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Hohe Abgaswerte bei AutoherstellernErst Dreck, dann Druck

Fahrzeuge von Mercedes und BMW zeigen in Tests überhöhte Werte. Die Hersteller bestreiten die Probleme – und bedrohen Prüfer und Medien.

Auch Daimler ist betroffen. Foto: ap

Berlin taz | Es war eine bemerkenswerte Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte eingeladen, um über neue Abgastests zu informieren, die nicht nur VW betreffen. Etwa die Hälfte der rund 20 Teilnehmer waren aber keine Journalisten, sondern Anwälte und Mitarbeiter von Autokonzernen. Mit Mobiltelefonen nahmen einige von ihnen jedes gesprochene Wort auf und fotografierten die am Eingang ausliegende Teilnehmerliste. Als dieser Vorgang dokumentiert werden sollte, verließen sie mit verdecktem Gesicht fluchtartig das Gebäude.

Das Ziel war klar: Mercedes und BMW wollen unliebsame Berichte verhindern. Schon im Vorfeld hatten Anwälte im Auftrag der Konzerne die DUH vor Anschuldigungen gewarnt. Sollte der Verband „auch nur irgendwie die Behauptung aufstellen“, dass Mercedes „Abgaswerte manipuliert habe“, werde man „mit aller gebotenen Nachhaltigkeit“ dagegen vorgehen und den Verband „für jeden wirtschaftlichen Schaden, der meiner Mandantin dadurch entsteht, haftbar machen“, schreibt der Berliner Anwalt Christian Schertz. Zugleich verlangt er, dass diese Drohung geheim bleibt: Das Schreiben dürfe nicht öffentlich werden, sonst drohten „gesonderte rechtliche Schritte“.

Zumindest über diese Warnung setzte sich die DUH hinweg, indem sie das Schreiben auf ihre Homepage stellte und in der Pressekonferenz daraus zitierte. Ansonsten zeigten die Drohungen aber Wirkung. Der Verband stellte zwar detaillierte Messergebnisse vor, die zeigen, dass auch Fahrzeuge von BMW und Mercedes einen deutlich erhöhten Stickoxid-Ausstoß haben, wenn auf der Straße statt im Prüfstand gemessen wird. Doch mit Schlussfolgerungen hielt sich die DUH zurück.

Dabei sind die Ergebnisse recht klar: Die DUH hatte an der Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule in der Schweiz einen Diesel-Pkw von Mercedes aus dem Jahr 2011 messen lassen. Dabei zeigte sich, dass er nach den bei den Tests üblichen drei Messzyklen am Vortag bei einer weiteren Messreihe nach einem Kaltstart die vorgegebenen Stickoxid-Grenzwerte einhielt. Wurde der gleiche Test anschließend im warmen Motorenzustand erneut durchgeführt, war das Ergebnis mehr als doppelt so hoch, der Grenzwert wurde weit überschritten.

Naheliegend, dass auch hier eine Abschaltvorrichtung eingesetzt wird

Weitere Tests durch das gleiche Labor ließ das ZDF-Magazin „Frontal 21“ durchführen. Dabei wurden der Mercedes sowie ein BMW und ein Volkswagen zunächst auf dem Prüfstand getestet. Anschließend wurde der Fahrzyklus des Labors computergestützt auf der Straße simuliert, dabei wurden die Abgase gemessen. Bei dem VW handelte es sich um ein Fahrzeug, bei dem bereits bekannt ist, dass es eine illegale Abschaltvorrichtung nutzt, die mit einer Software die Testsituation erkennt und dafür sorgt, dass die Abgase dabei deutlich besser gereinigt werden als im Alltagsbetrieb. Hier waren die gemessenen Werte auf der Straße rund viermal so hoch wie im Labor.

Die Messwerte sind kaum zu erklären

Doch auch die beiden anderen Fahrzeuge, deren Hersteller die Verwendung illegaler Abschaltvorrichtungen bisher vehement verneinen, zeigten auf der Straße bei exakt gleicher Fahrweise wie im Labor stark erhöhte Werte: Sowohl beim BMW als auch beim Mercedes waren sie nach Abzug der Messungenauigkeit knapp dreimal so hoch. Dennoch bestritten die Hersteller auch gegenüber dem ZDF jedes illegale Vorgehen. Daimler-Sprecher Jörg Howe sagte zur taz, dass es sich bei den getesteten Wagen um Gebrauchtfahrzeuge handele. „Niemand kann ausschließen, dass sie beschädigt oder von Dritten manipuliert worden sind.“ Gegenüber dem ZDF nennen BMW und Mercedes als mögliche Gründe für die Abweichung die Ungenauigkeit des Messgeräts sowie den Einfluss von Temperatur, Straßenbelag und Wind.

Experten halten das für wenig überzeugend. „Es gibt keine technische Erklärung, warum sich Werte auf der Straße sich dermaßen von denen im Labor unterscheiden“, betont Kai Borgeest vom Zentrum für Verbrennungsmotoren an der Uni Aschaffenburg. Die Abweichungen seien viel zu groß, um durch Messungenauigkeiten oder Wettereinfluss verursacht worden zu sein. „Es ist sehr naheliegend, dass hier ebenfalls eine Abschaltvorrichtung eingesetzt wird“, sagt Borgeest. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“

Der Abgas-Experte Axel Friedrich, der früher beim Umweltbundesamt arbeitete und als freier Berater die Tests für Umwelthilfe und ZDF begleitet hat, hält die Messwerte ebenfalls für „physikalisch-chemisch nicht zu erklären“. Auf die Frage, ob es aus seiner Sicht eine andere Erklärung gibt als eine illegale Abschaltvorrichtung, antwortet er ausweichend: „Meine Haftpflichtversicherung reicht nicht aus, um dazu eine Aussage zu treffen.“

Auch das ZDF hatte vor Ausstrahlung des Beitrags warnende Schreiben von Anwälten der Konzerne bekommen. Zudem sei in Deutschland keine Prüfeinrichtung bereit, Abgastests für Umweltverbände oder Medien durchzuführen, berichtet DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Niemand will die Aufträge der Autokonzerne verlieren.“ Und auch Wissenschaftler, die sich zu dem Thema äußern, spüren Druck, berichtet Borgeest. Denn die meisten Universitäten seien auf Aufträge aus der Industrie angewiesen. „Darum besteht eine geringe Bereitschaft, Dinge beim Namen zu nennen.“

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5 Kommentare

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  • Danke, hier weiß ich wieder mal, wozu eine unabhängige Zeitung gut ist.

     

    Der Link zur DUH-Pressemitteilung im dritten Absatz funktioniert nicht, richtig ist http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=3703&cHash=ee2a4d65b10670096c9026333978bdc7

  • Liebe Freunde der taz,

    haben Sie bei Ihrer fachlichen Recherche berücksichtigt, dass die Abgasgrenzwerte im NEFZ lediglich für die Homologation relevant sind. Die Messbedingungen sind klar definiert um Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller relativ zueinander vergleichbar zu machen. Jede noch so kleine Abweichung der Prüfbedingung durch einen nicht eindeutig definierten Zustand macht jedes Messergebnis völlig wertlos. Der Gesetzgeber hat hierfür in den EOBD Anforderungen seit EU5 einen sog. IUPR (In-Use-Performance-Ratio) ins Leben gerufen. Dieser definiert u.a. (& noch vieles Mehr) einen Maximalgrenzwert für Emissionen während des Fahrbetriebes. Die OBD Überwachung des Fahrzeuges muss also sicherstellen dass zu keinem Zeitpunkt diese Grenzwerte überschritten werden. Falls dies doch der Fall ist muss eine entsprechende Fehlermeldung erfolgen. Die EU5 Grenzwerte für Nox sind demnach 540 mg/km. Die holologationsrelevanten EU5 Grenze liegt jedoch bei 180 mg/km. D.h. die Fahrzeuge dürfen im Feld 300% höher liegen. Viele Grüße

    • @Peter Hirsch:

      Palmström 2.0¿!

       

      kurz -> Da schloß er messerscharf

      Daß nicht sein kann -

      Was nicht sein darf;!¡)

       

      aka - > Stern schon am Morgen

      Garantiert Abgashoch & Sorgen.

      SUV a Porsche et al = Saufen!

      BolidenxTonne=HaareRaufen!

      =Lobbying - Ihr Ding!(

      So geht das.

  • Da ja dem Anschein nach nur auf dem Teststand bei VW Mercedes & Bmw und und ggf. weiteren nicht getesteten Herstellern die Werte zu hoch sind, so stelle ich mir vor das hier ein Bewegungssesensor in Form von einem Gyroskop wie bei nem Smartphone das mit regeln könnte, oder ? Nun ja, irgendwas stinkt hier ja im warsten Sinne des Wortes zum "Himmel".

    Bin ja gespannt ob dazu noch was neues kommt. Verlieren die Autos eigentlich die Umweltplakette ?

  • "…Sollte der Verband „auch nur irgendwie die Behauptung aufstellen“, dass Mercedes „Abgaswerte manipuliert habe“, werde man „mit aller gebotenen Nachhaltigkeit“ dagegen vorgehen und den Verband „für jeden wirtschaftlichen Schaden, der meiner Mandantin dadurch entsteht, haftbar machen“, schreibt der Berliner Anwalt Christian Schertz. Zugleich verlangt er, dass diese Drohung geheim bleibt: Das Schreiben dürfe nicht öffentlich werden, sonst drohten „gesonderte rechtliche Schritte“.…"

     

    Na komm - für son

    Dünnschiß haben wir diese

    Schreckschußknallköppe

    Studieren lassen¿!

    Ah - Geh!

     

    kurz - So tönen

    Rechtsverdreher -

    Wennse nix auffe Pfanne haben.

    Alles nur - Heiße Abgasluft;!¡)