Homo- und Transphobie in Berlin: Feindbild Queers
Neue Daten der Innenverwaltung zeigen: Die Zahl der queer- und transfeindlichen Straftaten bleibt auch 2023 auf erschreckend hohem Niveau.

Insgesamt führt die Polizeistatistik von Anfang Januar bis Ende Juli dieses Jahres 317 Fälle auf, im gleichen Zeitraum 2022 waren es 232. Und noch etwas zeigen die Daten: Der Anstieg der Zahl der queer- und transfeindlichen Fälle begann bereits in der letzten Jahreshälfte 2022. Schon in diesem Zeitraum wurden 310 Straftaten gezählt. Damals wie heute wurden am häufigsten Beleidigungen gegen LGBTIQ* erfasst, die inzwischen die Hälfte aller Delikte ausmachen (158 Fälle), gefolgt von Gewalttaten (72 Fälle).
Ario Mirzaie spricht mit Blick auf die Queer- und Transfeindlichkeit in der Hauptstadt von einem „erschreckenden Niveau“. Der Sprecher für Strategien gegen Rechts der Grünen im Abgeordnetenhaus führt die Entwicklung vor allem auf die „von Rechten befeuerten Debatten um das Selbstbestimmungsrecht, geschlechtergerechte Sprache und queere Sichtbarkeit in Schulen und öffentlichen Institutionen“ zurück.
Das alles „führt zu mehr Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffen, queer- und transfeindliche Debatten schlagen sich in Gewalt nieder“, sagt Mirzaie der taz. Auffällig an den Zahlen ist in der Tat der starke Anstieg von gegen trans, non-binäre und intersexuelle Personen gerichteten Delikten. Nach 44 Fällen im 1. Halbjahr 2022 wurden in diesem Jahr 78 Fälle erfasst.
Auch die Beratungsstelle Maneo hatte zuletzt deutlich mehr Meldungen von Übergriffen registriert. Maneo-Leiter Bastian Finke hatte nach Übergriffen während der Pride im Juli der taz gesagt, es sei zwar schwierig, aus dem Meldeverhalten tatsächliche Zahlen abzuleiten. „Wir bemerken aber, dass die Anfeindungen auf der Straße viel offensiver werden“, sagte er.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt