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Holland bei der WMAuf Rekorde abonniert

Das Stürmerspiel der Niederländerin Vivianne Miedema sucht im Weltfußball seinesgleichen. Doch bei dieser WM kann sie noch nicht überzeugen.

Vielseitig: Vivianne Miedema ist sowohl Vorbereiterin als auch Vollstreckerin Foto: ap

Paris taz | Wo das noch hinführen soll? Vivianne Miedema weiß es nicht. 22 Jahre alt ist die niederländische Stürmerin erst und hat schon 60 Tore für das Nationalteam geschossen, mehr als jede andere. Erreicht war diese Wegmarke nach ihrem zweiten Treffer zum 3:1-Endstand im zweiten Gruppenspiel gegen Kamerun. Gefeiert hat sie den Rekord mit einer Rolle auf dem Rasen. Es war eine Wette mit ihrem Bruder, sonst hätte sie den Quatsch nicht gemacht. Ihre Show sind die Tore, nicht der Jubel darüber. „Wie wäre es mit einem Flickflack?“, will nach dem Spiel einer wissen. „Nein, nein, keine Turnübungen mehr!“, sagt sie.

Beim Spiel um den Gruppensieg gegen Kanada am Donnerstag (18 Uhr, ZDF Stream) wird sie auf eine andere große Stürmerin treffen. Christine Sinclair ist auch gerade dabei, einen Rekord zu brechen, der für die Ewigkeit gedacht schien. 181 Tore hat die 36-jährige Kanadierin für ihre Auswahl geschossen. Drei fehlen ihr noch zur Bestmarke von Abby Wambach. Sinclair mag Wambach noch erreichen, aber eigentlich ist der Rekord schon jetzt für Vivianne Miedema reserviert.

Sie weiß genau, was von ihr erwartet wird. Und sie erwartet das auch von sich selbst. Zu dem Vergleich mit Sinclair sagte sie: „Ich bin 22 und sie ist 36, also habe ich noch vierzehn Jahre Zeit.“ So einfach ist das. „Es wird mit Sicherheit noch einige Tore geben, wenn ich fit bleibe und mein Niveau halte.“

Und diese Tore können sich sehen lassen. Das Stürmerspiel von Miedema sucht derzeit im Weltfußball seinesgleichen. Kaum eine ist derart stabil im Sturmzentrum, kaum eine verfügt über ein derart präzises Kopfballspiel, und sie ist zielstrebig, wenn sie mit Anlauf dem gegnerischen Strafraum nähert. Auch ihre Rolle als Prellstürmerin im Aufbauspiel beherrscht sie. Ihre Pässe von der Mitte des Spielfelds auf die Außenpostionen verhelfen dem Spiel der Niederlande zu der Schnelligkeit, für das sie gefürchtet sind. Miedemas Anteil am EM-Titel, den die Niederlande vor zwei Jahren im eigenen Lande gewinnen konnten, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Tore hat sie vor zwei Jahren natürlich auch geschossen. Vier waren es. Eines weniger als die Engländerin Jody Taylor. Nicht alles, was Miedema anpackt, mündet in einen Rekord.

Einmalige Erlebnisse

Nichtsdestotrotz ist ihre Karriere voller einmaliger Erlebnisse. Der niederländische Torrekord steht in ihrer Bestenliste nicht ganz vorne. Nicht zu vergleichen sei das mit dem Gefühl, das sie gehabt habe, als sie mit den Niederlanden das Finale der EM 2017 gewonnen hat. Zwei Tore hat sie im Endspiel gegen Dänemark geschossen. „Dieses Gefühl werde ich wahrscheinlich nie wieder erleben.“ Einmalige Erlebnisse sammelt Vivianne Miedema wie kaum eine Zweite: „Das erste Mal bei einem Länderspiel dabei zu sein und da ein Tor zu schießen, war auch nicht schlecht“, hat sie gesagt. 16 Jahre alt war sie da.

Und sie war noch keine 18, als bekannt wurde, dass sie von ihrem Heimatklub SC Heerenveen zum FC Bayern München wechseln würde. Mit ihr kam der große Erfolg zu den Bayern. Die waren in den 70er Jahren mal deutscher Meister gewesen und dann lange keine Spitzenmannschaft mehr. Mit Miedema holten sie 2016 und 2017 zweimal die Meisterschale. Im Jahr darauf wurde Bayern Zweiter, hatte die Qualifikation für die Champions League geschafft, und doch entschied sich Miedema für einen Wechsel nach England. Sie heuerte beim FC Arsenal in London an, obwohl der die Champions-League-Qualifikation verpasst hatte. Es war ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Bundesliga keine Spielerin halten kann, die eine große Profikarriere anstrebt. In der Saison 2018/19 wurde sie mit Arsenal Meister. 22 Tore schoss sie in der Women’s Super League – mehr als jede andere, klar.

Dennoch macht sie sich Sorgen, was den Erfolg bei dieser WM angeht. Denn das Spiel der Niederländerinnen, die mit ihrem Tempofußball bei der EM vor zwei Jahren begeistert haben, ist ein wenig eingeschlafen. Mit dem Spiel gegen Kamerun war sie alles andere als zufrieden. Alles müsse besser werden, sogar sie selbst.

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