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Homoehe in FrankreichGewalttätige Proteste in der Nacht

Gegner der Homoehe griffen bei Protesten in Paris Polizisten und Journalisten an. Zuvor hatten hatten etwa 3.500 Menschen friedlich gegen die Neuregelung protestiert.

Die Polizei geht gegen die Ausschreitungen mit Tränengas vor. Bild: reuters

PARIS afp/dpa | Wenige Stunden nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Legalisierung der Homo-Ehe im französischen Parlament ist es in Paris zu gewalttätigen Protesten gekommen. Einige Demonstranten bewarfen Ordnungskräfte am Dienstagabend mit Gegenständen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur afp berichteten. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.

Den Berichten zufolge hatten am Abend zunächst etwa 3.500 Menschen friedlich gegen die Neuregelung protestiert. Die Organisatoren der Demonstration hatten die Teilnehmer um kurz vor 22 Uhr via Lautsprecher aufgerufen, friedlich nach Hause zu gehen. Gegen 22.45 Uhr waren jedoch noch hunderte Demonstranten vor Ort.

Etwa 50 bis 100 von ihnen, einige von ihnen vermummt, provozierten die Ordnungskräfte, die den Zugang zur Nationalversammlung abriegelten, indem sie sie mit Knallkörpern, Flaschen und anderen Wurfgeschossen bewarfen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein.

Einige Randalierer setzten ihre Angriffe auf die Ordnungskräfte trotzdem fort. Sie bewarfen die Beamten mit Pflastersteinen, Absperrungen und Eisenstangen, die sie von einer Baustelle geklaut hatten. „Die Auseinandersetzungen sind extrem gewalttätig“, verlautete aus Polizeikreisen. Ein Beamter wurde demnach von einem Pflasterstein am Kopf verletzt .Erst nach 1 Uhr am frühen Mittwochmorgen habe sich die Lage beruhigt.

Auch Journalisten wurden von den Randalierern beschimpft, unter anderem als „Kollaborateure“, und auch tätlich angegriffen, wie die afp-Journalisten berichteten.

Die Nationalversammlung hatte das Gesetzprojekt zur Legalisierung der Homo-Ehe am Dienstag wie erwartet mit deutlicher Mehrheit angenommen. Vertreter der konservativen Opposition reichten sofort Verfassungsklage ein. Das Thema wird in Frankreich seit Monaten äußerst kontrovers diskutiert. Immer wieder kam es zu Demonstrationen für und gegen die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare.

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9 Kommentare

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  • RL
    Redneck Love

    Was man Leider nicht auf den Bildern sehen kann ,ist die Riesige Alkohlfahne ,die geradezu Kunstvoll über den Köpfen ,der da sich empörend kundtuhenden Gesselschaft ,demonstratief ,umhergewirbelt ,geschwungen ,gedreht und rottiert wird .

    Und diese Fahne ist Rosa ,und singt "Wenn ich im Vollrausch drin ,weiß ich nicht ob ich Schwul oder lesbisch bin und wenn ja dan vergess ich es ,la lala "

     

    Wo waren diese Protestler gegen die Missbrauchsfälle in Frankreich vor einem Jahr ?

  • GS
    Gut so

    Das waren die meisten 3500 die ich je gesehen habe. Wer hat da gezählt? Der LSVD? Im Übrigen werden die Leute seit Wochen mit Tränengas beschossen, auf sie eingeprügelt und in den alten Medien einheitlich gebasht. Sie äußern halt die falsche Meinung. Mit richtiger Meinung kann man ja auch Polizisten verbrennen und ist ein Aktivist oder Kinder mißbrauchen und bekommt einen Preis. Naja, wird halt ein etwas längerer Weg aber was solls. Widerstand lohnt sich und die Kinder werden es den Aktivisten danken. Was die taz dazu schreibt interessiert etwa wie in Kirchweyhe. Das glauben ja nur die allerletzten Extremisten über 50.

  • S
    Sören

    Könnte wenigstens die taz aufhören, von der "Homo-Ehe" zu sprechen? Dieser Ausdruck impliziert, dass für homosexuelle Paare eine besondere Rechtsform geschaffen wurde. Tatsächlich wurde ja aber die schon bestehende Rechtsform für sie geöffnet.

     

    Auf politischer Ebene ist der mangelnde Instinkt von Präsident Hollande deutlich geworden. Gleichzeitig konnte die UMP das Thema geschickt nutzen, um die eigenen Reihen zu schließen. Jetzt sollte der Präsident überlegen, wie er die polarisierten Lager zusammenführen kann.

     

    Insgesamt glaube ich, dass es weniger um die Frage der Gleichstellung ging. Hier zeigt sich eine frustrierte und verunsicherte bürgerliche Mittelschicht, die ein Ventil gesucht und gefunden hat. Die Unzufriedenheit mit der Politik ist das eigentliche Problem.

     

    Es ist legitim, gegen die Öffnung der Ehe zu sein. Aber der deutlich gezeigte Hass ist nicht nachvollziehbar. In Krisenzeiten gibt es eine Neigung dazu, in Minderheiten Sündenböcke zu sehen. Diese besorgniserregende Tendenz muss genau beobachtet und entgegengewirkt werden.

  • MA
    Max A.

    Lasst mich raten: Die Protestler können natürlich überhaupt nichts dafür. Ist natürlich alles die Schuld der Parti socialiste, die dieses furchtbar undemokratische Gesetz, hinter dem die Mehrheit der Franzosen steht, das nach ankündigung im Wahlkampf wirklich nicht überraschend kommt, das in anderen Demokratien von Gerichten erzwungen wird, ja unbedingt durchdrücken musste. Und dabei hatte Frigide Barjod (oder hieß sie Bardo?) doch extra noch davor gewarnt!

    Da blieb den Gegnern ja gar nichts anderes übrig, als brutal zu werden. Es geht um alles!

    Schließlich wird am Tag des Inkrafttretens plötzlich 90% der Franzosen klar werden, dass sie eigentlich homosexuell sind, sie werden sich scheiden lassen, keine Kinder mehr bekommen, schon vorhandene auf die Straße setzen und in Scharen die gleichgeschlechtliche Ehe eingehen. Nach einer Woche wird der Eifelturm rosa gestrichen, und nach einem Monat wird die Natur, die hier so verbrecherisch hintergangen wird, sich rächen. Wirbelstürme, Erdbeben, Überflutungen, das volle Programm.

     

    Man entschuldige die Entgleisung. Ich passe mich nur dem Kommentarstil an, der zu diesem Thema üblich ist.

  • J
    JadotA

    Paris "Stadt der Liebe" entpuppt sich als was sie ist: Verkorkst und heuchlerisch.

  • A
    Alexofen

    Anscheinend ist die Empörung gegenüber Krieg, Hunger und Zerstörung der Lebensgrundlagen etc etc gering. Umso erfreulicher, dass es wenigstens Menschen gibt die sich aktiv gegen die Freiheit und Rechte anderer engagieren. Echt klasse :(

  • E
    emil

    was ist nur los in frankreich. gilt égalité nun nicht mehr? oder galt es noch nie für alle?

    äußerst fadenscheinig.

  • H
    Hans

    Immer diese randalierenden Linksextremisten.

    Ach, Moment, das waren Rechtskonservative. Nein? Doch! Oh!

  • M
    Missjöh

    Wieso »Randalierer«? Sonst heißen solche Leute bei euch doch »Aktivisten«, oder?