Hollande trifft Putin in Moskau: Warten auf die Kriegsschiffe
Frankreichs Staatschef Hollande trifft den russischen Präsidenten Putin. Putin fordert das Ende der ukrainischen Blockade im Konfliktgebiet Donbass.
MOSKAU dpa| Kremlchef Wladimir Putin hat nach einem Krisentreffen in Moskau mit dem französischen Präsidenten François Hollande ein Ende der Blockade gegen das Konfliktgebiet Donbass gefordert. Wenn die ukrainische Regierung die Gebiete Donezk und Lugansk weiter wirtschaftlich isoliere, dann werde es schwer, die territoriale Unversehrtheit des Landes wiederherzustellen, sagte Putin am Samstag. Die russischsprachige Bevölkerung im Donbass beklagt etwa, keine Sozialleistungen und Renten mehr zu erhalten.
Hollande und Putin riefen die Konfliktseiten auf, das Blutvergießen zu beenden und den im September vereinbarten Friedensplan zu erfüllen. „Die Lage dort ist tragisch. Wir sehen, dass immer noch Menschen dort sterben. Und ich hoffe sehr, dass in nächster Zeit eine endgültige Entscheidung im Zusammenhang mit der Waffenruhe vereinbart wird“, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.
Russland wirft der Ukraine vor, seit Wochen selbst eine Abspaltung des Konfliktgebiets voranzutreiben. Die Separatistengebiete und die Ukraine seien aufeinander angewiesen, betonte Putin. Unter anderem müssten auch Banken wieder ihre Arbeit aufnehmen, damit sich ein normales Leben entwickeln könne.
„Es müssen endlich die wirtschaftlichen Verbindungen wieder aufgenommen werden. Es muss Kohle dorthin geliefert werden, damit sie im Gegenzug mit Strom versorgt werden“, sagte Putin. Der umkämpfte Donbass ist die Kohleregion der Ukraine. Wegen des Konflikts stehen Schachtanlagen still. Weil ukrainische Kraftwerke zu wenig Kohle haben, bricht landesweit immer wieder die Energieversorgung zusammen.
Es geht um Hubschrauberträger
Nach dem Treffen mit Hollande sagte Putin auch, dass Russland von Frankreich weiter die vereinbarte Lieferung des Hubschrauberträgers der Mistral-Klasse erwarte. Der Streit um die seit dem 14. November verzögerte Lieferung des Kriegsschiffes sei aber nicht zur Sprache gekommen, betonte Putin.
„Es gibt einen Vertrag. Das ist ein juristisches Dokument. Wir gehen davon aus, dass das erfüllt wird“, sagte Putin. Aber auch auf eine andere Entwicklung sei Russland eingestellt. „Natürlich hoffen wir, dass wir das Geld, das wir bezahlt haben, zurückerhalten.“ Dabei geht es um 1,2 Milliarden Euro. Russland hatte Frankreich damit gedroht, eine Vertragsstrafe einzuklagen. Hollande hatte die vorläufige Nichtlieferung zuletzt mit den im Ukraine-Konflikt gespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen erklärt.
Hollande hatte auf seiner Rückreise von der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan in Moskau einen Zwischenstopp eingelegt. Er hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Staats- und Regierungschefs der Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs gemeinsam größere Anstrengungen für eine diplomatische Lösung der Krise unternehmen. „Wir müssen (...) versuchen, einen Prozess der Deeskalation zu beginnen“, hatte er gesagt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut