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Homo-EheNicht gesellschaftsfähig

Was passiert, wenn Schwule und Lesben heiraten dürfen? Wird dann endlich alles gut? Ein queerer Blick auf die homonormativ geführte Debatte.

Brave Homos bleiben eine Minderheit in der Mehrheitsgesellschaft. Und das ist kein schlechter Ausgangspunkt Bild: ingrampublishing

Eine „schrille Minderheit“. Das sind wir für den CSU-General Dobrindt. Schrill. Minderheit. So einfach. Eine Sicht, die auch viele nichtkonservative Menschen durchaus teilen.

Alexander Dobrint hat also genau ins Schwarze getroffen – und wird nun von den so toleranten Medien dafür geohrfeigt. Hier beginnt das Problem. Scheiß auf die Toleranz. Wir sind keine Opfer. Dobrindt hat nur ausgesprochen, wie die Gesellschaft nach wie vor über uns denkt.

Uns? Das sind die Marginalisierten. Das sind die, die am Rande der Gesellschaftsnormen stehen. Das sind (wenn es ein Label geben soll) die Queeren. Menschen die Machtverhältnisse, Gesellschaftsstrukturen und Geschlechteridentitäten hinterfragen. Nicht nur theoretisch.

Eine Minderheit also. Oder halt die Schrillen. Die Hysterischen. Oder drastischer: die, deren einziges Ziel nicht die Durchsetzung der Homo-Ehe ist. Denn die Homo-Ehe ist nicht die letzte Bastion im Kampf um die Gleichstellung. Wer das glaubt, ignoriert die tieferen Fragen von Ungleichheit in unserer Gesellschaft. Die Homo-Ehe bietet den eh schon Privilegierten nur noch mehr Privilegien.

Was bei der ganzen Debatte verpasst wurde, ist, zu hinterfragen, wie eigentlich Familie in unserer Gesellschaft definiert wird – nämlich mit einem heteronormativen Blick oder, um mit der Kulturwissenschaftlerin Lisa Duggan zu sprechen, inzwischen eben auch mit einem „homonormativen“.

Gute Homos, böse Queers

Denn was passiert eigentlich, wenn Schwule und Lesben heiraten dürfen? Ändert sich unsere Gesellschaft? Steigt die Akzeptanz? Seit Jahrzehnten sehen sich die angepassten, assimilierten Homosexuellen mit einer queeren Community konfrontiert.

Über diese zwei Fronten schrieb bereits 1999 Michael Warner in seinem Buch „The Trouble with Normal“. Der Amerikanistik-Professor sieht eine Hierarchie zwischen den beiden Parteien, in welcher sich die Mehrheitsgesellschaft wenn überhaupt für die respektierten Homosexuellen – also die, die nach Normalität streben – entscheidet. Nach Warner entsteht eine „Hierarchie der Respektabilität“. Also gute Homos gegen böse Queers.

„Der Kampf“ für die gleichen Rechte drängt auch die innerhalb der LGBTIQ-Community (Lesben, Gay, Bi-, Trans-, Intersex und Questioning/Queer) bereits Marginalisierten noch mehr an den Rand der Gesellschaft. Für Dobrindt mögen also alle Homos unreife Partyclowns sein, innerhalb der LGBTIQ-Community verläuft aber im Zweifelsfalls die gleiche Trennlinie. Hier die reifen, heiratswilligen Karrieremacher, da die chaotischen, polygamen Hartz-IV-Empfänger.

Gleiche Rechte für alle – eine Utopie. Geht das Recht nach Gleichheit nur über den Umweg der Homo-Ehe mit einer Assimilation Richtung heterosexuellen Lifestyle einher? Was passiert mit den Homo-, Bi-, Inter-, Hetero und Transsexuellen, die sich nicht anpassen möchten? Die auch gar nicht das Verlangen nach Normalität haben?

Das Streben nach „Normalität“ ist per se unmöglich. Wenn es nach statistischen Kriterien geht, fallen die Homosexuellen eh durch das Raster. Sie können sich adaptieren, anpassen, assimilieren – doch auch die braven Homos bleiben eine Minderheit in der Mehrheitsgesellschaft. Das wollen sie vielleicht nicht sein, aber eventuell ist diese Position ja erst mal gar nichts Schlechtes. Denn es ist eine Möglichkeit, sich dem Mainstream zu widersetzen.

Ein Weg, um zu zeigen, wie Gesellschaft auch gerade über Differenzen und Heterogenität funktionieren kann – ohne einen Gleichheitsgedanken zu verteidigen. Die Minderheitenposition kann also als Machtposition verstanden werden.

Reaktionär

Stattdessen wird die Homo-Ehe zum Politikum, zu einem Instrument, an dem Toleranz gemessen wird. In beiden Modellen, der Hetero- und der neuen Homo-Familie, besteht Familie aus zwei Menschen mit Kindern. Die Möglichkeit, Familie weiter zu greifen, breiter zu fassen, bleibt verwehrt.

Und das auch in der Politik. Die Grünen werfen der CDU/CSU vor, reaktionär zu sein, merken aber nicht, wie sehr sie es selbst sind. Denn die Ehe bleibt das dominierende Familienmodell in Deutschland. Daran wagt sich keine Partei heran, trotz der Rede von Patchwork, Wohngemeinschaften und so weiter. Unsere Gesellschaft basiert auf dieser Hypokrisie. Wenn Sie ihre_n Partner_in in im Krankenhaus besuchen möchten, darf Ihnen das verwehrt werden, wenn Sie nicht verheiratet sind. Da macht es erst mal keinen Unterschied, ob sie hetero-, homo-, inter-, bi- oder transsexuell sind.

Interessanterweise begreift sie der Staat aber plötzlich an dem Punkt als Familie, wenn er zahlen muss – wie zum Beispiel, wenn Ihr_e unverheirateter Partner_in Sozialleistungen beantragt. Denn dann reicht schon ein Zusammenleben, um in die finanzielle Verantwortung gezogen zu werden. Diese Scheinheiligkeit wird von der Gesellschaft toleriert, weil sie eben bequem ist.

Wer heiraten will, soll das gefälligst tun. Sich dann auch scheiden lassen, wie die Heteros es eben auch machen – wenn es schon darum geht, statistisch „normal“ zu sein. Wer sich anpassen will und nicht auffallen möchte, soll sein Leben so leben. Warum auch nicht?

Trotzdem sollten andere Lebensentwürfe toleriert, akzeptiert und eben auch rechtlich gleichgestellt werden – genau darüber wird aber nicht gesprochen. Offene Beziehung, Dreiecksbeziehungen, Beziehungen zwischen einer älteren und jüngeren Person und alle anderen Modelle, die in unserer Gesellschaft inhärent sind, bleiben stigmatisiert.

„Schrill“ meint also anders. Nicht heterosexuell. Nicht gesellschaftsfähig. Unnormal. An diesen Gedanken ändert auch die Homo-Ehe erst einmal nichts, sosehr es das Versprechen der Gleichstellung auch suggeriert. Die Minderheit bleibt eine Minderheit, und das ist kein schlechter Ausgangspunkt, um darüber nachzudenken, wie wir gleiche Rechte für alle Beziehungs- und Familienformen schaffen könnten.

Unser demokratischer Staat würde dadurch nicht zusammenbrechen. Vielmehr ist es eine Chance, wirklich demokratische Werte zu verteidigen. Toleranz? Danke, wollen wir nicht.

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45 Kommentare

 / 
  • H
    Heidrun

    Liebe tanzmaus,

     

    och - da hätten wir in dieser Diskussion noch ein bisschen mehr - z.B. 'Peter', Zitat:

     

    ' Ein Deutsches Volk, das zusammen hält und seine Interessen durchsetzt, wird es nie wieder geben. Deutsche sind so inzwischen ein Spielball von Weltverbesserern, die aus Deutschland ein Zigeunerparadies machen wollen (/snip/). Wir kümmern uns ja auch lieber mit Hingabe darum, dass die Schwulen glücklich sind! Das hat Priorität 1!'

     

    Zitat Ende.

     

    Der darf das, liebe tanzmaus. Nicht nur hier.

     

    Wenn Sie oder ich vielleicht emotional werden, sieht das ganz anders aus. Das sind die Spielregeln, und das hat etwas mit Macht zu tun.

     

    'UngehorsamerBürger', Zitat:

     

    ' Ich will von niemandem seine Lebensgewohnheiten im Detail wissen, aber diese permanente Aufdringlichkeit wird ganz sicher meine Meinung nicht positiv beeinflussen.'

     

    Zitat Ende.

     

    Der darf das: Haltet den Mund und versteckt euch, dann lassen wir euch vielleicht in Ruhe. Vielleicht aber auch nicht. Blutet mir gefälligst nicht auf den Teppich.

     

    Wir haben hier oft, und nicht zufällig, die gleiche Täter-Opfer-Umkehr in der Sexismus-Debatte.

     

    Ich lese die taz und die Leserkommentare hauptsächlich darum, um über den Stand der Dinge in Sachen Sexismus und Transphobie auf dem Laufenden zu sein. Für mich kann es nämlich sehr gefährlich sein, darüber nicht bescheid zu wissen. 'Peter', 'UngehorsamerBürger' und andere können sich ein Nicht-Wissen (auch ggf. über eigenen Sexismus und eigene Transphobie) nicht nur leisten, sie können ihr Nicht-Wissen und Nicht-Wissen-Wollen als Waffe gegen mich einsetzen. Tun sie auch. Die dürfen das.

  • T
    tanzmaus

    Liebe taz-moderator_innen,

     

    Euren Hinweis auf die "Netiquettes" könnt Ihr Euch sparen, wenn sie nicht kontrolliert werden. Freie Meinungsäußerung ist Euch doch anscheinend wichtiger!

     

    Nur ein Beispiel aus dem Kommentar von "Peter":

     

    "Die russische Position zu Minderheiten wie Homosexuellen ist die einzig richtige. Jeder kann ungehindert poppen wen er will, aber die Gesellschaft muss nicht akzeptieren, dass Schwule in der Öffentlichkeit ihr gesellschaftszersetzendes Gift versprühen."

     

    So, ich möchte von Euch Name und Adresse von "Peter", um ihn wegen öffentlicher Diffamierung von Schwulen anzuzeigen...

  • W
    Wolfram

    Also für diesen Artikel möchte ich ehrlich gesagt wirklich kein Geld bezahlen. Die Frage nach den Rechten für ganz andere Beziehungsformen neben homo- oder heterosexueller Zweisamkeit ist alles andere als neu. Ich erinnere mich zum Beispiel an sehr interessanten, schönen Artikel von Angelina Maccarone zu diesem Thema. Den habe ich vor Jahren gelesen und kann leider keine weiteren Quellenangaben mehr dazu machen.

     

    Im aktuellen taz-Artikel ist hauptsächlich davon die Rede, daß das Problem der fehlenden Anerkennung für diese alternativen Beziehungsformen ignoriert werde. Selbst ignoriert es der Autor aber auch. Ganz zum Schluß kommen ein paar vage und zum Teil unrichtige Andeutungen über die konkreten Probleme. Zum Beispiel das Besuchs- und Auskunftsrecht im Krankenhaus betreffend: Wem das wichtig ist, der/die kann nach geltendem Recht für jedwede gewünschte Person, zum Beispiel für alle vorhanden Liebespartner jeglichen Geschlechts ein entsprechendes Recht schriftlich fixieren, etwa in Form entsprechende Vollmachten. Die Ärzte, die nicht die Zeit haben, sehr vielen Personen Auskunft über die Situation eines Patienten zu geben, werden dann allerdings die Bevollmächtigten bitten, einen Ansprechpartner zu benennen.

    Aber so eine Vollmacht muß man nunmal im Vorhinein einrichten, ansonsten kann das Personal im Krankenhaus nicht unterscheiden, ob jemand x-beliebiges hier nach Auskünften verlangt oder ob die Frage nach Auskunft im Sinne des Patienten ist.

     

    Alles weitere: Wenn ein Wunsch nach rechtlicher Verbindlichkeit für weitere Beziehungsformen besteht, so möge der Autor oder andere Betroffene diesen doch konkret formulieren. Dann kann man von einer Weiterführung der grundsätzlich durchaus berechtigten Dikussion sprechen. Nachdem Queer jetzt absolut nicht Neues mehr ist, frage ich mich allerdings, ob überhaupt ein solcher Wunsch besteht. Wenn ja, dann sollte er hörbar werden.Aber es gibt ja auch Beziehungen, in denen eine geringere Verbindlichkeit durchaus gewünscht ist.

     

    Ach ja und wie andere Leser frage auch ich mich, was mit der geklagten fehlenden rechtlichen Gleichstellung für Beziehungen zwischen Partnern verschiedenen Alters gemeint ist. Paare mit mehreren Jahrzehnten Altersunterschied sind mir persönlich und über die Medien bekannt und ich sehe keine rechtliche Einschränkung für sie.

     

    Sehr zurecht spricht der Autor das Problem der Unterhaltspflichtigkeit bei unverheirateten Paaren an. Wer die Rechte und Vorteile der Ehe nicht in Anspruch nimmt, sollte nicht mit den damit einhergehenden Pflichten beansprucht werden.

  • H
    Heidrun

    Respekt, Herr Hippolito. Bravo!

     

    Dass die Mehrheit der Kommentare hervorragend illustriert, wie recht Sie haben, war zu erwarten.

     

    Es gibt da ein einfaches Schema, das im Artikel anklingt und etwas mit Normalität zu tun hat. Normalität wiederum hat etwas mit Macht zu tun.

     

    Jedesmal, wenn es nicht mehr machbar ist, eine ganze Menschengruppe einem Sonder-Regime zu unterwerfen (§ 175 bis 1994), wird sofort innerhalb dieser Gruppe eine neue Normalitätsgrenze eingezogen. Und zwar zwischen den 'guten X', sozial privilegiert und mit einer bürgerlichen Lebensform bis hin zu Formen des Alltagsverhaltens - und den 'schlechten X', die dem nicht genügen wollen oder können. So bildet sich ein ganz bestimmtes Machtverhältnis zwischen den 'guten X' und den 'schlechten X'. Die 'guten X' sind jetzt individuell und kollektiv darauf angewiesen, unablässig zu beweisen, dass sie 'gute X' sind, da sie sonst den 'schlechten X' zugerechnet werden. Die 'schlechten X' werden zur Gefahr für die 'guten X', und das bekommen sie zu spüren.

     

    Das Gegen-Konzept heißt Intersektionalität unf hat etwas mit Feminismus zu tun - wie das ganze Thema mit der Sexismus-Debatte.

     

    Als Trans-Frau weiß ich ganz genau, dass dieses Spielchen im Grunde die Rahmensetzung meines Lebens ist. Ich falle nicht darauf herein, dass die 'guten X' mit ihrem '... und trans' fortwährend auf beiden Seiten fischen und ich dabei auch noch mitspielen soll - ganz ganz unten. Wenn mich das deutsche Gesetz menschenrechtsverletzend pathologisiert und die 'guten X' mir nur mit anderen Worten die volle Anerkennung als Frau verweigern, dann sind das zwei Seiten der selben Medaille.

     

    Ich meine das nicht als Schuldzuweisung, denn das hilft niemandem. Ich stelle nur fest, dass in anderen Ländern zunehmend mehr 'gute X' nicht mehr mitspielen. In Deutschland kann ich darauf lange warten.

  • D
    Dborrmann

    Sehr geehrter Herr Ippolito.

     

    Was Sie in Ihrer Argumentation nicht bedachten: Gleiche Rechte bei gleichen Pflichten. So kurz kann man Ihren Artikel kritisieren und auch so treffend.

  • B
    broxx

    Ich (als Konservativer) finde es absolut daneben das es keine gleichwertige Homo als auch Heteroehen gibt.

    Wenn 2 Menschen füreinander einstehen wollen und das amtlich machen wollen-warum nicht?

    Und warum sollen diese Eheleute dann nicht auch Kinder adoptieren können, oder essen die die etwa? Ein Kind ist sicherlich besser in einer Homoehe-Familie aufgehoben als im Heim!

    Beziehungen zwischen älteren und jüngeren Personen-da ist dem Schreiber evtl das Hirn überhitzt. Beziehungen zu Kindern sind abzulehnen und zu verfolgen!

  • MS
    Martin Schmitt

    Ich bin für die Anerkennung und Gleichberechtigung alternativer, eheähnlicher Partnerschaften bis zu dem Punkt, wo es zur Förderung kommt. Die Ehe zwischen Mann und Frau halte ich für förderungswürdig, die anderen genannten Partnerschaften nicht. Dem Geldgeber (Staat) erwüchse daraus schließlich kein Vorteil.

     

    Abgesehen davon möchten die normalen Menschen meist nichts von prekären Beziehungsgeflechten und sexuellen Notständen Unbekannter mitbekommen. Das sollten sich so einige Mitmenschen (sämtlicher Ufer) hinter die Ohren schreiben.

  • G
    gesche

    @taz: eine zeitung, zu deren geschichte es gehört, pädophilen-fürsprechern freie fahrt zu gewähren; feministinnen, die dagegen angingen, zu verunglimpfen; den ersten odenwald-bericht vor über 10 jahren zu ignorieren; und die damaligen zeiten auch heute noch als "freie zeiten" zu verharmlosen (http://www.taz.de/Umstrittene-Aeusserungen-Cohn-Bendits/!112840/ - frei für wen bitte??) sollte bitte klarstellen, was sie damit meint, wenn von "beziehungen zwischen älteren und jüngeren personen" die rede ist.

     

    danke @huhn und tim leuther für euer statement dazu

     

     

    @andreas: lies doch den beitrag von ernst lehmann nochmal genau durch... geht nicht unbedingt darum, dass frauen frauen und männer männer heiraten

  • SF
    Semper fidelis

    @Peter

    Danke, exakt so ist es!

  • A
    Andreas

    @ Ernst Lehmann

     

    Sie schreiben: "Schwule und Lesben dürfen in Deutschland bereits jetzt heiraten und sind damit Heterosexuellen voll gleichgestellt. Einzige Vorraussetzung für Heirat sind Mindestalter, Freiwilliggkeit, Nichtverwandschaft und unterschiedliches Geschlecht."

     

    Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich glaube, Sie haben die derzeit aktuelle Rechtslage noch nicht ganz durchschaut.

  • S
    Simpsons

    @peter (12:31):

     

    Wenn ihre Ansichten Teil des deutschen Volkes sind und sie das russische Vorgehen gegen Homosexuelle rechtfertigen, dann allerdings muss ich sagen, dass wir den sog. 68ern nicht nur dankbar sein sollten, sondern an jeder Ecke große Nelson Muntz Plakate aufhängen sollten, die Menschen wie ihnen täglich in ihr reaktionäres Gesicht lachen: "HaHa"

     

    Ich, kein 68er abr dafür ein 86er ;)

  • T
    Timson

    @Peter

     

    Es steht Ihnen frei es Gérard Depardieu gleich zu tun, wenn Sie so ein großer Russlandfan sind! ;)

     

    Aber auch ohne Godwins law zu bestätigen muss ich Ihnen ankreiden, dass es erstaunlich ist wie Sie sich von einer "verschrindend kleinen Minderheit" treiben lassen. Wenn die Minderheit so klein ist und noch dazu deren Anliegen Sie nicht berührt, wie können Sie dann dagegen sein?

     

    Oder Anders: Am besten Jeder kümmert sich um seinen eigenes Privatleben, dann gehts uns allen besser. ;)

     

    In einer Demokratie haben wir alle als Individuum die selben Pflichten und Rechte! Das ist für mich der einzige Grundsatz der gilt. Die gestzliche Privilegierung Einzelner widerspricht dem und alles was der Gesetzgeber nicht regelt ist wie gesagt allein Ihr Bier. Prost!

  • V
    Viktor

    Wo sind diese schrillen und queeren eigentlich zu finden? Außer beim csd sehe ich die nie?

  • R
    rubbeldiekatz

    ein super artikel, der endlich mal ganz viele wichtige fragen und punkte aufgreift. vielen dank dafür, gefällt mir!

  • UB
    Ungehorsamer Bürger

    Mein ganz persönlicher Standpunkt: Ich habe nichts gegen Schwule und Lesben. Soll jeder so leben, wie er es will. Was mich jedoch absolut stört: Diese Thema ist dermaßen dauerpräsent, an jeder Straßenecke, in jeder Zeitung und in jedem Fernsehprogramm - es nervt. Ich will von niemandem seine Lebensgewohnheiten im Detail wissen, aber diese permanente Aufdringlichkeit wird ganz sicher meine Meinung nicht positiv beeinflussen.

  • P
    Peter

    Unser "demokratischer Staat" wird mittelfristig bestimmt nicht zusammenbrechen, wenn wir alle gesellschaftlichen Konventionen für obsolet erklären - unsere Gesellschaft jedoch schon. Dass wir es verschwindend kleinen Randgruppen erlauben, die Mehrheitsgesellschaft vor sich hertreiben, führt dazu, dass unsere Gesellschaft in immer kleinere Teil-Gesellschaften zerbröselt, die sich dann untereinander immer weiter teilen. Diese winzigen Gesellschafts-Fragmente definieren sich nur noch über ihre Unterschiede. Echte Werte gibt es nirgends mehr, denn heute muss im Namen der Toleranz jeder alles akzeptieren. Richtig und Falsch wurde ersetzt durch "Anders". Wo man im Namen der Toleranz nicht mehr werten darf, können auch keine Werte existieren.

     

    Kurz gesagt - die 68er haben ihr Ziel erreicht. Ein Deutsches Volk, das zusammen hält und seine Interessen durchsetzt, wird es nie wieder geben. Deutsche sind so inzwischen ein Spielball von Weltverbesserern, die aus Deutschland ein Zigeunerparadies machen wollen, Großkonzernen, die uns ausbeuten und einer EU, die uns beraubt und ehemals weggesperrte Kinderschänder wieder auf unsere Straßen schickt. Mit uns kann mans ja machen. Wir kümmern uns ja auch lieber mit Hingabe darum, dass die Schwulen glücklich sind! Das hat Priorität 1!

     

    Jeder, der im Zeitalter der Toleranz gegen etwas ist, ist automatisch ein Wirrkopf oder ein Nazi. Wenn man schon nicht hurra schreit, soll es einem gefälligst wenigstens egal sein, sonst gibts was auf die Mütze! So werden wir langsam zu einer Gesellschaft, der alles was außerhalb des eigenen Lebens liegt, völlig egal ist. Warum sich noch eine Meinung bilden, wenn alles außerhalb der vorgeschriebenen Einheits-Meinung sanktioniert wird.

     

    Die russische Position zu Minderheiten wie Homosexuellen ist die einzig richtige. Jeder kann ungehindert poppen wen er will, aber die Gesellschaft muss nicht akzeptieren, dass Schwule in der Öffentlichkeit ihr gesellschaftszersetzendes Gift versprühen.

  • C
    carn

    "Offene Beziehung, Dreiecksbeziehungen, Beziehungen zwischen einer älteren und jüngeren Person und alle anderen Modelle, die in unserer Gesellschaft inhärent sind, bleiben stigmatisiert. "

     

    Bitte Klartext reden, soll das auch ein Plädoyer dafür sein, dass die kürlich wieder mit StGB bedrohten Zoophilien endlich mit ihrem Schäferhund vorm Standesamt erscheinen dürfen?

     

    @huhN

    War ne rhetorische Frage oder?

    Ist doch klar, wer da mit wem Spass haben will.

  • S
    super

    Boah, was für ein rumgeheule!

     

    Die Welt ist böse, gemein und ungerecht und die Menschen noch dazu.

    Ja ist/sind sie. waren sie schon immer und werden es auch immer sein.

  • T
    Timson

    Homosexuelle brauchen keine Heteros um Kinder zu zeugen/zu bekommen, von daher ist die ganze Diskussion absurd.

     

    Der Sonderfall Adoption ist aber in der Tat ein sehr heißes Eisen, da klar ist, dass ein Kind hat immer nur eine biologische Mutter und einen biologischen Vater und diese sollten wenn möglich auch die entsprechenden elterlichen/gesetzlichen Pflichten wahrnehmen.

     

    In welchem familiären Konstrukt das passiert geht eigentlich niemanden ausser der Familie selbst etwas an. Homo-Familien laufen dabei biologisch bedingt immer auf Patchworkfamilien hinaus, weil ein Erzeugerteil zwangsläufig ausserhalb der Paarbeziehung steht, aber so what. Das ist heute auch in Hetero-Familien fast der Normalzustand. Was bei dem Adoptionsthema häufig von konservativer Seite geleugnet wird ist, dass es auch Alleinerziehende gibt, in einem zusätzlichen Elternteil eigentlich nur ein Mehr an Führsorge gesehen werden kann.

     

    Das Argument, dass das Kind, dann in der Schule etc. eine Aussenseiterrolle zukommt bzw. Repressalien fürchten muss zählt m.E. nicht, weil dass dann vermutlich durch die Kinder derjenigen geschieht, die diese entsprechend erzogen haben und die vermutlich die Selben sind, die dieses Argument vorbringen.

  • T
    Thomas

    Herzlichen Dank, Enrico Ippolito! Aus diesem Text gibt es für mich sehr viel zu lernen.

  • M
    Michael

    Der Artikel spiegelt genau meine Ansicht wieder.

    Der Staat hat sich nicht in Belange des Zusammenlebens zweier, dreier, x-vieler Menschen einzumischen, solange jeder der Beteiligten die Beziehung aus freien Stücken eingeht.

    Aus diesem Grunde halte ich es für notwendig jegliche Förderung und Hervorhebung der Ehe einzustellen und stattdessen das freiwerdende Kapital in Schulen, Universitäten und andere Ausbildungseinrichtungen zu stecken, wo es jedem zugute kommt.

     

    Die Debatte um eine Homo-Ehe ist scheinheilig und hilft nur verkrustete Denkmuster auszuweiten.

     

    Alle Normen, Werte und Intitutionen sind menschengemacht, es ist also an uns, sie in Frage zu stellen und etwas neues zu schaffen, wenn diese Regeln nicht mehr zeitgemäß sind!

  • CT
    Christophe T.

    „schrille Minderheit“ : Dobrindt würde auch seine eigene Großmutter mit dem Qualitativ belegen wenn ein paar Wählerstimmen dabei rausspringen könnten.

     

    Sehr viel weiter hat er mit Sicherheit gar nicht gedacht.

  • M
    Mizar

    Wenn dieser Artikel etwas zeigt, dann, dass nicht nur die böse "Hetero-Gesellschaft" ausgrenzt. Es gibt noch immer viel zu tun, um in unserer Gesellschaft wirkliche Gleichstellung zu erreichen - ob zwischen Mann und Frau, Hetero und allen anderen sexuellen Orientierungen, verheirateten und anderen Lebensformen usw. Dabei ist es jedoch wenig hilfreich, wenn sich so genannte Minderheiten gegenseitig beschimpfen. Leider ist es genau das was dieser Artikel tut. Wer von der Gesellschaft respektiert und akzeptiert werden will, sollte nicht damit anfangen sich dadurch abzugrenzen indem er Homosexuelle in "eingetragenen Lebenspartnerschaften" oder "homoehen" als assimiliert etc. bezeichnet. Ich zähle mich zu denen die genau diesen Weg der Homoehe gewählt haben. Und ich habe diesen Weg mit Sicherheit nicht gewählt um mich der Mehrheit anzupassen. Schonmal drüber nachgedacht, dass es in einer bunten Gesellschaft eben auch Menschen gibt die gern "spießig" sind, denen es gefällt Karriere zu machen oder die kein Bedürfnis nach irgendeiner Szene oder community haben?

     

    In der Sache ist es richtig - es muss mehr passieren als nur die Gleichstellung zwischen Hetero- und Homoehe. (die forderung bleibt dennoch wichtig und richtig). Im Ton und letztlich in der Aussage hat sich der Autor jedoch vergriffen. Gut gemeint - schlecht umgesetzt. Von einem Autor einer Tageszeitung sollte man mehr Differenzierung und Auseinandersetzung mit dem Thema erwarten können.

  • CT
    Christophe T.

    netter Text der die verschiedenen Ansätze recht gut ausleuchtet- ich denke es ist alles gar nicht so kompliziert ... Schwule und Lesben - die die es gerne so wollen - dürfen bald heiraten. Auch wenn das erst mal nicht so aussieht - aber es wird in der Tat ein weiterer Schritt sein das die Homo - Hetero Trennung aufzulösen - langfristig!

     

    Wenn irgendwann wird das vielleicht so trivial werden wie die Haarfarbe - da kann ja auch jeder entscheiden ob was er möchte - für sich selbst und den Partner.

  • H
    huHn

    (hatte Wort vergessen:)

     

    3. Vielleicht ist das sogar mehr als nur romantisch-normativ, aber ich kann es nicht benennen. Alles, was selbst gewählt ist und werden kann (Partner, soziales Geschlecht, Ehe, Scheidung, Lebensmodell), muss unbedingt akzeptiert werden, gefördert werden, der Staat soll nicht nur Steuergelder dafür bereitstellen, sondern gegebenenfalls gleichberechtigten Zugang zu allem gewähren, was für das gewählte Lebensmodell notwendig ist (künstliche Befruchtung incl. aller „Menschenbausteine“, Adoptionsmärkte, Abtreibungsmöglichkeiten, Eherecht, Scheidungsrecht). Alles was irgendwie mit (selbst konstruierter) Identität zu tun hat, wird idealisiert (am schlimmsten der Lebensmodellbaustein „romantische Liebe“), Kritik daran als Hass gedeutet und pathologisiert.

     

    Alles Vorgegebene (biologisches Geschlecht, Verwandtschaft, Herkunft, Grenzen der Gebärfähigkeit, Alter, Tod) hingegen wird entweder ausgeblendet oder wegdefiniert oder für unwichtig erklärt oder zum potentiellen Lebensmodellbaustein degradiert. Alles, was es braucht, damit ein Mensch entsteht, Spermium, Eizelle, Gebärmutter, Gene, auch der Mensch an sich in Form von ausländischen Adoptivkindern, all das soll Verfügungsmasse werden für die Lebensmodelle von Bürgern, die sich das leisten können.

     

    Ich versuche meistens, das irgendwie positiv zu deuten: Sie wollen eigentlich nur geliebt, akzeptiert, angenommen werden, wie jeder das will, suchen sich aber die falsche Adresse aus, nämlich den Staat. Der Staat kann das nicht leisten (Liebe, Akzeptanz, Empathie, Gemeinschaft), meiner Ansicht nach soll und darf er das auch nicht. - Aber manchmal, nämlich dann, wenn die ersehnte Akzeptanz auf Kosten von anderen oder zum Preis der Degradierung des Menschen zum Objekt geschehen soll, denke ich auch, dass das alles egozentrische, narzisstische Teenager sind, die nicht erwachsen werden wollen und immer nur „Ich will! Ich will! Koste es, was es wolle, aber ich will!“ schreien.

  • H
    huHn

    3. Vielleicht ist das sogar mehr als nur romantisch-normativ, aber ich kann es nicht benennen. Alles, was selbst gewählt ist und werden kann (Partner, soziales Geschlecht, Ehe, Scheidung, Lebensmodell), muss unbedingt akzeptiert werden, gefördert werden, der Staat soll nicht nur Steuergelder dafür bereitstellen, sondern gegebenenfalls gleichberechtigten Zugang zu allem gewähren, was für das gewählte Lebensmodell notwendig ist (künstliche Befruchtung incl. aller „Menschenbausteine“, Adoptionsmärkte, Abtreibungsmöglichkeiten, Eherecht, Scheidungsrecht). Alles was irgendwie mit (selbst konstruierter) Identität zu tun hat, wird idealisiert (am der Lebensmodellbaustein „romantische Liebe“), Kritik daran als Hass gedeutet und pathologisiert.

