Holocaust-Mahnmal in Verden abgebrannt

Polizei hält rechtsextremen Anschlag für wahrscheinlich

BERLIN taz ■ Für das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus gab es im niedersächsischen Verden seit drei Jahren einen besonderen Ort: Hinter dem Berufsschulzentrum hatten Jugendliche gemeinsam mit dem Verein für Regionalgeschichte einen historischen Waggon der Reichsbahn zum Mahnmal für NS-Zwangsarbeiter ausgebaut. Auch zum heutigen Holocaust-Gedenktag waren die Verdener dorthin zum Gedenken eingeladen. Doch von dem Waggon, der an die Deportationen in der Nazi-Zeit erinnerte, ist nur noch ein Gerippe übrig. Ein Feuer hat den Wagen und die darin untergebrachte Ausstellung zerstört.

Die Verdener Polizei hält eine Brandstiftung für „wahrscheinlich“. Ermittelt werde jedoch in alle Richtungen, hieß es gestern, auch ein technischer Defekt sei nicht ausgeschlossen. Das Feuer war in der Nacht zum Freitag entdeckt worden. Wegen des Verdachts eines rechtsextrem motivierten Anschlags übernahm die politische Abteilung der Staatsanwaltschaft den Fall.

Eine technische Panne, just vor dem Holocaust-Gedenktag? „Ich halte das für sehr unwahrscheinlich“, sagt Almut Lüpkes, Leiterin des Berufsschulzentrums. Schließlich hätten Rechtsextreme aus der Region bereits bei der Einweihung des Mahnmals vor drei Jahren mit Attacken gedroht. Ein inzwischen gestorbener Altnazi habe explizit gewarnt, man werde den Waggon „abfackeln“, berichtet die Rektorin. „Die Anlage ist den NPD-Leuten hier ein Dorn im Auge gewesen“, sagt auch Werner Meincke vom Verdener Bündnis gegen Rechtsextremismus.

Im benachbarten Dörverden besitzt der Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger den Heisenhof, eine ehemalige Bundeswehranlage, die nun als Treffpunkt für NPD und Kameradschaften dient. Ihre Schule, berichtet Lüpkes, habe sich offen gegen das rechtsextreme Zentrum positioniert.

Nur Stunden vor dem Brand waren Neonazis im benachbarten Rotenburg beim Vorbereitungstreffen einer Schülerinitiative für eine Kundgebung am Holocaust-Gedenktag aufgetaucht, um die Jugendlichen einzuschüchtern. Laut Polizei kamen einige der Störer aus dem „Heisenhof-Spektrum“, auch der Verdener JN-Chef Daniel Fürstenberg sei dabei gewesen.

Das Holocaust-Gedenken am Verdener Berufsschulzentrum soll trotz des Feuers nicht ausfallen. Was man mit dem zerstörten Waggon umgehen werde, wolle sie mit Schülern und Kollegium diskutieren, kündigte die Schulleiterin an: „Auf jeden Fall wird die Anlage von nun an ein doppeltes Mahnmal sein.“ ASTRID
GEISLER, ANDREAS SPEIT