Homophobie im Berliner Fußball: Nachlassendes Engagement
Im Klub Türkiyemspor wollen sich manche nicht mehr so offen wie bisher gegen Homophobie stellen. Eine Folge: LSVD-Chef verlässt unter Protest den Aufsichtsrat.
Es ist schon ein etwas größerer Richtungsstreit, der sich da derzeit beim Kreuzberger Fußballklub Türkiyemspor zuträgt. Nun hat dieser Konflikt zu einem ersten Rücktritt im Aufsichtsrat geführt: Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Berlin-Brandenburg, ist fortan nicht mehr Mitglied des Gremiums, wie am Mittwoch bekannt wurde.
Steinert bekleidete seit 2012 diesen Posten, nachdem „Türkiyem“ begonnen hatte, sich als erster türkischstämmiger Verein Deutschlands offen für Schwule und Lesben zu engagieren. Insbesondere die dritte Herrenmannschaft des Klubs trat gegen Homophobie ein – der LSVD wurde zum Trikotsponsor dieses Teams.
Hintergrund des Rücktritts ist eine nun deutlich veränderte Haltung des aktuellen Vorstands gegenüber diesem Engagement: Derzeit versucht der Verein offenbar, jene Mannschaft – und mit ihr deren politische Haltung – loszuwerden. So wollte die Klubführung das Team vom offiziellen Spielbetrieb abmelden.
Erst eine Nachfrage seitens des Berliner Fußball-Verbands (BFV) beim Trainer verhinderte, dass es so weit kam. Steinert schrieb zur Begründung seines Rückzugs an die Vereinsführung: „Ich unterstütze keinen Verein, dessen Funktionsträger ein Team wegen dessen gesellschaftlichem Engagement aus dem Verein drängen wollen.“
Sehr überraschend kommt diese Entwicklung nicht, denn bereits vor etwa einem Jahr hatte sich ein Streit um die zukünftige Ausrichtung des Klubs angedeutet. Damals zogen sich Robert Claus und Murat Dogan aus dem Vorstand zurück. Derzeit führen Mete Sener und Beklan Coskun den Verein.
Ein Vereinsmitglied sagte der taz, auf der einen Seite stünden die Mitglieder, die den Klub, der immer noch im Insolvenzverfahren steckt, als weltoffenen Verein etablieren wollen. Auf der anderen Seite die Funktionäre und Mitglieder, die etwa einen so offensiven Support von Schwulen und Lesben im Sport nicht mittragen wollen. Die Mehrheit im Klub sei dies allerdings nicht unbedingt.
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