     

    Alles Vorgegebene (biologisches Geschlecht, Verwandtschaft, Herkunft, Grenzen der Gebärfähigkeit, Alter, Tod) hingegen wird entweder wegdefiniert oder für unwichtig erklärt oder zum potentiellen Lebensmodellbaustein degradiert. Alles, was es braucht, damit ein Mensch entsteht, Spermium, Eizelle, Gebärmutter, Gene, auch der Mensch an sich in Form von ausländischen Adoptivkindern, all das soll Verfügungsmasse werden für die Lebensmodelle von Bürgern, die sich das leisten können.

     

    Ich versuche meistens, das irgendwie positiv zu deuten: Sie wollen eigentlich nur geliebt, akzeptiert, angenommen werden, wie jeder das will, suchen sich aber die falsche Adresse aus, nämlich den Staat. Der Staat kann das nicht leisten (Liebe, Akzeptanz, Empathie, Gemeinschaft), meiner Ansicht nach soll und darf er das auch nicht. - Aber manchmal, nämlich dann, wenn die ersehnte Akzeptanz auf Kosten von anderen oder zum Preis der Degradierung des Menschen zum Objekt geschehen soll, denke ich auch, dass das alles egozentrische, narzisstische Teenager sind, die nicht erwachsen werden wollen und immer nur „Ich will! Ich will! Koste es, was es wolle, aber ich will!“ schreien.

  • R
    Ralf

    ...ich teile die Darstellung im Artikel. Fühle meine Meinung durch ihn bestätigt.

     

    Was Dobrindt betrifft, denke ich aber nicht, dass er "nur" ausspricht, was viele denken. Er gibt diesen Menschen Bestätigung und stärkt mit seiner Aussage ihre respektlose Haltung und gesellschaftliche Position. Das gefällt mir nicht.

  • J
    Jen

    "Der Norm zu entsprechen" oder "normal zu sein" kann hier nicht das erklärte Ziel sein. Niemand entspricht der Norm, jeder bricht in irgendeiner Komponente seines Lebens aus der Norm aus. Norm entsteht nur, wenn man sich ein Kriterium herauspickt und den gesellschaftlichen Durchschnitt zieht. Und ja der Großteil unserer Gesellschaft lebt in heterosexuellen Beziehungen, wie viele davon als wirklich funktionierend und gut bezeichnet werden können, sei dahingestellt.

     

    Sexuelle Orientierung sagt nichts darüber aus, wer wir sind oder welchen Charakter wir haben. Jede Eltern-Kind-Beziehung ist konfliktreich und ob wir als Eltern geeignet sind, ist wohl vielmehr davon abhängig wer wir sind.

     

    Es ist somit an der Zeit endlich umzudenken und uns nicht an Oberflächlichkeiten aufzureiben und anhand dieser in Gut und Böse zu unterscheiden.

     

    Gleiches Recht für alle! Es muss eine Gesetzeslage geschaffen werden, in der alle Beziehungen gleich behandelt werden. Dafür sollten wir uns einsetzen. Das Schubladendenken gehört verabschiedet.

  • M
    Max

    Lustig. Wir spielen einen auf kultiviert, mit schlüpfrig konnotiertem Titel und Pseudonym, werfen gleich noch mal eine längere Abkürzung für "Ich hab keine Ahnung wer ich bin aber Ihr schreibt mir das auch nicht vor" in den Ring, und fordern dann gleich noch mal - ja, was denn nun?

    Die Akzeptanz von wem? Wofür?

    Meine Güte, werdet erwachsen.

  • DA
    dem armen Staat, der restlos überfordert ist

    Seit es mich gibt, soll ich alle, wirklich alle Forderungen erfüllen. Außerdem soll ich mich tagtäglich in jeder Form kritisieren und infrage stellen lassen. Immer mehr Menschen nehmen sich längst schon das Recht, mich zu beleidigen und zum Teufel zu wünschen. Was, wenn ich mich wirklich vom Acker machte? Wenn alle Einzelinteressen gleichberechtigt nebeneinander stünden und erfüllt würden? Von wem würden die bedient werden können? Wäre da überhaupt noch jemand da? Wer wäre das? Und wie handlungsfähig wären diese?

    Und ansonsten mal ganz ernsthaft gefragt:Wer bin ich eigentlich?

  • TL
    Tim Leuther

    "Trotzdem sollten andere Lebensentwürfe toleriert, akzeptiert und eben auch rechtlich gleichgestellt werden – genau darüber wird aber nicht gesprochen. [...] zwischen einer älteren und jüngeren Person und alle anderen Modelle, die in unserer Gesellschaft inhärent sind, bleiben stigmatisiert."

     

    "zwischen einer älteren und jüngeren Person"

     

    Was ist damit gemeint? In dem Bereich ist doch heute schon unglaublich viel passiert! Oder ist das die Verklausulierung der Verharmlosung von Pädophelie, so wie in den 70ern drüber diskutiert wurde?

     

    Wenn ja wäre es echt wiederlich.

  • C
    Celsus

    Was ein CSU-Politiker da ausspricht, ist freilich keine Einzelmeinung. Insbesondere Mitglieder und Wähler der CSU werden oft, aber nicht zwingend die gleiche Meinung haben.

     

    Die Anhänger der CDU sind da schon gespaltener und bei allen anderen Parteien gibt es doch ersichtlich überwiegend die Vorstellung, dass die Homosexuellen gleibehandelt werden sollten. Bei einigen mit dem Wunsch weiner Gleichbehandlugn gehen aber noch Gefühl und Verstand etwas auseinader.

     

    Aber von der CSU auf die Gesellschaft zu schließen, geht wohl etwas weit. Und die meisten nicht selber Betroffenen werden das nicht zu ihrem Hauptproblem machen. Erstaunlcih finde ich allerdings, wie dann die CSU auf dem Punkt rumhackt. Welche Probleme haben die?

  • K
    Kai

    „…oder, um mit der Kulturwissenschaftlerin Lisa Duggan zu sprechen, inzwischen eben auch mit einem „homonormativen“.

    Gute Homos, böse Queers“

     

    „In beiden Modellen, der Hetero- und der neuen Homo-Familie, besteht Familie aus zwei Menschen mit Kindern. Die Möglichkeit, Familie weiter zu greifen, breiter zu fassen, bleibt verwehrt.“

     

    „Trotzdem sollten andere Lebensentwürfe toleriert, akzeptiert und eben auch rechtlich gleichgestellt werden – genau darüber wird aber nicht gesprochen. Offene Beziehung, Dreiecksbeziehungen, Beziehungen zwischen einer älteren und jüngeren Person und alle anderen Modelle, die in unserer Gesellschaft inhärent sind, bleiben stigmatisiert.“

     

    Nun, vor nicht all zu langer Zeit wurde im Bundestag über das Sorgerecht nicht verheirateter Väter gesprochen. Darüber wie böse doch die Männer alle sind und das die armen Frauen vor diesen gefälligst geschützt werden müssen. Somit gibt es in Deutschland nicht DIE Familie, sondern nur Frau und Kind. Alle anderen Personen, auch verheiratete Hetromänner, Väter die sich als Homos outen und neue lesbische Partnerin, gelten nur als geduldet und sind erst mal dazu da der armen unterdrückten Mutter finanziell zu helfen. Das, und nichts anderes, ist unser Familienmodell. Wie bitte soll in so einem Modell auch nur darüber nachgedacht werden, das zwei homosexuelle Männer ein Kind adoptieren können sollten? Hier wurde auch von Homosexuellen Männer die Chance verpasst das falsche Männlichkeitsbild dem unsere Gesellschaft aufliegt mal mächtig gewaltig gerade zu rücken.

     

    Doch irgendwie scheint hier jeder gegen jeden anzuschreienn anstatt sich mal als EINE Gesellschaft zu sehen...

  • EL
    Ernst Lehmann

    Schwule und Lesben dürfen in Deutschland bereits jetzt heiraten und sind damit Heterosexuellen voll gleichgestellt. Einzige Vorraussetzung für Heirat sind Mindestalter, Freiwilliggkeit, Nichtverwandschaft und unterschiedliches Geschlecht.

  • B
    Balduin

    Woran sich alle Geister eigentlich scheiden, ist die latente "Gefahr", Homos könnten Kinder aufziehen, als ob die natürliche sexuelle Orientierung auf dem Spiel stünde.

    Ich bin alleinerziehender Vater von 3 Mädchen und einzige Bezugsperson.Jede weitere Bezugsperson wäre ein Zugewinn für die Kinder, ob Frau oder Mann. Sexuell bin ich natürlich eingeschränkt, da hetero, aber es spricht in Bezug auf die Kinder alles für eine Homo-Ehe.

    Würden sich Homosexuelle in diesem Zusammenhang mehr auf die erziehungswissentsch. Erkenntnisse über die Wichtigkeit von Bezugspersonen, gleich welcher sexueller Ausrichtung, berufen, dann wären sie in der Sache schon weiter.

    Das Lebensmodell, was ich lebe, ist für Kinder allemal nachteiliger, als wäre ich mit einem Mann liiert.

     

    Ich hätte gern gewußt, worin Homo-Ehen-Kritiker eigentlich die Gefahr sehen.Ihre sexuelle Abneigung kann doch nicht zur Staatsraison erklärt werden.

  • A
    Ah-ja

    Vielen Dank für die Darstellung der Lebensvielfalt.

  • WT
    Walter Thälert

    ich finde es ein bisschen hart, positionen als reaktionär zu bezeichnen, die sich für die öffnung einer institution (ehe) für alle personenkreise einsetzt. das sagt ja nicht zwangsweise etwas über die wertschätzung dieser institution als solcher aus. was sollte denn z.b. ein grüner ihrer meinung nach vertreten? sie schreiben es ja selbst: soll doch jede/r heiraten, der das will. ob der/diejenige sich dieser form von "assimilierter heteronormativität" unterwerfen will, bleibt erstmal der person selbst überlassen. nur diesen beißreflex gegen jede form von gut gemeinter unterstützung aus dem lager der "normalen heten" finde ich wenig nachvollziehbar.

  • H
    huhN

    1. Verlangen Sie nicht ein bisschen viel vom Staat? Er müsste seine Bürger und deren Beziehungen ja genau kennen, total empathisch sein, viele Informationen haben, um beurteilen zu können, ob das ein irrer Ex ist, der ans Krankenbett will oder ein Partner. (Wie soll er das, wenn er keine standesamtliche „Meldung“ darüber hat?) Dann soll er auch noch Akzeptanz gewähren, Schutz für alle romantischen Beziehungen zwischen Menschen. Das kann man von einer Dorfgemeinschaft verlangen, die sich kennt, aber nicht von einem Staat aus Millionen von Bürgern. Er hat die Mittel dazu nicht, er sollte die dafür notwendigen Informationen nicht haben und auswerten, und es ist nicht seine Aufgabe, Menschen anzunehmen und zu kuscheln. Sie wollen eigentlich Liebe, Akzeptanz und Gemeinschaft. Der Staat ist die falsche Adresse.

     

    2. Den Punkt mit dem hetero- und homonormativ verstehe ich, glaube ich. Aber sind Sie nicht auch irgendwie normativ? Romantisch-normativ? Wenn der Staat also Ressourcen darauf verwenden soll, Beziehungen zu schützen und zu fördern, beispielsweise auch Familienzusammenführungen zu gewähren, warum dann nur für romantische Beziehungen und deren Kinder. Aus meiner Sicht (ganz ehrlich) ist das total absurd und westlich geprägt. Wem man sich romantisch verbunden fühlt, soll total wichtig sein, und mit wem man blutsverwandt ist, nicht. Die einen Beziehungen werden total überhöht, besungen, in Filmen dargestellt, idealisiert, die anderen (die zur Familie im verwandtschaftlichen Sinne) total abgewertet. Herkunft soll keine Rolle spielen, Biologie ist angeblich total unwichtig, und kennen sie einen Film über die verwandtschaftliche Liebe? Wenn ich mich im Fall einer Familienzusammenführung entscheiden müsste, ob ich außer Ehepartner und Kindern noch jemanden zu meiner Familie zählen würde, dann wären das Brüder, Eltern, Cousins und Cousinen, Tanten, Onkel. Das ist mein Ernst. Der Rest ist doch Pipifax. Das Hirn vernebelnde Romantik.

  • HB
    Heinz Boxan

    Unsere Gesellschaft ist auf dem Weg toleranter zu werden. Geschafft hat sie es noch lange nicht. Die Kirche, besonders die katholische und all die ewig Gestrigen mit ihrer verklemmten Moral bremsen kräftig aus, oft dabei Toleranz heucheln. Zynischer geht es kaum.

     

    Lebensgemeinschaften der Heteros, Schwulen und Lesben sollten rechtlich in jeder Beziehung gleichgestellt sein und behandelt werden. Die Bezeichnung „Ehe“ würde ich allerdings bei den Heteros belassen. Lebensgemeinschaft, standesamtlich oder nicht, klingt besser.

