Die Wochenvorschau für Berlin: Beamen in ein besseres Zeitalter

Der Transgender Day of Remembrance und der Tag gegen Gewalt an Frauen machen deutlich: Der Kampf für ein selbstbestimmtes Leben ist längst nicht vorbei.

Das Bild zeigt Innensenatorin Iris Spranger beim Hissen einer Transgenderflagge

Gut gelaunt: Auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat schon mal eine Transgenderflagge gehisst Foto: Paul Zinken/dpa

BERLIN taz | Er gilt als Totenmonat. Von Allerheiligen über den Volkstrauertag bis zum Totensonntag: Der November wimmelt nur so von wenig erbaulichen Tagen. Sie stehen für eine Kultur der Trauer und des Gedenkens, wobei sich das Interesse insbesondere jüngerer Ber­li­ne­r*in­nen an den ritualisierten Trauertagen schwer in Grenzen halten dürfte.

Anders verhält es sich mit dem Transgender Day of Remembrance, der an diesem Montag weltweit in Gedenken der Opfer transfeind­li­cher Gewalt begangen wird. Der Aktionstag geht zurück auf den Mord an Rita Hester, einer trans Frau, die 1998 aufgrund ihrer Geschlechtsidentität im US-Staat Massachusetts erstochen wurde.

Man sollte meinen, dass in einer Zeit, in der die Rede ist von fliegenden Autos und schwebenden Zügen, die vollständige Akzeptanz von trans Personen längst erreicht sein müsste. Schließlich wird seit Jahrzehnten aufgeklärt und sensibilisiert, es gibt rechtliche Fortschritte und erhöhte Medienpräsenz. Aber nach wie vor sind trans Personen Zielscheibe blindwütigen Hasses.

Auch die ach so liberale Hauptstadt ist von ganzheitlicher Toleranz noch weit entfernt. Allein 2021 verzeichnete Berlin 456 polizeilich registrierte Fälle. Die Tendenz ist seit Langem steigend, die Dunkelziffer dürfte heute wie damals deutlich höher liegen.

Bittere Realitäten

Um ihrer zu gedenken, findet am Montag unter anderem eine Kundgebung auf dem Alexanderplatz statt. Vor dem Hauptgebäude der Alice-Salomon-Hochschule in Hellersdorf und dem Rathaus Lichtenberg werden im Laufe des Tages Transgenderflaggen gehisst. Durch Lichtenberg soll am Abend schließlich ein Trauermarsch vom Rathaus zum Kieztreff an der Hagenstraße ziehen.

Ebenfalls in dieser Woche wird eines weiteren Bevölkerungsteils gedacht, der – was gern mal übersehen wird – auch nur schlappe 50 Prozent unserer Gesellschaft ausmacht: Frauen. Dass jede dritte Frau in Deutschland von körperlicher Gewalt betroffen ist und zwei von drei Frauen sexuelle Belästigung erleben müssen, ist Realität – dass das nicht hinzunehmen ist, logische Konsequenz.

Immer wieder werden Frauen Opfer grausamer Femizide. Erst vor zwei Wochen wurde die 21-jährige Leonie F. in Hannover von ihrem Ex-Freund erstochen. An weibliche Opfer wie sie wird jedes Jahr am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, erinnert. Auch in Berlin rufen feministische Organisationen zu Aktionen, Kundgebungen, Demonstrationen auf.

Unter anderem zieht bereits am Freitagvormittag eine Demonstration vom Potsdamer Platz zum Abgeordnetenhaus. Die Forderung ist so klar wie wohl noch lange wenig selbstverständlich: Für ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben für alle.

Beam me up, Scotty

Es sind nicht eben Flinta*-freundliche Zeiten. Umso lieber würde man sich als Frau manchmal gern in andere Realitäten beamen. Zum Beispiel in solche, in denen je­de*r seine Geschlechtsidentität und Sexualität frei ausleben kann. Der Frage, ob Beamen eines Tages möglich sein könnte, widmet sich – allen Ernstes – am Freitagnachmittag die Berliner Hochschule für Technik im Haus Grashof in Wedding.

In einer „intergalaktischen Vorlesung“, Titel: „To beam or not to beam?“, spricht der Systemtheoretiker Hubert Zitt über die Realisierbarkeit dieser Technologie. Wir drücken die Daumen für alsbaldige Fortschritte.

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