie im FußballKorruption, Ballspiel, Sex

Ein Funktionär tritt zurück – wegen Homophobie, sagt er. Wegen Vetternwirtschaft, sagen seine Gegner. Und der Präsident will seine Ruhe haben.

Erwin Bugar, Präsident des Fußballverbands Sachsen-Anhalt will vom Ärger nichts wissen Foto: imago/Christian Schroedter

Erwin Bugar, der Präsident des Fußballverbands Sachsen-Anhalt (FSA), geht lieber in Deckung. „Kein Kommentar“, sagt er. Man müsse doch auch mal zur Ruhe kommen. Dass sein Stellvertreter Matthias Albrecht vergangene Woche mit der Begründung das Handtuch warf, er sei von den Kreisfunktionären des Landesverbandes wegen seiner Homosexualität massiv angefeindet worden, passt Bugar so gar nicht.

Schließlich ist sein Verband auch wegen seiner Passivität im Fall des rechtsextrem durchsetzten Vereins FC Dornburg in die Kritik geraten. Über Albrecht wurde zudem in den vergangenen Monaten von den Präsidenten der Kreisfachverbände (KFV) auch rege diskutiert. Offiziell ging es da aber um die Behauptung einer „Vetternwirtschaft“. Albrechts Homphobievorwurf wirft nun kein gutes Licht auf das Verbandsleben.

Vizepräsident Albrecht teilte in einem vierseitigen Schreiben mit, die KFV-Präsidenten hätten sich „gegenüber Mitarbeitern des FSA abfällig über mich und meine Sexualität geäußert“ und Medienvertreter hätten in seinem Privatleben geschnüffelt. Zum eigenen Schutz und zu dem seiner Familie verzichte er künftig auf sein Amt. Bugar behauptet nun, Albrechts Homosexualität sei im Verband nie Thema gewesen. Albrecht wiederum sagt, im April habe er die homophoben Anfeindungen gegen ihn in einer Vorstandssitzung angesprochen.

Als „Schwuchtel“, von der man sich nichts sagen lassen wolle, sei er etwa von einem KFV-Präsidenten bezeichnet worden. Eine Mitarbeiterin des Verbands habe ihm dies zugetragen. Ein anderer Funktionär habe ihm ins Gesicht gesagt, einen Regelverstoß könne man ihm eigentlich nicht vorwerfen, man wolle ihn bloß nicht. „So jemand wie ich könne nicht 1. Vizepräsident des Verbands sein.“

Seine Absetzung stand an

Möglicherweise ist Albrecht mit seinem nun erfolgten Rücktritt seiner Absetzung zuvorgekommen. Eigentlich sollte er nämlich auf einem Außerordentlichen Verbandstag des Landesverbandes am 27. Juni abgewählt werden. 13 der 14 KFV-Präsidenten hatten zu diesem Zweck die Versammlung beantragt. Mit seiner sexuellen Orientierung habe das aber überhaupt nichts zu tun, erklärt KFV-Präsident Detlef Rutzen. Stattdessen konkretisiert er den Vorwurf der Vetternwirtschaft: Albrecht habe seinen Freund Maik Tränkler im Eilverfahren als Vizegeschäftsführer in den Verband geholt, ohne die Gremien des Verbands einzubeziehen.

Dabei finanzierten die Klubs die Stelle durch erhöhte Gebühren. Auf Nachfragen, ob Tränkler aus seinem persönlichen Umfeld stamme, habe man von Albrecht die Antwort erhalten: „Das geht euch nichts an.“ Das Tempo der Einstellung habe Albrecht mit der Mehrarbeit durch eine DFB-Verordnung begründet, welcher der Verband endlich nachkommen müsse.

Albrecht verwahrt sich gegen die Vorwürfe und sagt, dass er künftig strafrechtlich dagegen vorgehen will. Alles sei statutengemäß verlaufen. Auf einer Sitzung vergangenen November habe Präsident Erwin Bugar selbst vermerkt, dass eine Stelle bis zum 1. Januar besetzt werden müsse, und gefragt, ob Albrecht jemand kenne, der helfen könne. Daraufhin habe Bugar zusammen mit dem Schatzmeister der Einstellung von Tränkler zugestimmt. Von einem Alleingang könne keine Rede sein.

Amtsmissbrauch im Kreisverband

Unterdessen aber hat Bugar den Protesten der Kreisfunktionäre nachgegeben: Tränkler wurde im April entlassen – in seiner Probezeit. Eine kostspielige Korrektur für den Verband, sagt Albrecht. Vor Gericht habe Tränkler eine Abfindung in einem hohen vierstelligen Bereich zugesprochen bekommen.

Matthias Albrecht ist davon überzeugt, dass die homophoben Vorbehalte gegen ihn auch in Verbindung mit den Aufgaben seines Amtes standen. Eine kleine Gruppe von KFV-Präsidenten hätten in Sachsen-Anhalt Verbandsvermögen missbraucht: Beispielsweise wären feudale Weihnachtsfeiern für 5.000 Euro veranstaltet worden, Privathandys seien über den Verband abgerechnet oder illegale Geldprämien vergeben worden. Albrecht resümiert: „Von einem wie mir wollten sich das die Herrn nicht vorhalten lassen.“

Dem Verband war im Übrigen der Rücktritt von Albrecht keine Nachricht wert auf seiner Website. Man nahm lediglich sein Foto und seinen Namen von der Seite, auf der alle Funktionäre abgebildet sind.

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