    Der Schleier, wenn auch nur symbolisch stört.

     

    Nun habe ich als Hetero doch gewissen Zweifel bezüglich meiner Toleranz, weil ich die Adoption von Kindern bei einer Frauenbeziehung mir besser vorstelle als bei einem Männerpaar. Doch sicher denke ich da ungerecht.

    inribonax

  • N
    nichtallesaufeinmal

    kann man auch nicht verlangen. Sie würden in ihrer persönlichen entwicklung ja auch nicht gleich alles über bord werfen sondern sich schrittweise verändern.

     

    In der gesellschaft sehe ich das ähnlich und schrillheit wird heute in meiner erfahrung wesentlich eher akzeptiert als noch in den 80igern. man denke an die punks. heute kriegt man mit piercings eben auch einen job. und das sind finde ich eben nicht nur oberflächlichkeiten.

     

    so verdruckste schwule wie guido zB haben durch die erweiterte akzeptanz die möglichkeit erhalten, auch mal piep zu sagen - hätten sie vor 20 jahren im leben nie getan. In sofern sehe ich auch die angesprochene Trennlinie innerhalb der szene recht gelassen. Es ist eher so dass diejenigen die mit sich und ihrem Schwulsein bisher probleme hatten nun auch mit dabei sind... herzlich willkommen.

  • C
    chris

    "schrill" meint laut, denn das ist es, was selbst bei mir, die viel mit den Nicht-Normalen zu tun hat, hängen bleibt. Und ehrlich gesagt, nervt es, wenn beispielsweise ein Mann im Fummel, der sich mit viel Aufwand zu etwas Besonderem ausstaffierte für sich Normalität beansprucht, dabei aber so weit aus dem, was man im Alltag als Norm kennt, raus ragt, wie es nur geht.

     

    Wer Normalität will, muss innerhalb der Grenzen der Norm agieren, dann ist er normal. So macht es die Mehrheit und die Abweichungen innerhalb dieser sind verhältnismäßig gering.

     

    Wenn jemand da raus will, ob modisch oder wie auch immer auffällig, muss er damit leben und mit den Reaktionen umzugehen.

     

    Diese Entscheidung, wie laut wir leben, wie auffällig wir sind, treffen wir aber selbst. Die übernimmt keiner für uns. Und dieses Auffallen betrifft immer die Gruppe, innerhalb derer wir leben.

     

    Wenn ich im Süden der USA 140 kg wiege, bin ich nicht auffällig. In Deutschlands Norden habe ich damit Probleme in gesellschaftlichen Zusammenhängen und ganz praktischen Alltagsdingen. Es kommt auf das Umfeld an.

     

    Wenn also wie hier für offene Beziehungen und diverse Konstellationen und Auffälligkeiten Toleranz und Akzeptanz eingefordert wird, so wird man diese oberflächlich natürlich bekommen können, da rechtlich einiges möglich ist.

     

    Gesellschaftlich schieße ich mich aber immer ins Aus, wenn ich anders bin als die Masse. Damit kann ich als Exzentriker zwischen den Normalen leben, mich in eine Gesellschaftsform bewegen, innerhalb derer ich näher an die dortige Normalität rücke oder Dauerjammern, dass die böse Mehrheit sich auch noch so aufführt, als sei sie eine...

     

    Soziologisch ist die Reaktion der Mehrheit dabei sehr verständlich, denn Gruppen leben davon Einheitlichkeiten auszubilden und sich daran zu erkennen, da dies den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.

  • H
    huhN

    " Beziehungen zwischen einer älteren und jüngeren Person"? Was ist damit gemeint?

  • Z
    Zwiegespalten

    Schwule und Lesben sollen meiner Meinung nach auch das Recht haben zu heiraten und dann natürlich auch das Recht auf Ehegattensplitting haben. Wobei ich sagen muss, dass ich das Modell der Ehe für total antiquiert halte. Also ich bin selbst kein freund der Ehe. Und mir kommt es häufig so vor, dass es den Schwulen und Lesben auch nur darum geht, das gleiche Recht wie Heteros, in diesem Fall, zu bekommen. Was ihnen natürlich auch grundsätzlich zusteht. Aber das Modell der Ehe in Deutschland, von Seiten des Staates meine ich, das Ehegattensplitting, steuerliche Vergünstigungen für Eheleute, anderseits schlechtere Lohnsteuerklasse für den einen Partner, im Normalfall die Frau, wobei man das natürlich auch ändern kann, all das finde ich in der heutigen Welt sinnfrei. Schließlich bekommen Eheleute nicht mehr, wie noch vor 50 Jahren, per se Kinder. Und so fragt man sich schon, warum überhaupt Eheleute grundsätzlich steuerlich begünstigt werden sollen. Wenn es dann darum geht, ob Schwule und Lesben als Eltern wohlgemerkt Kinder großziehen sollen, dürfen, tuhe ich mich noch sehr schwer. Schließlich ist man über das kollektive Gedächtnis seit Ewigzeiten geprägt, also dass eine Familie aus Mann und Frau besteht. Also hier bitte ich um Verständnis von den Homos, dass wir uns da einfach noch schwer tun und von den eingebrannten Vorstellungen zu lösen. Prinzipiell finde ich den Ansatz aber nicht schlecht, und darauf wollte ich hinaus, dass meiner Meinung nach Haushalte, in denen Kinder sind, steuerlich bevorzugt werden sollten. Weil da auch Alleinerziehende eingeschlossen wären. Und jemand wie ich, der Ersatzpapa ist, der schon bei der Geburt des Kindes dabei war, aber eben nicht leiblicher Vater ist, würde dann vielleicht auch mal zu seinem Recht kommen - und es sind nicht wenige in Deutschland, denen es so geht wie mir. Jedes Singepaar, keine Kinder, verheiratet, wired begünstigt. Ich, kein leiblicher Vater, seit 8 Jahren mit Frau unhd Kind zusammen, weigere mich zu heiraten, weil ich das für Schwachsinn halte, kriege keine staatliche Begünstigung. Sicher, im Prinzip bin ich selber schuld, wenn ich nicht heiraten will. Aber wenns ums Kind geht, dann sollte man das wenigstens anerkennen, dass einer für den Kleinen da ist, während sich leibliche Väter auch mal aus dem Staub machen.

  • J
    julia

    Danke für den großartiger Artikel, spricht mir aus dem Herzen!

  • MO
    Maria Ostan

    Exzellenter Text.